Goethe und Schiller inmitten von Skatern, historische Fassaden, die dank modernster Projektionstechnik ein neues Gesicht bekommen, Bach mit Technosound – immer, wenn man denkt, man kriegt Weimar zu fassen, entgleitet es wieder. Weimar, das ist mehr als Goethe und Schiller, das ist Barhopping in der Altstadt, das ist Sonnenbaden im historischen Park. Und vor allem eins ist Weimar entgegen seinem Ruf nicht: verschlafen!
Einschlafen wirst du in Weimar an einem Samstagabend zwar ganz in Ruhe, wenn du das willst. Die Stadt ist aber mit Sicherheit noch wach. Wenn du das richtige Sträßchen oder Gässchen kennst, kannst du genauso gut ein Bier oder ein Glas Wein unter Studierenden der zwei Hochschulen, Touristen und Weimarern trinken. Die Clubkultur mag nicht mit der von Großstädten wie Berlin vergleichbar sein. Dafür gibt es eine Menge schöner und uriger Bars und Kneipen, die du unbedingt kennenlernen musst. Aber nicht nur das, viele historische Orte wurden von Initiativen oder Vereinen aufgepeppt und ins Heute geholt: Geh ins Kino im alten E-Werk, besuch ein Kulturzentrum in einer alten Schule oder hör dem Bürgerradio zu, das aus einem Lesesaal aus Weimars silbernem Zeitalter sendet. Heute und Damals existieren miteinander.
Wenn du die Weimarer Museen entdecken willst, hast du eine große Auswahl. Aber auch hier ist die Stadt nicht bei Goethe und Schiller stehengeblieben. Musikliebhaber, Designfanatiker und Freizeithistoriker, alle kommen auf ihre Kosten. Ausstellungen zu den beiden Dichtern gibt es trotzdem genug, keine Sorge. Die vielfältige Museenlandschaft bietet eine Mischung aus Klassikern, wie dem Goethe-Nationalmuseum, und modernen Häusern, zum Beispiel den zahlreichen Galerien. Mit dem 2019 eröffneten Bauhausmuseum wurde dem Quartier Weimarer Moderne Leben eingehaucht. Das Areal beleuchtet vor allem die ambivalente Geschichte der Stadt vom Ende des 19. Jhs. bis in die Gegenwart. Auch das 2019 neu eröffnete Museum Neues Weimar und die durch das Bauhaus-Museum kuratierte Ausstellung im Gauforum zur Geschichte des Gebäudes gehören dazu. Nicht zuletzt ist Weimar Unesco-Welterbe-Stadt: Alle bis auf eine der thüringischen Welterbestätten sind hier zu finden.
Das Bauhausmuseum ist nicht die einzige Erinnerung an die Zeit, in der Walter Gropius in Weimar das Staatliche Bauhaus gründete. Heute tritt die Bauhaus- Universität das Erbe einer der einflussreichsten Kunstschulen des 20. Jhs. an. Jedes Jahr im Juli laden die Studierenden zur Summaery, ihrer Jahresschau. Vier Tage lang hast du die Chance, in Arbeitsräumen und Werkstätten zu sehen, was der Bauhaus-Nachwuchs aus der Tradition gemacht hat. Performances, Ausstellungen oder Filmvorführungen stehen auf dem – kostenlosen – Programm. Nie kommst du dem Bauhaus von damals und heute näher als an diesen Tagen. Daneben solltest du dir zum Beispiel das Haus am Horn ansehen, ein Musterhaus aus den 1920er-Jahren, oder das Wohnprojekt Neues Musterhaus, das die Bauhaus-Ideen in die Zukunft führen will.
Und auch sonst ist Weimar im Heute angekommen, ohne den kreativen Geist von Goethe, Gropius und Co aufzugeben: Beim Spacekid-Headcup brettern selbst gebastelte, wahnwitzig gestaltete Seifenkisten die Straßen runter, beim Festival Genius Loci bespielen internationale Künstler Häuserfassaden mit Projektionen, beim Poetryfilmfestival werden experimentelle Kurzfilme gezeigt und diskutiert und beim Yiddish Summer versammeln sich Musiker und Wissenschaftler aus der ganzen Welt in Weimar. Die Stadt kann Kunst ganz klassisch, aber auch ganz anders.
Französisch, italienisch, thüringisch oder doch lieber koreanisch? Weimar bietet nicht nur in Sachen Kunst internationale Qualität, sondern auch bei der kulinarischen Auswahl. Wenn du also an einem warmen Sommerabend in der Stadt bist, such dir eins der vielen Restaurants und Bistros aus und genieß das Essen in der Abendsonne. Und dann spazierst du durch die kleinen Gässchen der Altstadt und zum Theaterplatz. Setz dich auf eine der Bänke vor Herzogin Anna Amalias Wittumspalais und genieß die Stimmung. Hier versammelt sich alles, was die Stadt ausmacht: Direkt vor dir erinnern Goethe und Schiller, in Bronze gegossen, an die Zeit der Weimarer Klassik. Hinter ihnen steht das Deutsche Nationaltheater, in dem sich Deutschland seine erste demokratische Verfassung gab. An der Seite des Gebäudes erinnern Gedenktafeln an den Zweiten Weltkrieg und Weimars Geschichte im Nationalsozialismus. Und auch zu DDR-Zeiten wurde das Theater bespielt. Du siehst Touristen, die durchs Zentrum schlendern, Eis schleckende Familien, Studierende, die sich auf ein Bier treffen. Im Sommer tanzen manchmal Paare Tango und Skater üben ihre Tricks, während sich anderswo die ersten Besucher fürs Theater schickmachen. Der Theaterplatz zeigt: Weimar hat viele verschiedene Seiten. Langweilig muss es hier wirklich niemandem werden.
Weimar liegt in der Mitte Deutschlands. Du erreichst es über die A 4, A 9, B 7 oder B 85.
Der ICE-Knotenpunkt Erfurt ist mit der Bahn 15 Min. entfernt. Von Berlin aus brauchst du mit dem Zug 2 1/4 Std. nach Weimar. Von München sind es 3 3/4 Std. Wenn du aus Köln kommst, musst du etwas mehr als 4 Std. einplanen. Flixbus fährt in 3 Std. 20 Min. von Berlin oder in knapp 5 Std. von Frankfurt a. M. direkt nach Weimar. Fernbusse und Züge kommen am Hauptbahnhof an. Von dort fährt jeder Bus bis auf die Linie 3 in die Innenstadt zum Goetheplatz.
Nächstgelegene Flughäfen sind Erfurt/ Weimar (25 km), Leipzig/Halle (120 km) und der Frankfurt Airport (300 km).
Markt 10 | Tel. 03643 74 50 | weimar.de
Schwanseestr. 17 | Tel. 0364 3 76 22 55
In Weimar surfst du kostenlos über das WLAN-Netzwerk Energie-Hotspots, zum Beispiel auf dem Bahnhofsvorplatz, dem Stéphane-Hessel- Platz, dem Goetheplatz, dem Theaterplatz und auf dem Frauenplan.
– Polizei: Tel. 110
– Rettungsdienst/Feuerwehr: Tel. 112
– Ärztlicher Notdienst: Tel. 11 61 17
– Apotheken-Notdienst: Tel. 0800 00 2 28 33
– Sophien- und Hufeland-Klinikum | Henry-van-de-Velde-Str. 2 | Tel. 03643 5 70
Ein Fahrrad kannst du bei der Grünen Liga Thüringen (Goetheplatz 9b | Tel. 03643 49 27 96 | grueneliga-thueringen.de) und im Hotel Dorint Am Goethepark Weimar (Beethovenplatz 1–2 | Tel. 03643 87 20 | hotel-weimar.dorint.com) leihen. E-Bikes verleiht Lokaltermin (Kaufstr. 11 | Tel. 03643 77 72 10 | lokaltermin-reisen.de). Achtung, es gibt viele kleine Straßen mit Kopfsteinpflaster, die eine Radtour zur Holperpartie machen können.
Tickets gibt es an den Tageskassen und bei der Tourist-Information, für Häuser der Klassik-Stiftung auch online (tickets.klassik-stiftung.de). Einige Museen der Klassik-Stiftung haben ein begrenztes Tageskontingent. Du solltest vorab online Zeitfenster-Karten reservieren. Im Kapitel „Sightseeing“ findest du bei den betroffenen Häusern einen Hinweis.
Nicht alle Museen in Weimar sind barrierefrei. Die Klassik-Stiftung und die Tourist-Information informieren dazu auf short. travel/wei8 und short.travel/wei9. Dort können Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Behinderung auch spezielle Touren buchen.
Kinder unter 16 Jahren haben in den Museen der Klassik-Stiftung freien Eintritt. Ausnahme sind spezielle Kinderveranstaltungen. Alle Angebote für Kinder und Familien unter short.travel/wei10.
Im Bauhausmuseum, Museum Neues Weimar, Haus am Horn und Nietzsche- Archiv dient die App Bauhaus+ als multimedialer Begleiter. Für diese Häuser sowie für das Haus Hohe Pappeln können Besucher außerdem das Kombi-Ticket Moderne (20 Euro) erwerben. Es berechtigt zum einmaligen Eintritt in jedem dieser Häuser bis zum 31. Dezember des jeweiligen Jahres.
Du kannst an verschiedenen öffentlichen Führungen (8 Euro) teilnehmen oder dich mit dem Belvedere-Express (20 Euro), einem nachgebauten historischen Bus, durch die Stadt fahren lassen. Es empfiehlt sich, vorab online Tickets zu buchen, du bekommst sie aber auch bei der Tourist-Information. Treffpunkt ist jeweils vor der Tourist-Information. Wenn du gern individuell unterwegs bist, aber auf eine Führung nicht verzichten willst, leih dir in der Tourist-Information den multimedialen I-Guide (10 Euro pro Tag). Weitere Informationen und Buchung von Führungen unter short.travel/wei11.
– Das Weimar-Taxi | Tel. 03643 7 40 22 22 | dasweimartaxi.de
– Taxibetrieb Daniel Böhme | Tel. 03643 77 27 80 | taxi-boehme.de Meist stehen auch am Hauptbahnhof, Goetheplatz oder Theaterplatz Taxis bereit.
Die Weimar-Card kostet 32,50 Euro und gilt ab der ersten Nutzung 48 Std. Darin enthalten sind der Eintritt in eine ganze Reihe von Museen, die Teilnahme an Stadtführungen der Tourist- Information sowie verschiedene Ermäßigungen, etwa auf Karten für das Deutsche Nationaltheater. Außerdem kannst du damit kostenlos Bus fahren. Du bekommst die Weimar-Card bei der Tourist-Information, online unter short.travel/wei12 und in Einrichtungen der Klassik-Stiftung.
Tagesausflügler sollten sich vorab Parkmöglichkeiten raussuchen. Kostenfrei stellst du dein Auto auf dem P+R-Parkplatz Marcel-Paul-Straße ab. Kostenpflichtig sind die Parkplätze Über der großen Sackpfeife, Hermann-Brill-Platz und an der Berkaer Straße. Parkhäuser und Tiefgaragen gibt es am Einkaufszentrum Weimar-Atrium, an der Hauptpost, an Goethes Wohnhaus, am Schillerkaufhaus und bei der Weimarhalle. Das Parkleitsystem beginnt an den Stadteingängen.
Neun Buslinien verbinden Stadtränder und Zentrum. Alle halten am Goetheplatz. Bis auf die Linie 3 fahren alle den Hauptbahnhof an. Einzelfahrt: 2,20 Euro, Vierfahrtenkarte: 7,90 Euro. Für Vielfahrer lohnt sich die Tageskarte für 5,60 Euro. Mit der Weimar-Card fährst du kostenlos. Wer das Umland erkunden will, nutzt am besten die Regionalbahn. Erfurt und Jena erreichst du in 15 Min. Mit dem VMT-Hopper-Ticket fährst du für 9,90 Euro an einen bis zu 50 km entfernten Bahnhof in Thüringen und zurück. Für mehrere Fahrten an einem Tag lohnt sich ein Thüringen- Ticket. Eigene Kinder und Enkel unter 15 Jahren fahren auf beiden Tickets umsonst mit.
Neujahr
Karfreitag, Ostermontag
Tag der Arbeit
Christi Himmelfahrt
Pfingstmontag
Tag der Deutschen Einheit
Reformationstag
Weihnachten
Ostermarkt: Kurz vor dem Osterfest wird der Start in den Frühling gefeiert. Weimars Innenstadthändler und Gastronomen präsentieren Kunsthandwerk und leckere Spezialitäten.
Spacekid-Headcup (skhc.de): Legendäres Seifenkistenrennen am 1. Mai. Kleine und große Rennfahrer fetzen in selbst gebastelten Gefährten die steilen Straßen Weimars runter.
Blumenmarkt: Ende Mai verwandelt sich der Marktplatz in ein Blumenmeer. Nicht nur was für Freizeitfloristen und Hobbygärtner, denn die Farbenpracht ist ein toller Anblick.
Köstritzer Spiegelzelt (koestritzer-spiegelzelt.de): Sieht aus wie ein Zirkuszelt aus Holz und Leinwand, ist aber eine Veranstaltungshalle. Von Ende Mai bis Ende Juni buntes Programm mit Musik und Kabarett.
Poetryfilmfestival (filmpoetry.com): Internationales Festival Ende Mai, Anfang Juni. Gezeigt werden experimentelle Kurzfilme, die versuchen, literarische Texte in Bilder zu fassen.
Somedate (somedate.de): Elektrofestival Anfang Juni auf dem Ettersberg. Einen Tag und eine Nacht lang unter freiem Himmel tanzen, essen und feiern.
Summaery (uni-weimar.de): Mitte Juli lädt die Bauhaus-Universität zur Jahresschau ein. Vier Tage lang kannst du dir in Ausstellungen, Präsentationen und Performances anschauen, was die Studierenden in einem Jahr so alles designt, gebaut oder gedreht haben.
Yiddish Summer Weimar (yiddishsummer.eu): Von Mitte Juli bis Mitte August bietet das Festival ein vielfältiges Programm rund um die traditionelle und zeitgenössische jiddische Kultur, wie abendliche Konzerte, Sprach-, Tanz- oder Kochkurse.
Genius Loci (genius-loci-weimar.org): Digitalkünstler projizieren Fassadenshows an Weimarer Gebäude und verzaubern für ein Wochenende Anfang August die Stadt.
Weinfest: Das Fest zu Ehren Goethes findet um seinen Geburtstag, den 28. August, auf dem Frauenplan statt. Gute Gelegenheit, sich durch die regionalen Weine zu probieren.
Kunstfest Weimar (kunstfest-weimar.de): Thüringens größtes Festival für zeitgenössische Künste erlebst du Ende August, Anfang September in Weimar. Auf dem Programm steht so gut wie alles: Tanz- und Theatergastspiele, Konzerte, Filmvorführungen, bildende Kunst.
Zwiebelmarkt: Am zweiten Oktoberwochenende lädt Weimar zum größten Volksfest Thüringens ein. Es gibt Bühnenshows und viele, viele Stände, an denen Zwiebeln in allen möglichen Farben und Formen verkauft werden – legendär sind die Weimarer Zwiebelzöpfe.
Weihnachtsmarkt (weimar-weihnachtsmarkt.de): Der Weimarer Weihnachtsmarkt schlängelt sich mit seinen liebevoll ausgewählten Ständen vom Theaterplatz bis zum Herderplatz einmal durch die gesamte Innenstadt.
Eine Menge Leute möchten das schöne Weimar sehen. Das führt – vor allem im Sommer – zu langen Warteschlangen vor den bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Aber nicht ungeduldig werden. Jede Schlange hat ein Ende.
Wenn du dich nicht schon in den ersten Sekunden nach dem Kauf einer Thüringer Rostbratwurst als Zugereister outen möchtest, lass die Finger von der Ketchupflasche. Echte Thüringer essen ihre Bratwurst mit Senf.
Antwortet dir die Bäckereiverkäuferin auf die Frage, ob noch ein Brötchen zu haben sei, mit einem herzlichen „No“, hast du Glück. „No“ heißt in dieser Gegend nämlich nicht „nein“, sondern „ja“.
Der Weimaraner hat eine große Jagdpassion und braucht viel Auslauf. Wonach klingt das? Genau, nach einem Hund! Und eben das ist der Weimaraner. Der Weimarer hingegen ist der Mensch, der in dieser Stadt lebt und der belustigt bis säuerlich reagiert, solltest du ihn wie dieses Tier nennen.
„Betreten der Grünfläche verboten“ – gilt leider für die meisten Wiesen im Ilmpark. Das Schild ist nicht immer gleich zu sehen. Schau lieber genau hin und halte dich dran. Die Parkwächter könnten dir sonst ein saftiges Bußgeld abknöpfen.
Ein Genie schreibt über ein anderes Genie: Thomas Manns Roman (1939) über das Wiedersehen von Goethe und Charlotte Kestner – der „Lotte“ aus Goethes „Werther“ – nach 44 Jahren.
Thema des Films (2014) ist die historisch nicht belegbare Dreiecksliaison zwischen Schiller und den Schwestern Charlotte und Caroline von Lengefeld. Dominik Graf inszeniert bildgewaltig in leisen und leidenschaftlichen Tönen den Liebessommer und die Jahre danach.
Häftlinge in Buchenwald entdecken ein ins KZ geschmuggeltes Kind und versuchen, es zu verstecken. Intensives Stück (1963 und 2015) über Solidarität in Zeiten der Gewalt nach einem Roman von Bruno Apitz.
Sechsteilige, prominent besetzte Serie (2019) über die Gründungsjahre des Staatlichen Bauhauses in Weimar. Der 80-jährige Walter Gropius erzählt rückblickend die Geschichte der Kunstschule mit all ihren politischen und amourösen Verwicklungen.
Strom | 230 V, 50 Hz | |
Reisepass / Visum | nicht notwendig | |
Ortszeit | 10:16 Uhr |