Doch die Zeiten haben sich geändert. Inzwischen haben viele junge Köche der Welt gezeigt, was Schweden kulinarisch drauf hat und mit moderner schwedischer Küche internationale Wettbewerbe und viele Sterne gewonnen. Björn Frantzén vom Stockholmer Restaurant Frantzén hat sogar gleich drei Michelinsterne eingeheimst. Die Gerichte wurden dem allgemeinen Trend angepasst, sind leichter und exklusiver geworden. Und teuer.
Wer viel Zeit hat, stürzt sich aufs schwedische Büfett, das smörgåsbord. Das seinen Namen einem simplen belegten Brot verdankt, dem smörgås. Und doch viel abwechslungsreicher und köstlicher ist, als man dem Namen nach vermuten würde. Das smörgåsbord besteht aus lauter kalten und warmen Leckereien: Hering in allen Variationen, marinierter, geräucherter oder gekochter Lachs, Krabben (räkor), Schinken, Sülze, Pasteten, verschiedene warme Fleisch- und Fischgerichte. Und natürlich Käse und Desserts wie Obstsalat, Pudding, frische Früchte, Kuchen und Gebäck.
Brot wird in Schweden oft als Beilage zum warmen Gericht gegessen. Für den deutschen Geschmack ist es meist zu süß, denn es wird oft mit Sirup gebacken. Es gibt aber auch ungesüßtes dunkles Brot, sehr gutes Sauerteigbrot und natürlich Knäckebrot (von knäcka, d. h. brechen), ein Produkt traditioneller Konservierungsmethoden.
Traditionen und Bräuche sind in Schweden tief verwurzelt, das merkt man auch am Essen. Das kulinarische Jahr hat viele Höhepunkte, und jeder will ausgiebig begangen werden. Mittsommer im Juni ist Schwedens höchster Feiertag. Dann kommen eingelegte Heringe und neue Kartoffeln mit viel Dill auf den Tisch und die ersten frischen Erdbeeren mit Schlagsahne. Oder der Beginn der Krebssaison im August. Dann werden die knallroten, in viel Dill gekochten Flusskrebse gegessen. Im Herbst, wenn ganz Schweden auf die Jagd geht, füllen sich die Gefriertruhen mit Wild. Hase, Reh, Hirsch und Elch kommen dann häufig auf den Teller.
In Skåne (Schonen) begrüßt man den dunklen Herbst mit dem traditionellen Aalfest, ålagille. Dazu gibt es eben Aal – auf verschiedene Weise zubereitet: gepökelt, geräuchert, gekocht, gebraten oder in Aspik. Eine weitere Tradition in Skåne ist das Martinsgansessen am 10. November, ganz klassisch mit Rotkohl. Zu lucia, am 13. Dezember, trinken die Schweden den ersten glögg, mit Zimt und Nelken gewürzten, süßen Glühwein, und essen lussekatter, ein Hefegebäck mit Safran. Das julbord zu Weihnachten ist ein ähnlich üppiges Büfett wie das smörgåsbord. Darf auf keinen Fall fehlen: der traditionelle Weihnachtsschinken (julskinka).
Die Schweden essen relativ früh zu Mittag (lunch), schon ab 11.30 Uhr. In vielen Restaurants bekommt man dann ein dagens rätt (Tagesgericht), das aus einem warmen Hauptgericht, Salat, Brot, einem alkoholfreien Getränk und Kaffee besteht – ein günstiges Angebot ab ca. 130 SEK bei den sonst ziemlich hohen Restaurantpreisen. Auch das Abendessen, das irreführenderweise middag heißt, gibt es bereits zwischen 17 und 18 Uhr.
Eine besondere Rolle spielt in Schweden die fika, nicht bloß einfache Kaffeepause, sondern traditionell sehr wichtig fürs soziale Miteinander. Dafür nimmt man sich gern Zeit, ob im Büro oder in der Freizeit mit Familie und Freunden. Oft isst man zum Kaffee ein Stück leckeres Gebäck, etwa eine Zimtschnecke (kanelbulle) oder ein Stück Prinzessinnentorte (princesstårta). In vielen Cafés zahlt man für eine Tasse Kaffee und darf sich dann nachnehmen (påtår).
Bier gibt es als lättöl (mit maximal 2,25 Prozent Alkohol), folköl (2,25 bis 3,5 Prozent), mellanöl (max. 4,5 Prozent) und stark öl (ab 4,5 Prozent). Im Supermarkt gibt‘s nur Bier bis inklusive 3,5 Prozent. Im ganzen Land schießen lokale Mikrobrauereien und -destillerien für Gin und Whisky wie Pilze aus dem Boden. Auch Wein wird in Südschweden schon angebaut. Probier mal den erstklassigen Sekt aus weißen Solaristrauben vom Vätternsee. Der Särtshöga Gård (sartshogavingard.se) bietet Weinproben an.
In den großen Städten sind die Restaurants oft überfüllt, du solltest auf jeden Fall reservieren. Aber nicht gleich hinsetzen! Erst auf den hovmästare warten, er zeigt dir deinen Tisch. In den meisten Cafés gilt Selbstbedienung. Trinkgeld in der Höhe wie in Deutschland ist nicht üblich, aber man freut sich, wenn du den Betrag aufrundest.
Restaurants mit (preiswerten) vegetarischen Gerichten gibt es auf dem Land eher selten. Tipp: Probier mal die günstigeren asiatischen Restaurants aus oder tauch in die Street-Food-Kultur ein. In Göteborg, Malmö und Stockholm wird geduldig angestanden vor den beliebten Foodtrucks mit Multikultiküche, frisch zubereitet und günstig (sthlmstreetlunch.com, short.travel/ssw13).
in Zucker, Salz und Dill gebeizter Lachs. Wird mit Honig-Senf-Soße serviert
in süß-saurer Senfsoße eingelegter Hering
in Butter gebratener Toast, belegt mit Salat aus Krabben und Mayonnaise, garniert mit Dill, gelbem Kaviar, Zitrone
Elchgulasch
gelbe Erbsensuppe mit Speck
kleine gebratene Fleischbällchen mit Sahnesoße und Preiselbeeren
mit Speck und Zwiebeln gefüllte Kartoffelklöße. Dazu Preiselbeermarmelade, Butter und Sahne
klassisches Reste-Essen aus Kartoffeln, Wurst- und Fleischstückchen mit Spiegelei obendrauf. Dazu gibt‘s Rote Bete
Frikadellen aus Kalbshack, mit grünen Erbsen, Kartoffelpüree und Preiselbeeren
Kartoffelauflauf mit Anchovis, Zwiebeln und Sahne
Hefegebäck mit Zimt
Hefegebäck mit Safran
mit Marmelade und Vanillecreme gefüllte Sahnetorte mit giftgrüner Marzipanhaube
mit Marzipan und Schlagsahne gefülltes Gebäck aus Hefeteig