„(Ich will zurück nach) Westerland“ heißt ein Hit der Band „Die Ärzte“. Wer das erste Mal nach Westerland kommt, wird diese Sehnsucht kaum nachvollziehen können.
Die Architektur der 1960er- und 1970er-Jahre im Innenstadtbereich wird von vielen als eine einzige Bausünde empfunden. Das Angebot der Fußgängerzonen unterscheidet sich kaum vom Einkaufseinerlei anderer deutscher Städte. Ungewöhnlich sind da schon eher die zahlreichen Straßencafés, Imbisslokale und Fischbistros, deren Gerüche aber auch nicht gerade echtes maritimes Flair verbreiten.
Doch so viel auch über die Sylter Metropole, in der etwa 9000 der 18.000 Insulaner leben, geschimpft wird – keiner möchte sie wirklich missen. Wenn im Winter die meisten Orte wie ausgestorben wirken, merkt man hier, dass es noch Leben gibt. Und wer im Sommer das Spiel „Sehen und Gesehenwerden“ spielen möchte, ist nirgends besser aufgehoben als auf der Westerländer Promenade und in den Fußgängerzonen mit den angrenzenden Sträßchen, wo die Türen von Kneipen, Bars und Clubs bis in die Nacht offen stehen.
Sein heutiges Gesicht verdankt Westerland – das um 1900 das mondänste Bad an der deutschen Nordseeküste war, glanzvolle Zeiten erlebte und sich seit 1948 mit dem Prädikat Nordseeheilbad schmücken darf – dem durch nichts zu erschütternden Fortschrittsglauben der Wirtschaftswunderjahre. Damals riss man die schönen alten Jugendstilhotels und Logierhäuser in Bäderarchitektur ab, um Platz für die Apartmenthochhäuser an der Promenade, das Kurzentrum und das Wellenbad zu schaffen. Nur einer Bürgerinitiative ist zu verdanken, dass es nicht noch schlimmer kam. Ein gigantischer Apartmentblock – 28 Geschosse und 750 Wohneinheiten! – namens Atlantis ging 1972 noch in der Planungsphase unter.
Seit Beginn des 21. Jhs. wird überall restauriert. So wurde das Bahnhofsgebäude von 1927 samt Vorplatz erneuert – hier empfängt die etwas gewöhnungsbedürftige grüne Skulpturengruppe „Reisende Riesen im Wind“ die Gäste. In den Fußgängerzonen wurden etliche gesichtslose Fassaden im alten Bäderstil neu gestaltet und viele Neubauten wie z. B. das Fischbistro Anna Gosch fügen sich recht harmonisch ins Straßenbild ein. Die sogenannte Neue Mitte ist ein grünes Plätzchen mitten in der City, auf dem u. a. der dreiwöchige Sylter Wintermarkt stattfindet. Wenigstens ein paar Lichtblicke also.
Das Publikum – Urlauber aus den Inselorten, alte Stammgäste und junge Leute, die schon mal anreisen, nur um eine Nacht durchzufeiern – guckt sowieso meistens nicht nach oben, sondern strebt stur der Strandpromenade zu oder den Stehtischen bei Leysieffer oder Gosch.
Einwohner | 9.032 | |
Fläche | 10 km² | |
Sprache | Deutsch | |
Strom | 230 V, 50 Hz | |
Reisepass / Visum | nicht notwendig | |
Ortszeit | 18:38 Uhr | |
Zeitverschiebung | keine |