Das bedeutet aber nicht, dass die Russen die meist deftigen, volkstümlichen Gerichte ihrer heimischen Küche nicht mehr lieben würden. Ganz im Gegenteil, sie stehen zu ihren Essgewohnheiten: Große, nahrhafte Suppenportionen, eine enorme Vielfalt von sakuski (Vorspeisen), die Liebe zu Pilzen – und Wodka – ist allemal eine Alternative zum (recht teuren) Wein. Heimrecht genießt aber auch die georgische Kochkunst, die Russlands Küche mit südländischer Würze und ausgefeilten Grilltechniken bereichert hat: Eine Einkehr beim Georgier, das gehört in Petersburg einfach dazu!
Noch immer halten es zahlreiche Restaurants – vor allem in den höheren Preisregionen! – für unter ihrer Würde, fleisch- und fischlose Gerichte anzubieten. Das ist offenbar eine Spätfolge der Sowjetzeit, galten damals Vegetarier doch als ideologisch verdächtige Sonderlinge. Doch prinzipiell liegt fleischlose Ernährung im Trend: Es gibt immer mehr partiell oder rein vegetarische Lokale!
Etwas verwirrend sind die ortsüblichen Kategorien: Unter einem kafe versteht man ein kleineres Speiselokal mit durchaus umfangreichem Angebot. Wer Kaffee und Kuchen sucht, ist in einer kofejnja oder konditorskaja richtig. Ein restoran fühlt sich zu höheren Küchen- und Serviceansprüchen berufen. Das bedeutet auch, dass es abends oft Live-Musik gibt. Der gastronomische Gegenpol – Hauptsache schnell und sehr günstig – ist die stolowaja: In diesen populären SB-Kantinen gibt es robuste, landestypische Küche. Und unter einer bar ist eher eine Kneipe oder ein Pub zu erwarten – in der Regel ebenfalls mit ausführlicher Speisekarte und üppigem Bierangebot. Denn der Craft- Beer-Boom hat auch Russland erreicht.
Gaststätten arbeiten prinzipiell ohne Ruhetag, und auch nachmittags wird die Küche nicht kalt. Werktags von 12 bis 15 Uhr buhlen fast alle Lokale mit günstigen Mittagessen um Kundschaft – in Form eines fixen Mini-Menüs (bisnes-lantsch) oder mit pauschalen Rabatten. Fast immer gibt es englische Speisekarten, Reservierungen sind meist nur für größere Gruppen notwendig. Viele Lokale schließen um 23 oder 24 Uhr, doch im Zentrum wird oft gearbeitet, bis der letzte Gast geht – oder sogar rund um die Uhr.
Hering „unterm Pelzmantel“ aus Roter Bete, Ei und Mayonnaise
nahrhafte Zutaten: Kartoffeln, Gurken, Erbsen, Ei und Wurst
schwarzer (sehr teuer!) oder roter Kaviar, auf kleinen Pfannküchlein
tiefrot dank Roter Bete. Hinein kommen u. a. Weißkohl, Rindfleisch, Tomaten, Kartoffeln, Zwiebeln – und smetana (Schmand)
säuerliche Suppe mit Salzgurken, in der klassischen Version mit verschiedenen Fleischsorten, Schinken und oft Wurst. Oliven und eine Zitronenscheibe gehören inzwischen dazu. Es gibt auch Fisch- und Pilz-soljankas.
kalte Sommersuppe auf Basis von kwas
geschnetzeltes Rinderfilet in Sahne-Pilz-Sauce
mit Butter gefülltes, paniertes Hähnchenfilet, nur echt mit dem rausstehenden Knochen
Ravioli-ähnliche Teigtaschen, mit smetana oder in der Fleischbrühe
Pelmeni auf die süße Art, gefüllt mit Quark oder Fruchtpüree
kleiner Gugelhupf, mit Rum getränkt
immer aus Getreide gebrannt, immer vierzigprozentig
eine Art alkoholfreies Malzbier
gesüßter verdünnter Beerensaft