¡Hay que comer! Man muss was essen! Die Sevillaner essen anscheinend immer, an jeder Ecke klirren Tassen, Gläser und Besteck, auch im Gehen oder im Bus knabbern sie Sonnenblumenkerne, und überall finden Sie Automaten mit gekühlten Getränken.
Ab 20 Uhr stürmen Gruppen von Freunden, Kollegen und Familien die Bars auf eine erste Runde cañitas, Bierchen, und Tapas, um den Magen auf eine ausgedehnte cena, das Abendessen, vorzubereiten. Tapas sind Miniportionen, wer mehr möchte, bestellt eine media ración (halbe Portion) oder ración (Portion). Olivenkerne, gambas-Schalen, Zahnstocher und Papierservietten landen dabei einfach auf dem Boden. Vielleicht finden Sie das unappetitlich, aber: Der Boden wird immer wieder mit feuchtem Sägemehl ausgefegt, und: Es ist ein untrügliches Zeichen, dass es hier schmeckt.
Oliven aus Jaén, jamón, iberischer Schinken, aus der Sierra de Jabugo, Fisch und Meeresfrüchte aus dem Atlantik und dem Mittelmeer, Reis, Obst und Gemüse aus dem Marschland des Guadalquivir und den Gärten direkt vor der Tür: Die andalusische Hauptstadt bekommt beste Produkte ohne große Wege. Umso erstaunlicher ist es, dass es preisgekrönte Gourmetlokale wie im Baskenland oder in Katalonien hier nicht gibt - noch: Im Komo führt ein Schüler des legendären Bulli-Chefs Ferran Adrià die Avantgarde an, und das San Fernando 27 hat sich mit seiner innovativen Küche längst als Kandidat für einen Michelinstern qualifiziert.
Dass man in Sevilla Zerkochtes in einer öligen Tunke für große Küche hält, ist also passé. Dennoch wird hier gern traditionell gegessen: zum Frühstück Milchkaffee und tostada, geröstetes Brot, je nach Gusto mit Tomate, Olivenöl und/oder Knoblauch. Mittags, ab etwa 14 Uhr, haben jene die Nase vorn, die ein günstiges menú del día anbieten, ein Tagesmenü, vor allem mit Hausmanns-kost: Gazpacho und Salate, Fleisch und Fisch gegrillt, hier und da Eintöpfe wie cocido (Schwein mit Kohl und Kichererbsen) und puchero (Suppentopf mit Huhn, Kürbis und Blutwurst). In den touristischen Ecken hingegen gibt es ein Überangebot an Paella und Sangria, Reispfanne und Rotweinbowle. Das muss nicht schlecht sein - aber toll ist es meist auch nicht.
Abends konkurrieren alle à la carte, und Sie entscheiden, ob Sie de tapeo dinieren möchten, also möglichst auf einer Terrasse eine große Auswahl Kleinigkeiten genießen, oder cenar sentaos, „im Sitzen essen“: Das bedeutet förmlich und in Gängen und auch eher drinnen. Viele Restaurants bieten beides: vorn eine Tapabar, hinten einen comedor (Speisesaal). Die volle Abendkarte gibt es selten vor 21 Uhr, viele Sevillaner dinieren sogar erst gegen 23 Uhr und dann bis nach Mitternacht.
Nehmen Sie auch im Sommer etwas zum Überziehen mit - die Klimaanlage wird gern auf eiskalt gestellt. Und ziehen Sie sich spätestens abends korrekt an: keine Shorts, Spaghettiträger nur in eleganter Version und schon gar nicht Turnschuhe und weiße Socken. Vor allem aber: Muten Sie dem Kellner nicht zu, die Rechnung zu splitten: Machen Sie das gegebenenfalls unter sich aus. Das gilt ganz besonders für Tapas: Alle picken von allen Tellern und wechseln sich beim Bezahlen ab. Trinkgeld ist üblich, rund zehn Prozent, in Bars etwas weniger. Für Tapabars und ihre terrazas gibt es meist keine Reservierung, Sie müssen ein wenig Geduld und ein waches Auge haben, um einen Tisch zu ergattern. In Restaurants dagegen ist es besser, wenn Sie reservieren.
kalte Cremesuppe aus Weißbrot, Mandeln und Knoblauch
Lamm, in Honig geschmort
Spinat mit Kichererbsen, mit Kreuzkümmel gewürzt
trockener Sherry
gebackenes Fleischröllchen, mit Schinken gefüllt
Suppe aus Weißbrot, Tomaten, Paprika und Gurke, mit Essig, Öl und Knoblauch gewürzt und eiskalt serviert
sehr heller, sehr trockener Sherry aus der Gegend um Sanlúcar der Barrameda bei Jerez, eisgekühlt getrunken
warmes Brötchen mit Fleisch und Wurst
Salat aus Kartoffeln, Eiern und Paprika
knusprige Stockfischkrapfen
knusprig frittierte, mundgerechte Fischchen und Meeresfrüchte - das andalusische Nationalgericht
Schmalzgebäck in Honigsirup
kalte Cremesuppe aus Tomaten, Brot und Olivenöl
in Eiern und Milch gebackene süße Brotschnitten