In diesem Fall sieht der kulinarische Tagesablauf so aus: Zum breakfast (Frühstück) gibt es Toast. Dazu wird Ei serviert, bei dem du dich zwischen sunny side up (normalem Spiegelei), overeasy (beidseitig gebratenem Spiegelei), scrambled (Rührei) und poached egg (gekochtem Ei) entscheiden musst. Die Beilagenklassiker sind bacon (Speckstreifen), sausages (Würstchen) und hash brown potatoes (Bratkartoffeln). Allerdings gibt‘s auch Müsli, Cornflakes und Joghurt, die Gesünder-essen-Kampagnen der Regierungen und die Gesundheitsshows im Fernsehen tragen Früchte.
Wer es süßer liebt, kann pancakes (Pfannkuchen), waffles (Waffeln) oder french toast (in Ei gebackene Toastscheiben) bestellen und mit maple sirup (Ahornsirup) genießen. Dazu gibt es Kaffee, der bottomless (nur die erste Tasse wird bezahlt) serviert wird. Der lunch (Mittagessen) fällt bescheidener aus: Ein Sandwich auf die Schnelle, belegt mit chicken (Hühnchen) oder tuna (Thunfisch), reicht den Amerikanern. Erst beim dinner (Abendessen) mit appetizer (Vorspeise), entree (Hauptgericht) und dessert (Nachtisch) wird wieder zugeschlagen.
Die Dauerbrenner der Schnellrestaurants sind Steaks, Burger, Brathühnchen, Pizza, Pasta und Salate, hinzu kommen Eiscreme, tarts (Torten) und pies (ungedeckte Kuchen). Das Fleisch kommt rare (rot), medium rare (halb durch) oder well done (gut durch) auf den Tisch, beim Dressing kannst du zwischen Fertigsaucen wie Italian (Öl, Essig, Kräuter, Zwiebeln) und French (Öl, Essig, Senf, Knoblauch) wählen.
Doch schon nach zwei, drei Tagen im Cholesterinrausch ist Abwechslung angesagt. Keine Sorge: Jede Region hat zahllose wirklich gute Alternativen in petto. Neuengland beispielsweise bietet mit lobster (Hummer) und scallops (Jakobsmuscheln) sowie diversen Fischgerichten reichlich kulinarischen Auslauf. Unbedingt versuchen solltest du den Indian pudding. Diese leckere Nachspeise, ein Auflauf aus Zucker oder Ahornsirup, Milch und Maismehl, ließ schon die Puritaner das Tischgebet verkürzen.
Rund um die Chesapeake Bay sind die blue crabs eine Spezialität. Die bis zu 35 cm breiten Krebse werden in sogenannten crab houses als soft shell oder hard shell crabs serviert. In Virginia schmeckst – und riechst – du dann zum ersten Mal den Süden: Willkommen im barbecue country, wo alles auf dem Holzkohlegrill endet, was Flügel oder vier Beine hat!
Weiter südlich haben das warme Klima und die Vielfalt der Kulturen regionale Küchen hervorgebracht, die als Southern Cuisine zusammengefasst werden. Im Küstentiefland rund um Charleston regiert die Lowcountry Cuisine mit gut gewürzten Hummer- und Shrimpsgerichten, die mit Reis gereicht werden. Ebenfalls afroamerikanisch inspiriert: Soulfood. Einst die Resteküche der armen Schwarzen zwischen Atlanta und Detroit, wurde sie mit exotischen Zutaten zu einer eigenen Kochrichtung stilisiert, die in allen größeren Städten gute Soulfood- Restaurants hervorgebracht hat.
Es ist jedoch der tiefe Süden, der den Feinschmecker in dir in kulinarische Ekstase versetzen wird. Die Kochkünste der Franzosen, Spanier, Akadier und Sklaven aus Afrika und der Karibik flossen in und um New Orleans zu einer gänzlich unamerikanischen Kochtradition zusammen, die vor allem zwei Küchen hervorbrachte: die Creole Cuisine und die Cajun Cuisine. Erstere begann als Küche der städtischen Oberschicht und gilt heute dank raffinierter Zutaten wie Rockefelleraustern und herrlicher Saucen immer noch als elegant und sophisticated. Letztere ist die Küche der aus Atlantik- Kanada stammenden Akadier, der Cajuns. Sie bringt scharf gewürzte Fleisch-, Fisch- und Suppeneintöpfe auf den Tisch – am ehesten in den winzigen Essstuben kleiner Nester mit komischen Namen wie Catahoula, Eunice, Mamou, wo dir die heilige Dreieinigkeit der Cajun- Küche auf Schritt und Tritt begegnet.
Eine noch immer relativ rezente Entwicklung wird unter dem Namen New American Cuisine zusammengefasst, die regionale Nahrungsmittel und Ernährungsgewohnheiten in den Mittelpunkt stellte. Heute wird die neue amerikanische Küche von jungen, weitgereisten, kreativen Küchenchefs getragen, die ihr Handwerk auf den immer beliebteren culinary schools oder einfach auf langjährigen Reisen gelernt haben und ihr Know-how nun in trendigen Restaurants mit saisonalen Zutaten der Region paaren.
Auch bei den alkoholischen Getränken hast du die Qual der Wahl. Die Dominanz der Dünnbiere von Schlitz und Budweiser ist lange vorbei. Inzwischen gibt es überall die sogenannten microbreweries. Landesweit über 4000 dieser kleinen und meist unabhängigen Brauereien produzieren gute bis hervorragende Craftbiere. Inund ausländische Bierstile werden aufgegriffen und neu interpretiert, wobei der Kreativität keine Grenzen gesetzt werden: Mach dich auf Bierkompositionen aus Karamell- und Röstmalzen, Bitter- und Aromahopfen und Zutaten wie Kräuter, Nüsse und Früchte gefasst.
In ihrer Schale gebackene Garnelen mit Butter-Knoblauch-Sauce
Delikate Suppe aus weiblichen Krabbeneiern mit einem Schuss trockenem Sherry
Langsam geschmorter Rinderbraten, meist mit Kartoffelbrei oder Maispudding
Gebratene Krabben mit Petersilie und Zitrone serviert oder gedünstet mit Graubrot
Deftiger Eintopf mit Würsten, Shrimps und Mais
Angedickter Eintopf mit Hühnchenfleisch und Gemüse
Scharfe Reisplatte mit regionalen Zutaten aus Louisiana
Ein fluffiger, knuspriger und fruchtiger Pfirsich-Auflauf – der Südstaatenklassiker
Dessertkuchen aus Limettensaft, Eigelb und gezuckerter Kondensmilch auf einem Tortenboden
Limonade aus Wasser, Ingwer, Essig und einem Süßstoff (meist Ahornsirup, Melasse, brauner Zucker oder Honig)
Klassischer Cocktail mit Cognac, Peychaud´s Bitter, Absinth und Zucker
Aperitif aus Tomatensaft, feinem Wodka, frischer Zitrone, Worcestersauce und einem Schuss Tabasco