Wer sich in der Südsee auf reich gedeckte Tische mit exotisch gewürzten, fremdartigen Speisen freut, wird vermutlich enttäuscht sein. Die Hotels und Restaurants bieten überwiegend internationale Küche. An hochwertigen Grundnahrungsmitteln besteht kein Mangel.
Die immer noch sauberen Meeresgewässer rund um die Inseln garantieren frische Fische, Krustentiere und Muscheln. Gemüse und Früchte oder delikates Lammfleisch liefert meist Neuseeland, Schweine und Hühner werden auf vielen Inseln gehalten.
Kulinarisch ist die Südsee für Touristen also kein Abenteuer. Vielmehr ein Schlaraffenland, in dem man die Bananen am Wegesrand von der Staude brechen und die bunten Lagunenfische fast mit der Hand im klaren Wasser fangen kann. Dass die Natur hier Tischlein-deck-dich spielt, hat allerdings die Kreativität in der Kochkunst eher gehemmt. Würzige Soßen, cremige Suppen, raffiniert zubereitete Braten oder gefüllte Fischgerichte kennt der traditionelle Südsee-Speiseplan nicht. Dass Gourmets in Französisch-Polynesien schon eher auf ihre Kosten kommen, dafür bürgt die gute, aber auch teure Haute Cuisine des Mutterlandes. Eine hervorragende indische Küche wird in Fidschi geboten. Kein Wunder, denn etwa die Hälfte der Bevölkerung ist indischer Abstammung.
Das traditionelle Südsee-Essen ist kaum gewürzt und kommt aus dem Erdofen. Überall auf den Inseln wird diese Art der Zubereitung seit Generationen gepflegt; sie steht auch im Mittelpunkt aller Feste und Familienfeiern. Für den Erdofen wird eine Grube ausgehoben, in der erhitzte Steine für die nötige Temperatur sorgen. Die Zutaten werden übereinandergeschichtet. Der Garprozess in der von Palmenblättern gedeckten Grube dauert Stunden und kann mit den austretenden Düften den Appetit nur steigern. Das wissen auch die Küchenchefs der Hotels, die den Gästen Gegartes aus dem Erdofen als südseetypisches Büfett offerieren. Hähnchen- und meist fettes Schweinefleisch kommen heiß auf den Tisch, ebenso Wurzel- und Blattgemüse.
So ähnlich die Speisen auf den einzelnen Südseeinseln zubereitet werden und auch schmecken, so verschieden klingen die Bezeichnungen in der jeweiligen Sprache: So heißt der Erdofen auf den Cook-Inseln Umukai, in Französisch-Polynesien Himaa, in Fidschi Lovo, in Tonga und Samoa Umu.
Im Tropenklima der Südsee benötigt der Körper Flüssigkeit. Wasser ist das einfachste Mittel, diesen Bedarf zu stillen. In neun Inselstaaten wird aber auch Bier gebraut. Der heimische Gerstensaft ist meist nicht nur preiswerter, sondern kann es auch geschmacklich mit internationalen Marken aufnehmen. Vailima heißt das Bier, das, so die Werbung, nach deutschem Reinheitsgebot in Samoa gebraut wird und im Land jetzt Konkurrenz bekommen hat - von Manuia, dessen Zutaten ein Neuseeländer mischt. Tusker wird in Vanuatu in die Bierflaschen gefüllt und Hinano in Französisch-Polynesien, Number One steht auf den Etiketten in Neukaledonien, und in Papua-Neuguinea heißt der Gerstensaft South Pacific Lager, im Königreich Tonga selbstverständlich Royal Lager. Fidschi hat sein Fiji Bitter, die Cook-Inseln haben ihr Cooks Lager, und auch die Salomon-Inseln sind mit Sol Brew unter deutscher Anleitung in die Bierproduktion eingestiegen.
Mehr als ein Getränk ist Kava. Kava ist eine Zeremonie, Ausdruck reiner Südseekultur. Und die Südseeinsulaner sind versessen auf Kava - bis auf die Tahitianer, bei denen das Getränk unbekannt ist. Dabei ähnelt die bräunliche Flüssigkeit eher Spülwasser und ist - pardon - auch geschmacklich nicht weit davon entfernt. Kava enthält keinen Alkohol, soll aber in größeren Mengen eine beruhigende bis leicht berauschende Wirkung haben. Zubereitet wird das Getränk aus Yaqona, den getrockneten Wurzeln der Pfefferpflanze, die zu Pulver zerstampft und in einer Holzschale mit Wasser vermengt werden. Je weniger Wasser, desto stärker der Kava, was sich sofort an der Betäubung der Zunge bemerkbar macht. Zubereitung und Trinken sind feierliche Handlungen nach einer vorgeschriebenen Zeremonie, insbesondere bei der Begrüßung von Gästen. Wer von Einheimischen eingeladen wird, sollte als Gastgeschenk auf dem Markt ein Bündel Kavawurzeln besorgen. Wird einem dann eine Schale mit Kava gereicht (lehnen Sie auf keinen Fall ab!), klatscht man einmal in die Hände, bevor das Gefäß angenommen wird. Die Schale sollte in einem Zug ausgetrunken werden. Wenn Sie das leere Gefäß zurückgereicht haben, schreibt die Kavazeremonie dreimaliges In-die-Hände-Klatschen vor.
die Frucht des breadfruit tree wird als Beilage gereicht
das scharf gewürzte, fernöstliche Eintopfgericht steht in Fidschi dank der indischen Bevölkerung auf fast jeder Speisekarte.
roher Fisch, wie er in Französisch-Polynesien in Meerwasser eingelegt wird. Macht geruchsmäßig wenig Appetit, ist aber eine Delikatesse!
sättigende Fruchtspeise aus Bananen, Papaya und Ananas, die mit geraspelten Maniokwurzeln gegart und kalt mit Kokosmilch aufgetischt wird
auch Tapioka oder Maniok; bis zu 50 cm lange Wurzelknollen, die erst beim Garen ihre giftigen Bitterstoffe verlieren
das alkoholfreie, dennoch leicht berauschende Getränk ist besonders verbreitet in Fidschi, Tonga, Samoa und Vanuatu, wo in Vila und Luganville Kavabars zum geselligen Trinken einladen
die traditionell im Erdofen gegarte Süßkartoffel ist eine beliebte Beilage
heißt in Fidschi Kokodo (sprich: Kokonda), in Französisch-Polynesien Poisson Cru. Eingelegt werden die Weißfischstücke in Kokosmilch und Zitronensaft. Echt lecker!
kleine, gegarte Päckchen aus Taroblättern, gefüllt mit in Kokosmilch eingelegten Meeresfrüchten oder Corned beef
das weiche Fleisch der melonenartigen Frucht ist ausgesprochen beliebt. Aber Vorsicht: Wer zu viel davon isst, muss mit Durchfall rechnen!
das saftige Innere des Seeigels wird am liebsten roh genossen
die stärkehaltige Knolle schmeckt am besten, wenn sie im Erdofen gegart wurde. Delikat auch das aus den Blättern zubereitete Gemüse
die Knolle der uralten Kulturpflanze ist nach wie vor ein wichtiges Grundnahrungsmittel