Kulinarisch sind die Steirer lieber auf der traditionellen Seite, selbst die junge Generation schätzt es, wenn es schmeckt wie bei der Oma. Trotzdem ist man Neuem gegenüber offen, was gefällt, wird gerne aufgenommen und steirisch interpretiert, wie etwa in den letzten Jahren der Trend zu mehr Gemüse und weniger Fleisch. Was du dir unter steirischer Küche vorstellen sollst? In ihren Grundzügen ist sie typisch alpenländisch, mit kräftigen Suppen und Braten. Aber auch leichtere Spielarten wie knackige Salate oder zarte Fische spielen eine Rolle – im bergigen Norden überwiegt das Deftige, der sanfte Süden zeigt sich slowenisch- italienisch beeinflusst.
Charakteristisch für die steirische Küche sind sowohl einige Gerichte an sich (wie der Käferbohnensalat) als auch die Produkte, aus denen sie gezaubert werden. Großer Wert wird auf beste regionale Zutaten gelegt, das gilt auch fürs gute Wirtshaus. Fleisch aus Massentierhaltung ist ebenso verpönt wie Treibhausgemüse aus Holland. Weidelämmer, Schweine und Hähnchen kommen vom (Bio-)Bauern nebenan, Saibling und Forelle sind fangfrisch, das Wild stammt aus dem Nationalpark Gesäuse oder vom Hochschwab, das Rindfleisch aus dem Almenland – das Gute liegt so nah. Bedingt durch ihre regionalen Wurzeln ist die steirische Küche gleichzeitig eine saisonale. Gemüse, Obst, Salate und Kräuter werden nach Jahreszeit auf den Tisch gebracht und nicht aus Übersee eingeflogen. Deshalb wird Rhabarber im April serviert, Spargel im Mai, Erdbeeren im Juni, Brombeeren, Himbeeren und Ribisel (Johannisbeeren) im Juli, Pilze und Eierschwammerl (Pfifferlinge) sowie Pfirsiche im Hochsommer, Maronen im Herbst und Kürbis von Juli bis weit in den Winter hinein. Das ganze Jahr über gibt es Erdäpfel (Kartoffeln), grüne Salate und Käferbohnen (Feuerbohnen).
Protagonist der steirischen Küche aber ist das Kürbiskernöl: Sein intensivnussiger Geschmack fehlt in keinem Salat und begleitet auch Vorspeisen, Suppen und Braten. Selbst Desserts und Süßigkeiten sind vor ihm nicht sicher. Es harmoniert mit der Eierspeise (Rührei) genauso wie mit Frischkäse und ist dem Steirer mehr als bloße Würze – es ist Teil seiner Identität. Niemals würde es ihm einfallen, zu minderwertigen Kernölen zu greifen. Daher wird auch im Gasthaus ausschließlich naturbelassenes Öl ohne chemische Zusätze kredenzt.
Das Frühstück darf gerne üppiger ausfallen: Da gibt es üblicherweise Brot und Gebäck, Wurst, Schinken und Käse, Butter und Marmelade sowie Eier in verschiedenen Varianten. Joghurt, Milch und Müsli ergänzen den gut gedeckten Frühstückstisch. Ob nun das Mittag- oder das Abendessen die Hauptmahlzeit des Tages ist, hängt davon ab, wen man fragt: Rund die Hälfte der Steirer sagen so, die anderen so. Unter der Woche jedenfalls fällt das Mittagessen – zwischen 12 und 14 Uhr – meist nur bescheiden aus. In den Lokalen gibt es einfache, günstige Mittagsmenüs, die aus Suppe, Hauptspeise und Nachspeise bestehen. Anders ist das natürlich am Sonntag: Da duftet es aus sämtlichen Wirtshausküchen im Land nach Backhendl, Schweinsbraten und Tafelspitz. Abendessen gibt‘s ab 18 und selten wird später als 21 Uhr gegessen. Werktags zu Hause ist das oft nur eine kalte Platte, in den Gasthäusern glühen jedoch auch abends die Herdplatten, die, speziell auf dem Land, nach dem Mittagessen abgedreht wurden. Zwischendurch ist gerne etwas Süßes mit Kaffee angesagt. Allerdings huldigen die Steirer dem Koffeingetränk nicht so sehr wie ihre Wiener Landsleute. Zur Auswahl stehen kleiner und großer Brauner – ein schwarzer Kaffee, der mit einem kleinen Kännchen Milch serviert wird. Gängig ist auch noch die Melange – Kaffee mit heißem Milchschaum.
Bier oder Wein? Beides wird im Land in hervorragender Qualität produziert, einige der regionalen Weine liegen im internationalen Spitzenfeld. Leitsorte ist der weiße Welschriesling. Der meistangebaute Rotwein ist der zartherbe Blaue Zweigelt.
Bei den Bieren ist Märzen (ein Lagerbier) am beliebtesten, außerdem bekommst du Pilsener, Bock-, Weizenund Malzbier. Neben großen Brauereien, die für den Mainstream- Geschmack brauen, gibt es viele kleine lokale Privat- oder Wirtshausbrauereien, die sich dem Craftbier- Trend verschrieben haben.
Eine echte Aufwertung haben in den letzten Jahren alkoholfreie Durstlöscher erfahren. Naturtrübe (Bio-)Säfte aus heimischen Äpfeln, Birnen, Zwetschgen oder Marillen (Aprikosen) stammen oft aus unmittelbarer Nachbarschaft direkt vom Bauern – mhmm! Sie sind meistens recht süß und werden daher gern mit Leitungs- oder Mineralwasser verdünnt getrunken. Aus Äpfeln und Birnen gewinnt man außerdem den leicht alkoholhaltigen Most, der herber schmeckt.
Simple Wirtshäuser, gutbürgerliche Gasthöfe, gehobene Restaurants, Trendlokale und Gourmettempel sind in großer Dichte über die ganze Steiermark verstreut. Bei schönem Wetter sitzt man im Gastgarten und lässt es sich unter alten Bäumen schmecken. Ein ganz besonderes Erlebnis ist der Besuch auf einer Alm: Einmal wenigstens solltest du dort einkehren und die Spezialitäten der Sennerei probieren: Butter, Käse, Milch, Brot – alles frisch und hausgemacht.
Ebenso einfach und bodenständig ist die Kost in den vielen Buschenschanken, die es überall dort gibt, wo Wein gedeiht oder Most produziert wird. Eine Buschenschank ist meist ein Familienbetrieb, es werden nur Weine oder Moste aus der eigenen Produktion ausgeschenkt und dazu wird nur kalte Kost serviert.
mit allerlei frischem Gemüse wie Paprika und Radieschen, abgeschmeckt mit Apfelessig, Kernöl und Zwiebel
aus Klacheln (Schweinsfüßen) und Gemüse, mit Essig gesäuert und mit Rahm abgeschmeckt
verfeinert mit Kernöl
garniert mit Kernöl und einem Klacks Polenta
Rührei mit Kernöl und Schnittlauch, dazu hausgemachtes Bauernbrot
knusprig paniertes, zartes Hähnchen serviert mit Vogerlsalat (Feldsalat)
Wurst, Schinken, Speck, Käse und hausgemachte Aufstriche, garniert mit knackigem Gemüse, dazu Bauernbrot und Butter
gedünstetes, leicht karamellisiertes Weißkraut mit Fleckerln (Eiernudeln)
mit Karotten, Sellerie und Lauch gekochtes Schweinefleisch, serviert mit frisch geriebenem Kren (Meerrettich) und Salzkartoffeln
fein in Butter gebraten, dazu Petersilienkartoffeln und gemischter Salat
luftige Nachspeise mit frischem Apfelmus, Mascarpone und Biscuits mit Kürbiskernsplittern
fluffiger Kaiserschmarren verfeinert mit Holunderblüten
im Ofen gebackenes Grießdessert, nach dem Abkühlen gerieben und serviert mit Zimt, Zucker, Rosinen und Schlagsahne
Schmalzgebäck aus Sauerrahmteig, in Zimtzucker gewälzt