Je nach Region, Kultur und Ethnie gibt es andere Spezialitäten, deren Portionsgrößen meist überwältigend sind. Am Kap ist der Einfluss der Malaien besonders in den Eintöpfen nachzuschmecken, den potjies (gesprochen: Poikies). In Natal bestellt man scharfe Seafood-Currys oder würzt mit Chutney. Zum Braai einzuladen ist am Wochenende fast schon Nationalsport. Gegrillt werden dabei die Boerewors genannten Bratwürste und Rindersteaks, deren Beschaffenheit wiederum von der grillenden Bevölkerung abhängt. Dick geschnitten und medium rare gibt’s sie bei der weißen Oberschicht, die meisten dunkelhäutigen Familien bevorzugen es dünn und well done. Beides ist köstlich. Standardbeilagen sind Spinat, Kürbis und Pap, ein Maisbrei, der nach kaum etwas schmeckt, aber satt macht.
Fisch ist auch im Inland kein Ding, mit paniertem Hake & Chips kann man kaum danebengreifen. Mehr Spaß auf dem Teller machen die Meerestierchen natürlich an den Küsten, der Line Fish ist das jeweils tagesfrische Angebot. Köstlich: der Kingklip mit festem, weißem Fleisch. Und selbst nach dem Genuss von Austern und Hummer – in Südafrika der Crayfish – ist der Geldbeutel nicht komplett leergeräubert. Und was machen die Vegetarier? Die halten sich an die großen Städte, in denen ein vegetarisches oder veganes Restaurant nach dem anderen aufploppt. Oder man lebt von Beilagen: Obst und Gemüse sind saftig, sonnengereift und nicht teuer. Lecker: die als Grenadillas bezeichneten Maracujas und Mangos. Auch in Avocados schmeckt man die Extraportion Sonne. Top-Mitbringsel: Gooseberry-Marmelade aus Physalis (Kap-Stachelbeere).
Leitungswasser ist fast überall sauber und trinkbar. Fragen schadet trotzdem nie. Mineralwasser in Flaschen gibt's in jedem Restaurant. Große Auswahl gibt es bei cold drinks, also bei dem, was an gekühlten Limonaden im Regal steht. Seit der Einführung einer Zuckersteuer sind die meisten Getränke auch als Light-Produkte erhältlich. Besonders empfehlenswert: Eiskaltes Ingwerbier. Auch das echte Bier ist meist eisig. Während der Favorit an den Bars früher Brandy/Cola war, bildet sich jetzt eine neue Szene um handgemachte Getränke: Craft Beer und Craft Liquor wie Gin, Rum, Wodka und Whisky.
Das Ende der Apartheid hat auch die Weinindustrie gepusht. Obwohl in Südafrika seit 300 Jahren Wein angebaut wird, kam der Durchbruch erst in den 2000ern. Das Angebot im deutschen Supermarkt ist nur ein müder Seufzer im Vergleich zum Weinwunderland am Westkap. Die Weinrouten von Constantia, Franschhoek, Stellenbosch, um Hermanus und das Robertson Valley sind eine Freude; mehr als drei Weinproben pro Tag überfordern aber die Geschmacksnerven. Weingut- Empfehlungen: Constantia Glen, La Motte, Holden Manz, Jordan, Hamilton Russell, Springfield, Tokara.
Kaffee ist mal so, mal so. Einerseits überschwemmt der Boom das Land mit aromatischem Brühgenuss; Kaffeehausketten wie Mug & Beans werden bei der wachsenden Mittelschicht immer beliebter. Andererseits findet sich auf ländlichen Frühstückstischen immer noch oft nur Instantkaffee. Der ist im Idealfall pur, meist jedoch mit Traubenzucker, Malz und Zichorie gestreckt. Hier hat der Rooibostee seine Nische gefunden. Überhaupt ist Südafrika mehr Tee- als Kaffeenation. Egal welches Heißgetränk – morgens oder abends beim Fernsehen liebt es der Südafrikaner, seinen Rusk darin einzutauchen. Dabei handelt es sich um staubtrockene Kekse, die eingeweicht essbar und lecker werden. Erfunden wurden sie (Lieblingsmarke „Ouma“) von den weißen Siedlern, die ihr süßes Brot haltbar machen wollten. Das gilt auch für Biltong. Um länger etwas davon zu haben, schnitten Buren ihr Fleisch in Streifen, würzten es mit Salz und Kräutern und trockneten es. Heute ist das Dörrfleisch der beliebteste Snack des Landes.
Generall hat sich die Gastronomie in Südafrika seit der Jahrtausendwende neu erfunden. Die Auswahl an Restaurants und Bistros in den Städten ist irre, ständig kommen neue Food-Konzepte dazu. Und das Beste: Alles ist für Europäer sehr erschwinglich. Südafrika hat keine Sterne-Kategorien wie in Europa – gäbe es sie, wäre hier die Milchstraße. Der Tourist muss sich wohl oder übel durchprobieren. Zusätzliche Kilos bei der Rückkehr sind garantiert, die Loblieder auf das „Kulinarien“ der Südhalbkugel allerdings auch. Achtung, manche Restaurants haben keine Schanklizenz, verlangen dann aber nur eine geringe corkage fee für mitgebrachten Alkohol! Die beste Zeit für Lunch ist 12–14.30 Uhr, zum Dinner geht man 18.30–21 Uhr. Für Nordeuropäer gewöhnungsbedürftig: Die Südafrikaner leben mit dem Sonnenlicht, morgens um fünf ist Rush Hour im Fitnessstudio, dafür leeren sich die Lokale schlagartig schon um 22 Uhr. Rechtzeitig reservieren ist wichtig! Und sonntag- bzw. montagabends haben viele Restaurants geschlossen. Den besten Überblick liefert die Food-Bibel Eat Out. Als Druckausgabe am Flughafen kaufen oder online unter eatout.co.za.
Dreieckige Blätterteigtaschen mit Gemüse- oder Fleischfüllung
Luftgetrocknetes und gesalzenes Filet vom Rind oder Wild; serviert in dünnen Scheiben
Frikadellen aus Kap-Seehecht, Kräutern und Teig – beliebte Vorspeise im Seafood-Restaurant
Auflauf aus Hackfleisch, gewürzt mit Curry und Aprikosen; Safranreis als Beilage
Mit Curry gefüllter Toastbrotlaib aus Durban
Spiralförmige Grillwurst mit einzigartiger Gewürzmischung; dazu gibt's Maisbrei
Kleine Hummerart, die am Kap gefangen wird
Kuchen mit karamellisierter Aprikosenkonfitüre, serviert mit Eis oder Vanillesauce
In Öl ausgebackene und in Sirup getauchte Teigspirale
Klebrig-durchtränkter Kürbiskuchen
Südafrikas Nationalwein, dessen Traube 1925 in Stellenbosch gezüchtet wurde
Alkoholfreie Ingwerbier-Limonade
Südafrikas Nationalbier
Likör aus der Frucht des Marula-Baums (fruchtige Karamellnote)