In den letzten Jahren hat sich die nordische Küche enorm weiterentwickelt. Schwedische Köche gehören weltweit zu den Besten ihrer Zunft. Mittlerweile gibt es nicht weniger als 21 Restaurants im Land mit mindestens einem Michelinstern. Frantzén in Stockholm hat sogar drei. Die neuen Köche setzen häufig auf regionale Zutaten mit modernem Touch. Natürlich findest du die Edelrestaurants vor allem in den drei Großstädten Stockholm, Göteborg und Malmö. Doch auch im Rest des Landes lässt es sich gut essen.
Mittags bieten viele Restaurants und Cafés preiswerte Tagesgerichte (dagens rätt) an. Sie kosten rund 14 Euro inkl. Salat, Brot und Kaffee. Vom Kaffee, der oft in Thermosflaschen bereitsteht, kannst du dir übrigens beliebig oft und viel nachschenken. Dieser Gratisservice heißt auf Schwedisch påtår (= noch ein Schluck). Auch Leitungswasser bekommst du immer und überall gratis. Das Essen holst du dir meistens selbst an der Theke. Personalkosten sind hoch in Schweden, so kannst du sparen. Nach der Mahlzeit stellst du dann dein Geschirr samt Tablett in einen der bereitstehenden Abstellwagen. Und weil du alles selbst erledigst, wird auch kein Trinkgeld erwartet.
Abends sieht es anders aus, da ist Service angesagt. Der hat seinen Preis. Grundsätzlich ist die billige, aber gute Gaststätte in Schweden eher Mangelware. Meistens hast du die Wahl zwischen teuer bis sehr teuer und Fast- Food-Niveau. Vor allem auf dem Land ist die Auswahl oft beschränkt. In jedem Dorf gibt es allerdings eine gatukök, einen Straßenimbiss. Die dort servierten Hot Dogs und Würstchen mit Kartoffelbrei und Pizzen sind zwar keine kulinarischen Highlights, aber fester Bestandteil der gastronomischen Infrastruktur. Populäre Restaurants teilen den Abend oft in zwei Besuchszeitfenster auf. Du musst dich beim Buchen für eine der beiden entscheiden.
Ja, die Fleischbällchen köttbullar, die übrigens „schöttbullar“ ausgesprochen werden, gehören zur typisch schwedischen Küche. Serviert mit frischem Kartoffelbrei, Preiselbeeren und eingelegter Gurke können sie eine richtige Delikatesse sein. Beliebtester Fisch ist wohl nach wie vor der Hering (sill oder strömming), den es in zahlreichen Variationen gibt. Hartgesottene können im August den vergorenen Hering surströmming probieren. Auch Lachs und Dorsch stehen häufig auf der Speisekarte. Elch und Rentier sind zwar Spezialitäten, jedoch nicht oft in Restaurants zu finden. Häufig behalten die Jäger das Fleisch lieber selbst.
Auch Beeren spielen eine wichtige Rolle. Eine Kostbarkeit sind Moltebeeren (hjortron). Sie sehen aus wie knallorange Himbeeren, wachsen jedoch nur hoch im Norden – das macht sie so teuer – und jedes kleine Büschlein trägt nur wenige Beeren.
Viele traditionelle Gerichte sind an eine bestimmte Jahreszeit gebunden. An Mittsommer stehen Erdbeeren hoch im Kurs. Im August lädt ganz Schweden zu kräftskiva ein, dem alljährlichen Flusskrebsessen, bei dem fleißig gesungen und Schnaps gepichelt wird. In der Weihnachtszeit hat dann das julbord seinen Auftritt, ein üppiges Buffet mit Fisch, Würstchen, Schinken, Auflauf, Pasteten und Milchreis als sättigendem Abschluss.
Während des restlichen Jahres wird zum smörgåsbord gebeten, das ist quasi ein julbord ohne Weihnachtsschinken und Milchreis.
Gegessen wird in der Regel relativ früh. Mittagessen (lunch) gibt es bereits ab 11.30 Uhr. Das Abendessen, das in Schweden verwirrenderweise middag heißt, wird dann schon ab 18 Uhr serviert.
Eine gesellschaftliche Institution ist die fika. Zum Kaffee gibt‘s kanelbullar, Zimtschnecken. Eine leckere Variante ist die Schnecke mit Kardamom (kardemummabulle). Ins Auge sticht die prinsesstårta, eine Sahne- Biskuit-Torte mit knallgrünem Marzipandeckel. Genauso grün, aber mit Schokoladenecken kommen die dammsugare, Staubsauger, daher: kleine Punschrollen. Traditionell ist auch schwedisches Brot (limpa) leicht gesüßt. In den letzten Jahren wurde jedoch auch ungesüßtes Sauerteigbrot immer populärer. Eine Delikatesse ist knäckebröd, probier dich durch die unzähligen Varianten! In Kiosken und Supermärkten siehst du oft Süßigkeiten (godis), die offen und nach Gewicht verkauft werden. In vielen Familien gibt es sie nur an einem bestimmen Wochentag. Meistens ist das der Samstag (lördag). Dann bekommen die Kinder ihre lördagsgodis.
Mittags wird in Schweden meist kostenloses Leitungswasser, Limonade (läsk) oder Leichtbier (lättöl) getrunken. Das hat einen maximalen Alkoholgehalt von 2 %. Abends greift man gern zum normalen oder stärkerem Bier (folk- oder starköl). Auch in Schweden sind Mikrobrauereien stark im Kommen, es gibt vor allem in den Städten oft eine beachtliche Auswahl. Das Gleiche gilt für Wein, Schnaps und Cocktails. Rechne damit, dass du für Alkohol aufgrund der hohen Steuern ungefähr doppelt so viel wie zu Hause auf den Tisch blättern musst.
Eingelegter Hering in Senfsauce
Toast mit Krabben, Dill und Mayonnaise
Lauchsuppe
Lachsauflauf mit Kartoffeln, Dill und gebräunter Butter
Fleischbällchen mit Kartoffelbrei und Preiselbeeren
Elcheintopf
Kartoffelgratin mit Zwiebeln und Anchovis (Die Versuchung des Jansson)
Nur im August: vergorener Hering aus der Dose – unbedingt im Freien essen!
Nur im August: Flusskrebse – Schnapslieder einüben!
Vanilleeis mit Moltebeeren
Blaubeer-Pie mit Vanillesauce
Hagebuttenkaltschale mit Amarettini
Frisch gebackene Waffeln mit Schlagsahne
Zimt- oder Kardamomschnecke
Cremiges Softeis