Die Autonome Region ist der bekannteste jener Landesteile Chinas, deren Kultur nicht chinesisch ist.
Tibet geriet 1722 unter chinesische Oberherrschaft, nachdem es in einem militärischen Konflikt mit einem Mongolenstamm den Pekinger Kaiserhof um Intervention gebeten hatte. Von 1913 bis 1950 war es faktisch selbstständig, versäumte jedoch, sich um internationale Anerkennung zu bemühen. China besetzte Tibet erneut 1950, und zunächst bestand Hoffnung auf ein friedliches Verhältnis. Die religionsfeindliche Politik Pekings führte jedoch 1959 zu einem Aufstand, den China gewaltsam niederschlug, und der Dalai Lama als traditionelles Oberhaupt der Tibeter floh mit einem Teil der Mönchselite außer Landes.
Zum Tibetproblem trägt bei, dass die chinesische Regierung (auch in konfuzianischer Tradition) der Religion kritisch gegenübersteht, während diese für Tibet jedoch identitätsstiftend ist. Verkompliziert wird alles durch die Tatsache, dass Tibeter auch in den Provinzen Gansu, Qinghai, Sichuan und Yunnan beheimatet sind und dass auch viele Mongolen dem tibetischen Buddhismus angehören. Der Dalai Lama strebt übrigens keine staatliche Unabhängigkeit für Tibet an; vielmehr geht es ihm um religiöse Autonomie seiner Anhänger – aber eben nicht nur in Tibet. Pekings Versuch, das Tibetproblem durch Investitionen und mehr Wohlstand zu lösen, kann seit den Unruhen im Jahr 2008 als gescheitert gelten.
Die 5,5 Mio. Tibeter sind die zehntgrößte Volksgruppe in China. Typisch für Tibet ist die Einheit von Kultur und Religion. Von der Inbrunst des Glaubens wird jeder Besucher ebenso fasziniert wie vom wilden tibetischen Hochland, wo bunte Gebetsfahnen auf jedem Bauernhaus die Wünsche der Menschen gen Himmel schicken: Blau steht für den Himmel, Weiß für die Wolken, Rot für die Sonne, Grün für das Wasser und Gelb für die Erde. Ein weiteres Symbol, eine liegende Sichel und ein darin schwebender Kreis mit Feuerschweif, ziert ebenfalls viele Bauernhäuser: Es verkörpert Mond und Sonne.
Prägende Kraft in Tibets Religion ist die von Tsongkhapa (1357–1419) gegründete Schulrichtung der „Gelbmützen“ (Gelugpa), die die monastische Disziplin betont. Der „Gelben Kirche“ entstammen auch die Institutionen von Dalai Lama und Panchen Lama.
Die Klöster stellen den Besucher vor ein großes Verständnisproblem, denn sie verwirren mit einem komplexen Bildschmuck, dessen Ikonografie sich von der recht einfachen des chinesischen Buddhismus klar unterscheidet. Zwei Punkte seien hier hervorgehoben: Mönchsdarstellungen sind häufig; zu erkennen sind sie an der Zipfelmütze. Zudem gibt es schreckenerregende, zornvolle Gottheiten, die ihre Zähne fletschen und Ketten aus Totenschädeln tragen oder noch grausigere Attribute zeigen wie Menschenhäute oder Blut in Schädelschalen: Es handelt sich zumeist um bekehrte Feinde Buddhas, die nun im Dienst der Lehre stehen, Dämonen verschrecken und den Menschen an die Vergänglichkeit seines Daseins gemahnen.
Für Tibetreisen gelten spezielle Regeln; Sie dürfen nicht auf eigene Faust einreisen. Wenden Sie sich beispielsweise auf Deutsch oder Englisch an Herrn He Zhongwen oder Frau Amei Chen (Sichuan CTS028 88898804www.tibetreise.cn) oder an Tibet-Tripwww.tibettrip.com. Die Büros besorgen Ihnen die nötige polizeiliche Genehmigung.
Wer nach Tibet reist, wird erwägen, hin oder zurück die Tibetbahn zu benutzen, die von Xining aus 1956 km weit bis Lhasa führt und in zwei Abschnitten seit 1984 bzw. 2006 in Betrieb ist. Es ist die höchstgelegene Bahnlinie der Welt. Sie ermöglicht, die Dimensionen und besondere Schönheit des tibetischen Hochlands wortwörtlich zu erfahren, einer einzigartigen Landschaft, deren Durchquerung in früheren Zeiten enorme Strapazen bereitete.
Einwohner | 2.433.427 | |
Strom | 220 V, 50 Hz | |
Hauptstadt | Lhasa | |
Reisepass / Visum | notwendig | |
Ortszeit | 23:43 Uhr |