Prag ist keine Stadt der Museen, sondern ein einziges Museum, behaupten viele. Auch für Kinder gibt es hier einiges zu entdecken. Zum Beispiel die 1891 gebaute Seilbahn auf den Petřín. Oben angekommen ist es nicht mehr weit zum historischen Eintritt 70 KčApril–Sept. tgl. 10–22, Okt./März tgl. 10–20, Nov.–Feb. tgl. 10–18 Uhr, in dem Spaß garantiert ist.
In Sachen Musik lässt Prag niemanden kalt. Klassikfans bieten sich die Säle des Rudolfinums und des Repräsentationshauses an, für die Oper gibt es gleich drei Bühnen. Vielfältig und spannend ist die Clubszene – von Jazz bis Elektronik. Und längst steht die Stadt auch auf den Tourneelisten internationaler Stars.
Das Schwarze Theater ist ein Klassiker – meist ohne Worte, oft aber sehr touristisch. Eine Aufführung schaut man sich deshalb am besten in der Laterna magika an, Schwarzlichttheater wird hier mit Film und Pantomime zu einem – in Cyberspacezeiten etwas nostalgisch angehauchten – Gesamtkunstwerk. Auch Kino geht ohne Sprachkurs, internationale Filme laufen oft im Original. Der klassische Prager Abend gehört aber der hospoda, der Kneipe. Bohumil Hrabal (1914–97), der Verfasser bierselig-skurriler Geschichten, liefert das Alibi: „So eine heiser geschriene Kneipe ist eine kleine Universität.“
Ansonsten geht es auf dem Prager Hotelmarkt alles andere als kommunistisch zu. Die Konkurrenz ist riesig, seit nach der Wende ein Hotel nach dem anderen eröffnete. Wenig Auswahl, schlechter Standard und hohe Preise – das war einmal. Inzwischen gibt es in Prag genügend Unterkünfte für jeden Geldbeutel. Egal ob Rucksack- oder Luxusreisender – jeder findet ein passendes Nachtlager.
Nicht selten atmen die Gebäude Geschichte. Da ist zum Beispiel ein ehemaliges Spital im Barockstil, das zum Hotel umfunktioniert wurde. Oder ein mittelalterliches und immer noch funktionierendes Augustinerkloster, das einen Teil seiner Anlage an ein Luxushotel verpachtet hat.
Die Übernachtungspreise schwanken je nach Jahreszeit. Außerhalb der Hochsaison locken einige Hotels mit günstigen Angeboten, die selbst die Hostels nicht unterbieten können. Zu Stoßzeiten (April–Juni, Sept./Okt. und Silvester) werden dagegen schon mal saftige Aufschläge kassiert. Das ist besonders über den Jahreswechsel der Fall, wenn Prag traditionell komplett ausgebucht ist. Generell gilt: Lieber übers Internet buchen! Das ist nicht nur am einfachsten, sondern hier finden Sie auch die günstigsten Tarife.
Alte Traditionen gingen in sozialistischer Gleichgültigkeit unter, auch nach der Wende dominierte in der Küche noch lange der Modus „billig, fettig, lieblos“ – entlang der Touristenpfade gilt er bis heute. Während mit Sushi, Tapas oder Bagels die Spezialitäten der Welt in der tschechischen Hauptstadt Einzug gehalten haben, findet die Prager Küche erst in den letzten Jahren wieder zu sich. Inzwischen servieren viele Gasthäuser selbstbewusst und mit Stolz die böhmischen Klassiker wieder in perfekter Zubereitung.
Unter den Pragern steigen Kaufkraft und gastronomische Ansprüche. Das belebt die Szene. Zu den ehrwürdigen Kaffehäusern treten neue cool-urbane Loungecafés, Treffpunkte der Kreativen und digitalen Nomaden. Die neue Eckkneipe ist die Minibrauerei im Viertel mit industriellem Chic und Craft-Bieren. Denn unverändert gilt: Bier ist und bleibt das kulinarische Highlight Nummer eins.
Erste Adresse für einen Schaufensterbummel ist die Pařížská. Die elegante Straße zwischen Altstädter Ring und Moldau mit ihren üppigen Jugendstilfassaden zählt zu den teuersten Luxusadressen in Europa. Läden für den kleineren Geldbeutel sowie große Buchhandlungen finden sich am Wenzelsplatz und in den Straßen Národní třída und Na příkopě. Schon wegen des prunkvollen Interieurs der alten Paläste lohnt sich hier der Blick in die eine oder andere Boutique (z. B. Na Příkopě Nr. 4 oder Nr. 8). Eine Prager Spezialität sind die zahlreichen Passagen aus dem frühen 20. Jh. Ihre moderne Fortsetzung finden sie in gigantischen Einkaufstempeln wie dem Palladium: 200 Läden und Restaurants sind hier unter den Dächern einer alten Kaserne versammelt, für viele der siebte Einkaufshimmel.
Wo vor einem Jahr noch eine Bäckerei war, ist jetzt vielleicht eine Boutique, und ein Friseursalon hat sich in ein modernes Café verwandelt. Prag ist auch drei Jahrzehnte nach der demokratischen Wende in permanenter Bewegung. Nicht geändert hat sich aber die wunderschöne Anlage des historischen Stadtkerns links und rechts der Moldau.
Im Krieg blieb Prag von Bombenangriffen weitgehend verschont. So lässt sich die Schwärmerei eines anderen Prag-Reisenden – Thomas Mann – noch heute gut nachvollziehen: „Ich bin froh, wieder einmal hier zu sein, in dieser Stadt, deren architektonischer Zauber fast einzigartig unter allen Städten der Welt ist.“
Rucksackreisende und Pauschaltouristen, Schüler auf Klassenfahrt und Studienreisende – sie alle kommen rund ums Jahr nach Prag. Nach zweijähriger Covid-Stille ist auch die Karlsbrücke wieder voller Menschen. Wer das berühmte Bauwerk dennoch in Ruhe genießen möchte, sollte frühmorgens oder aber am späten Nachmittag kommen. Das Gleiche gilt auch für das zweite Wahrzeichen der Stadt, die Prager Burg. Außerdem lohnt es sich, vom ausgetretenen Pfad des Königswegs (vom Pulverturm bis hoch zur Burg) abzubiegen, um die Atmosphäre des umliegenden Gassengewirrs ohne Touristenrummel genießen zu können. Zahlreiche Parks und Gärten laden ein zu grünen Fluchten aus der Stadt. Die Obstwiesen am Petřín sind ideal für ein Picknick, bei dem einem die Stadt zu Füßen liegt. Und auf der Kleinseite warten versteckt hinter hohen Mauern grüne Kleinode wie der Wallenstein- oder der Vrtba-Garten auf ihre Entdeckung.
Wem der Gang durch das „Museum unter freiem Himmel“ nicht reicht, dem stehen zahlreiche echte Museen offen – bis auf montags, dann bleiben die meisten Ausstellungen geschlossen. Die Eintrittspreise sind in vielen Häusern noch deutlich niedriger als in anderen Ländern. Dies ist nicht als Liebesbeweis an die Touristen zu verstehen, sondern als Rücksicht auf die kulturinteressierten, aber noch nicht auf Westniveau verdienenden Tschechen.
Die Gärten auf der Kleinseite sind grüne Oasen – allen voran der Waldstein- Garten (Valdštejnská zahrada) (Letenská | April–Okt. Mo–Fr 7–19, Sa/So 9–19 Uhr). Für Park und Palast ließ Feldherr Albrecht von Wallenstein im 17. Jh. ein ganzes Stadtviertel niederreißen. Man dankt es ihm: Bronzestatuen, Springbrunnen, herumspazierende Pfauen bilden die Kulisse für eine Verschnaufpause. Schöner chillt es sich nur auf der Moldau: Miete dir auf der Halbinsel Žofín ein Tret- oder Ruderboot (Zugang über Masarykovo nábřeží | 10 Uhr bis Sonnenuntergang | ca. 300 Kč/Std.). Vom Fluss aus eröffnen sich neue Perspektiven auf Prag.
Ein Bierbad ist die ideale Erholung nicht nur bei Regen, z. B. bei Beer Spa Bernard (Týn 10 | im Ungelt- Hof | ab 2690 Kč | Voranmeldung unter Tel. 7 77 00 18 18). Eintauchen in einen Bottich mit Hopfen, Hefe und Malz – und nebenher darfst du auch pivo trinken. Energie pur für den Körper versprechen die Anbieter. Bei Pivní lázně BBB (Masná 5 | ab 1900 Kč | Voranmeldung unter Tel. 2 22 76 26 20) kannst du anschließend auf Strohballen entspannen.
Sightseeing in Prag – das ist echtes City-Climbing: Das Kopfsteinpflaster ist oft holpriger als mancher Alpensteig. Was liegt da näher, als gleich aufs Mountain- oder E-Bike umzusteigen? Dabei kommt man ganz schön herum, und bei den geführten Touren erfährt man jede Menge über die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke. Die kürzeste Tour dauert zweieinhalb Stunden, die längste einen Tag. Sogar ein Radausflug zur Burg Karlstein wird angeboten. Treffpunkt für alle Touren ist Praha Bike (ab 720 Kč | Dlouhá 24 | Tel. 7 32 38 88 80 | prahabike.cz | Metro B Náměstí Republiky).
Fette Würste, dicke Knödel – die Prager Küche liegt üblicherweise schwer im Magen. Was kaum jemand weiß: Auch der Inbegriff des leichten Fitness- Frühstückchens ist eine Prager Erfindung – der Fruchtjoghurt. 1934 hatte man in der Radlitzer Dampfmolkerei in Smíchov genug davon, dass das neumodische Balkanprodukt Joghurt zwar als „Speise der Hundertjährigen“ galt, selbst aber in kürzester Zeit durch Schimmel verdarb. Die Lösung war genial: Eine dünne Marmeladenschicht machte Radlitzer Joghurt nicht nur haltbar, sondern auch unglaublich mild und lecker. Der Fruchtjoghurt hat weltweit die Kühlschränke erobert, die Radlitzer Molkerei endete herabgewirtschaft in den 90er-Jahren. Die Frogurt-Bar (Nový Smíchov Shopping Centre | Plzeňská 8 | frogurt.cz | Metro B Anděl) hält unweit des alten Molkerei-Stammsitzes das Erbe aufrecht – zeitgemäß cool mit Frozen Yoghurt.
Ein Stadtviertel, zwei Fußballclubs – und zwei Welten: Slavia, der arrogante Primus, und der ewige Underdog Bohemians. Nie haben die Fans auch nur ein Wort miteinander gewechselt – bis die brüchige Bohemians-Arena „Ďolíček“ einem Einkaufszentrum weichen sollte. Beide Clubs in einem Stadion? Undenkbar! Mit einer Fußballpartei retteten die Fans gemeinsamen die Ďolíček-Legende – um sich nun wieder von Herzen Feind zu sein. Zu besichtigen jeden Samstag im Stadion (bohemians.cz; slavia.cz).
Wer Prag besucht, sollte gut zu Fuß sein – oder sich einer geführten Radtour anschließen. Verschnaufen kann man in den schönen Gärten der Adelspaläste, im Spielzeugmuseum oder auf der Kinderinsel. Oder beim Bummel durch Edelboutiquen und Souvenirshops am Graben und an der Pariser Straße. In einem Club oder den verrauchten Spelunken der authentischen Kneipenszene im Viertel Žižkov gehen die Prag-Tage stilvoll zu Ende.