Maisbrei ist das rumänische Nationalgericht, bekannt unter dem Sammelnamen mămăligă (mömöligö). Meist bekommt man die banale Variante als Sättigungsbeilage vorgesetzt, bei der das Maismehl nur mit Wasser und Salz gekocht wird. Tatsächlich aber gibt es ein Dutzend Rezepte, je nachdem, ob er mit süßer oder saurer Milch, mit Sahne oder Butter zubereitet wird. Krönung ist die Hirtenspeise bulz: Ein Stück herbwürziger burduf- Käse wird in eine Kugel aus Maisbrei gesteckt und im Ofen gebacken.
Iuliana, die im Dorf Gheţar nahe der Eishöhle Scărişoara kocht, tischt herzhafte rumänische Bauernküche auf. Speck, Eier und scharfe Würste gibt es schon zum Frühstück, dazu sauer eingelegte Gurken und Paprika. Zu Mittag folgen deftige Fleischsuppen – mit Rind, Fleischklößen oder Kutteln. In Süd- und Nordostrumänien werden diese Suppen meist mit borş (borsch), gegorenem Weizenkleiesaft, gesäuert. Enthält eine Suppe borş, wird sie ciorbă (tschorbö) genannt, sonst heißt sie supă (supö). Die rumänische Küche schmeckt nach den Mächten, die das Land dominierten: Byzanz, Österreich und Russland. Wichtig sind die guten alten Kräuter: Liebstöckel, Bohnenkraut, Kümmel, Lorbeer und Basilikum.
Beim Hauptgang dominieren die Braten. Ein Festmahl ohne Schwein ist kaum vorstellbar. „Er ist so traurig, als sei sein Schwein gestorben”, sagt man in Rumänien. Auf dem Land halten sich viele zumindest ein Schwein, auch wenn sie längst keine Bauern mehr sind. Zwar steht in Rumänien auch Geflügel auf dem Speiseplan, doch nach Diät darf Federvieh keinesfalls schmecken. So gibt es etwa das pui cu smântână (puj ku smüntünö) – das Sahnehuhn. Dessen Bauch wird mit einem halben Pfund Butter und Kräutern gefüllt, während des Backens kommt immer wieder Sahne darüber. Die Ente auf Kraut wiederum, raţă pe varză (ratzö pe varsö), wird mit einem Pfund Gänsefett begossen. Zu fast allen Fleischgerichten passt die traditionelle Knoblauchsauce mujdei de usturoi (musch-dej de ußturoj).
Übrigens schmeckt Pizza in Rumänien oft sehr lecker – die kulturelle Nähe zu Italien kommt dabei ganz klar zum Tragen. In den Städten bekommst du auch oft ein Pizzastück auf die Hand – perfekt für den kleinen Hunger.
An der Küste des Schwarzen Meers und im Donaudelta gibt es natürlich Fisch, z. B. als leckere säuerliche Suppe borş pescăresc. Spezialitäten sind auch scharfe Frikadellen aus Hecht und Karpfen mit gemahlenen Peperoni und Paprika oder aber das Fischgulasch storceag (stortschag) mit Karfoffelstücken, Sahne und viel Dill. Bei dem im Ofen gebackenen Karpfen kommen eine ganze Knolle Knoblauch sowie Tomaten, Paprika und Weißwein dazu.
Wundre dich nicht, wenn du plötzlich Gulasch, Paprikasch, Lángos und süße Kürtőskalács angeboten bekommst. Du hast nicht versehentlich die Grenze überquert, sondern bist einfach in einer der ungarisch dominierten Regionen Rumäniens gelandet. Wer Galle und Leber schonen will, hat es schwer. Allerdings werden Besseresser v. a. in größeren Städten immer öfter von kleinen, vegetarischen und veganen Lokalen gerettet. Immerhin gibt es leckere Gemüsegerichte, so die pikante Auberginencreme zacuscă (sakusskö) als Vorspeise oder den Gemüseeintopf ghiveci (djiwetsch). Und die Salate sind auch fast immer frisch und knackig.
Bei den Desserts dominieren türkischer und österreich-ungarischer Einfluss: baclava und sarailie sind Blätterteignusskuchen mit Zuckersirup. Auf siebenbürgischen Speisekarten taucht die k.u.k.-Süßigkeit Vogelmilch (lapte de pasăre) auf: In einer Vanillesauce mit Nüssen schwimmen Eiweißbällchen. Typischen Süßspeisen Siebenbürgens sind Zwetschgenknödel. Als Festtagsspeise in Sibiu und Michelsberg gilt die mal mehr, mal weniger süße Hanklich, auch „siebenbürgische Pizza“ genannt, weil sie flach und aus Brotteig ist, über den eine Mischung aus Eiern, Zucker, Butter und Milch sowie Rahm gestrichen wird.
Die Weine Rumäniens haben qualitativ noch Luft nach oben, aber es gibt schon gute Tropfen. In den Hügeln Siebenbürgens, der Moldau und der südlichen Vorkarpaten werden Cabernet Sauvignon, Merlot und Riesling angebaut. Bekannteste Anbaugebiete sind Cotnari (Moldau), wo die süße Feteasca (Mädchentraube) wächst, außerdem Târnave und Jidvei in Siebenbürgen. Typischer sind die doppelt bis dreifach gebrannten Schnäpse aus Pflaumen, Äpfeln oder Aprikosen, ţuica (Tzuika) genannt. Bier wird inzwischen fast nur noch von ausländischen Multis produziert, darunter auch die bekannten rumänischen Marken Ursus und Bergenbier. Der gute alte, schaumige türkische Kaffee cafea turcească (kaffja turtschaskö) ist fast überall westlichem Espresso, Cappuccino und Filterkaffee gewichen.
Gefrühstückt wird Brot mit Auflage und frischem Gemüse, dazu ein starker Kaffee und ein Saft. Mittags gibt´s überall warme Speisen, aber selbstverständlich sind die Rumänen ein eher südlich geprägtes Volk und deswegen wird am liebsten gemütlich abends getafelt. Da kann es auch schon mal spät werden, warum nicht 21 oder 22 Uhr?
gegrillte Hackfleischröllchen mit Knoblauch
gebackene Paprikaschoten in Vinaigrette
panierter Käse, gebraten
säuerliche Kuttelsuppe
pikante Paste aus weißen Bohnen
würziger Brei aus gebackenen Auberginen
Gemüseeintopf auf der Basis von Auberginen
überbackener Auberginen- oder Kartoffelauflauf mit Hackfleisch
Krautwickel mit Reis-Hackfleisch- Füllung in Sauce, mit saurer Sahne
gebratene Schweinefleischstücke in scharfer Pfeffersauce, dazu mămăligă
Gemüsetopf aus Auberginen, Paprika, Zwiebeln und Tomaten, mit Brot serviert
warme Quark-Mehl-Krapfen
Pfannkuchen mit Marmelade oder Schokoladensauce
leicht gesüßter weicher Hefekuchen mit Rosinen
Blätterteigkuchen mit Nussfüllung, durchtränkt mit Sirup
Baumkuchen, gibt´s überall in den ungarischsprachigen Regionen