Nenn irgendein Land der Welt und höchstwahrscheinlich gibt es in Warschau ein Restaurant mit entsprechender Küche. Ganz besonders typisch, beliebt und entsprechend verbreitet sind Lokale, die sich ihre Inspiration aus dem Osten holen: ob litauisch, russisch, georgisch oder mongolisch. Durch Immigration Zehntausender Ukrainer trifft man jetzt auch an jeder zweiten Ecke auf leckere Spezialitäten à la pielmeni und soljanka. Nicht völlig neu ist der Run auf koreanische Lokale oder Burger-Brater wie Burgerownia (Ulica Krasińskiego 24 | Facebook: burgerownia.war) oder Barn Burger (Ulica Złota 9 | barnburger.pl). Und logischerweise ist auch die polnische Küche allgegenwärtig. Schweinekotelett, gebratene Ente und Piroggen sind die absoluten Warschauer Klassiker.
Natürlich ist an Warschau der Streetfood-Trend auch nicht vorbeigegangen. Jeder Imbiss, der etwas auf sich hält, ist jetzt Straßenessen.
Die sogenannten Milchbars (bar mleczny) bieten traditionelle Speisen wie bigos, Piroggen, Kartoffelpuffer und naleśniki (Pfannkuchen) zu Spottpreisen. Die Selbstbedienungsrestaurants mit Kantinenflair sind ein Relikt des Sozialismus. Hier trafen sich Anzugträger und Obdachlose gleichermaßen. Ein wenig ließ die Tradition dann nach, kam aber jetzt zurück – wobei die neuen Milchbars deutlich schicker geworden sind. Eine der besten Milchbars der Stadt ist die Rusałka (Ulica Floriańska 14) im Stadtteil Praga. Auch gut: Bambino in der Ulica Hoża 19.
In einigen Restaurants ist es üblich, auf die Preise von vornherein zehn Prozent für den Service aufzuschlagen – was allerdings auf der Karte vermerkt sein sollte. In solchen Fällen kann man sich das Trinkgeld sparen, sonst sind eben jene zehn Prozent keine schlechte Idee. „Stimmt so“ heißt in der polnischen Entsprechung „Danke“ (dziękuję) – also nicht „danke“ sagen, wenn ihr noch Restgeld erwartet! Leere Teller gleich abzuräumen, während der Begleiter noch isst, gehört übrigens zur polnischen Höflichkeit.
Mittags wird in Warschau gern und ausgiebig geluncht, oft gibt es dann Sonderangebote (z. B. Lunch mit Kaffee 20 Zł.). Fast alle Gaststätten bieten durchgehend warme Küche. Gut besucht sind von morgens bis abends die Cafés, die in meist heller Atmosphäre Latte macchiato und Café au Lait servieren – zu mindestens westeuropäischen Preisen. In polnischen Gaststätten gilt Rauchverbot, einige haben separate Raucherräume.
Besonders im Bermudadreieck der Straßen Marszałkowska, Świętokrzyska und Mazowiecka wird durchgefeiert. Klassisch-festlich geht‘s dagegen in der hochklassigen Philharmonie zu. Nicht so viel Spaß macht es, wenn Clubs, die sich für besonders trendy halten, die Besucher aussortieren: Wenn dem Türsteher ein Gesicht nicht gefällt, dann war‘s das eben. Aber wer will auch schon in solche Schuppen? Es gibt genug andere! In einer Stadt, in der sogar die Hauptpost rund um die Uhr geöffnet ist, gehören zum Nachtleben auch 24-Stunden- Lokale und Restaurants, in denen du zu unchristlichsten Zeiten noch ein deftiges Essen bekommst – etwa in der Hala Koszyki. Sowieso heißt es in Warschau gern: „Schluss ist nach dem letzten Gast.“ Und für den Nachhauseweg ist gesorgt: Nachtbusse schwärmen im Halbstundentakt vom Zentralbahnhof in alle Richtungen aus.
Alle großen internationalen Hotelketten sind in der Hauptstadt vertreten. Daneben finden Warschaubesucher auch individiuelle Unterkünfte, die in Berlin oder Paris nicht genauso aussehen.
Allerdings sind die Hotels in Warschau generell recht teuer. Achten Sie auf Wochenendpakete und spezielle Rabatte auf den entsprechenden Websites. Sie lassen die Hauptstadtpreise mitunter beträchtlich sinken. Buchungsmöglichkeiten finden Sie unter: www.hotele-online.pl, www.topwarsawhotels.com, www.polishtravel.com.pl, www.polishhotels.pl, www.staypoland.com. Ergänzt wird das Hotelangebot durch komfortable Apartments. Mehr Infos unter: www.warsawapartments.org, www.warsawapartments.pl.
Schon etwas intensiver suchen muss man hingegen nach preiswerten Bed-&-Breakfast-Angeboten, kleineren Hotels und Pensionen. Eine Liste auch günstiger Offerten finden Sie unter www.warsawtour.pl.
Der Internetzugang gehört zum Standard; Frühstück haben alle Hotels und Hostels in ihrem Angebot. Letzteres ist manchmal allerdings nicht im Zimmerpreis enthalten.
Hostels bieten Mehrbett- und Doppelzimmer (mit Bad) sowie Küchenbenutzung. Sie sind modern, gepflegt und preiswert.
Eine moderne City? Absolut. Und doch begegnet dir die Geschichte auf Schritt und Tritt: hier die Grenze des ehemaligen Warschauer Ghettos, da Einschusslöcher aus der Zeit der deutschen Okkupation 1939–1945. Hier die komplett rekonstruierte Altstadt, da das Museum des Warschauer Aufstands, der großen, stolzen, blutigen Rebellion gegen die Nazis. Hier Königsschloss und Schloss Wilanów aus royalen Zeiten, da Synagoge und Friedhof als Erinnerung an die reiche jüdische Historie.
Immer mehr wollen Warschau sehen – und das zu Recht! Verlockend sind auch die vielen hippen Cafés und Kneipen, längst so teuer wie ihre Geschwister im Westen – aber dennoch jeden Złoty wert!
Warschaus große Einkaufsstraßen heißen Nowy Świat, Chmielna und Marszałkowska. In der Altstadt prägen feine Boutiquen das Bild. Lange ging der Trend in Richtung riesiger Einkaufszentren, doch die neueste Entwicklung sind eher kleinere, stylishe und elegante Locations wie die Elektrownia im Stadtteil Powiśle.
Sonntags ist alles (bis auf kleine familiengeführte Lebensmittelgeschäfte) geschlossen. Frei stehende Salons und Boutiquen öffnen meist um 10 Uhr und sind je nach Lage bis ca. 20 Uhr im Kundendienst. Die kleinen Shoppingzentren halten es ähnlich, die großen Konsumtempel bleiben sogar bis 22 Uhr geöffnet. Etwas ganz anderes, und vielleicht das Spannendste, sind die Straßenmärkte mit Biound Slowfood-Produkten und Imbissen aus aller Welt, die du schon von Weitem riechen kannst. Ganz zu schweigen vom großen vietnamesischen Markt, der dich in komplett ferne Gefilde entführt.
Auch Familien hat die Stadt einiges zu bieten. Aktuelles erfahren Sie aus dem Veranstaltungskalender (www.inyourpocket.com/city/warsaw.html oder www.am.warszawa.pl).
Viele Parks sind für Radfahrer, Skater und teils auch Jogger eine No-Go-Zone. Anders im Paderewski-Park (Park Skaryszewski Im. I. Paderewskiego) nahe dem Nationalstadion. Auf den breiten Wegen darf man nach Lust und Laune rollen, radeln und rennen. Im Sommer öffnet am Kamionkowski- See ein Kanu-, Tret- und Ruderboot- Verleih. Im Park gibt es den Reitstall Stajnia Pociecha (nahe der Ulica Międzynarodowa | Tram 7, 8, 22, 25, Bus 117, 138, 517 Rondo Waszyngtona), mit Unterricht und Bewegungstherapien.
Da kann man schon mal einen Drehwurm bekommen: auf den hohen Hängebrücken und an den Drahtseilen hangelnd, bringt dich – und vor allem deine Kids – die Klettergärten der Stadt zum Jauchzen, Schwitzen und Lachen. Auf Polnisch heißen sie meist park linowy. Schön ist die Anlage im Park Kultury Powsin (tgl. 10–19, Nebensaison bis 17 Uhr, letzter Einlass 30 Min. vor Schließung | Preis je nach Schwierigkeitsgrad und Parcours 25–80 Zł. | Ulica Maślaków 1 | Tel. 6 97 60 51 23 | veni-vici.com.pl | Bus 519 Park Kultury).
Die sportbegeisterten Warschauer fiebern mit den Volleyballern von AZS Politechnika Warszawska (Heimspiele in der UCSIR Arena im südlichen Stadtteil Ursynów | azspw.com) mit. King of Sports aber bleibt der Fußball. Die Spiele des Warschauer Topvereins und Dauer-Meisters Legia Warszawa (legia.com) siehst du nah an Weichsel und Zentrum im Stadion an der Łazienkowska-Straße, mit etwas Glück sogar ein Europa-League- oder gar ein Champions-League-Spiel. Viele Heimspiele der polnischen Nationalelf werden in dem gut 55 000 Menschen fassenden Nationalstadion (pgenarodowy.pl) ausgetragen. Oft gibt es noch Restkarten am Spieltag.
Wellness kann jeder – und bietet auch gefühlt jeder an. Gut sind oft die asiatischen Massagen, denn besonders Vietnamesen gibt‘s in Warschau sehr viele! Spektakulär für Körper und Auge ist‘s dagegen im Riverview Wellness Center (Mo–Fr 6–23, Sa/ So 7–21 Uhr | Ulica Emilii Plater 49 | Tel. 22 32 28 86 40 | riverview.com.pl | Metro Centrum) des Hotels Intercontinental. Hier genießt du neben dem Wellnessprogrammen auch eine einmalige Sicht auf ganz Warschau aus dem 43. und 44. Stockwerk. Auf über 1000 m2 findest du außer Fitnessgeräten Swimmingpool, Jacuzzi, Sauna, Dampfbad sowie ein Schönheitscenter. Eine kleine Schlankheitskur für die Geldbörse gehört hier natürlich auch dazu – aber ab ca. 30 Euro bist du schon dabei.
Warschau ist zur Fahrradstadt geworden: neue Radwege ohne Ende und natürlich Veturilo. Den exotischen Namen dieser städtischen Mietfahrräder – „Transportmittel“ auf Esperanto – wählten die Warschauer selbst. Inzwischen gibt es hunderte Ausleihstationen und über 5 Mio. Nutzungen pro Jahr. Sogar E-Veturilos und Tandems sind schon im Angebot, wenn auch seltener. Registrieren auf de.veturilo.waw.pl, ein wenig einzahlen, ausleihen und losstrampeln – perfekt!
Natürlich kann man auch am spektakulären Warschau-Marathon teilnehmen, der an allen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt, um die polnische Hauptstadt kennenzulernen. Entspannter tut man dies aber beim Schaufensterbummel in der exklusiven Prachtstraße Nowy Świat oder mit den Kindern beim Puppentheater Lalka. Schweißtreibend wird wiederum das Warschauer Nachtleben, das in den Lokalen, Diskos und Clubs im Bermudadreieck der Straßen Marszałkowska, Świętokrzyska und Mazowiecka boomt und pulsiert.