Namibias Küche ist deutsch geprägt, und man ist stolz auf diese Tradition. Der südafrikanische, burische Einfluss lässt sich ebenfalls nicht leugnen, entsprechend viele Fleisch- und Eintopfgerichte gibt es. Am einfachsten und besten werden sie über dem offenen Feuer zubereitet, etwa im potjie, einem dreibeinigen gusseisernen Topf. Die Steaks landen auf dem braai, einem Grill über Holzfeuerglut. Altbackene Hausmannskost gibt es trotzdem kaum noch. Afrikanische Einflüsse wie scharfe Hühnergerichte und Perlhirse werden zwar nur zaghaft aufgegriffen, der Wandel zur Nouvelle Cuisine hingegen ist deutlich zu sehen und vor allem zu schmecken. Das Gemüse darf bissfest sein, statt Salzkartoffeln haben längst kleine Tagliatelletürmchen und Risottos den Teller übernommen.
Die Hauptzutaten allerdings bleiben namibisch, alles andere wäre bei der Fülle an Wild, Fisch und Meeresfrüchten auch purer Frevel. Springbock und Oryxantilope fehlen auf fast keiner Karte. Auch Straußenfleisch, früher noch als Katzenfutter verpönt, ist wegen seines feinen Wildgeschmacks und des geringen Fett- und Cholesteringehalts beliebt. Die Variationen in der Zubereitung reichen von Gulasch über Geschnetzeltes und Steaks bis zum klassischen Filet. Steaks von Zebra, Büffel oder Eland und die Rippchen von Warzenschweinen gehören noch immer zu den exotischeren Speisen, sind aber allesamt einen Versuch wert. Sogar Krokodil aus der Zucht kommt auf den Teller. Das Ergebnis ist, frisch und nicht zu trocken gebraten, ein hervorragendes Geschmackserlebnis.
Noch größeren Wert legen die Namibier jedoch auf ihr hochqualitatives Rindfleisch und ihre sensationellen Lammkoteletts. Siegel für artgerechte Haltung wirst du im Südwesten Afrikas nicht finden. Sie sind auch gar nicht nötig. Es gibt wohl nicht viele Länder auf der Erde, in denen das Vieh so viel Auslauf hat, so viel natürliche Nahrung und Freiheit genießt – und genau das schmeckt man. Wie die Lammkoteletts kommt auch das Rindfleisch mit Vorliebe auf den Grill. In Windhoeks Township Katutura werden halbe Bullen an Straßenständen zerlegt, ihr Fleisch in kleine Streifen geschnitten und dann über Holzkohle gegrillt. Mit Chilisalz bestreut heißt das kapana – und ist unbedingt einen Versuch wert. Zumal die Streetfood-Stände zugleich Mittagskantine der halben Stadt sind.
Gemüse wächst nur spärlich in der Wüste, weshalb reichlich aus Südafrika importiert wird – zu entsprechend gesalzenen Preisen landet es in den Supermärkten. Einige einheimische Ausnahmen gibt es aber. So versorgt ein unterirdisches Wasserreservoir nahe Stampriet in der Kalahari ein kleines Gemüseanbauzentrum und im Swakoptal gedeiht in der Saison köstlicher Spargel.
Ähnlich ergeht es den wild wachsenden Pilzen des Landes: Nur nach Regengüssen sind sie zu bekommen, meist regional begrenzt. Der unterirdisch wachsende Kalaharitrüffel ist längst nicht so stark im Aroma wie seine Verwandten aus Europa, er entfaltet aber einen angenehm erdigen Geschmack. Und der omajova, ein Schirmpilz, den Termiten auf ihren Hügeln förmlich kultivieren, wird oft wie ein Schnitzel paniert verzehrt.
Bekannter sind die kulinarischen Genüsse aus dem Wasser vor Namibias Küste. Das Fleisch des Adlerfischs ähnelt mit etwas Phantasie dem des Kabeljaus, was seinen heimischen Namen kabeljou erklären dürfte. Noch delikater sind Meerbrasse (steenbras) oder galjoen, der König der Fischspeisekarte. Auch der Seeteufel (monkfish) und geräucherte Seehechte (snoek) gehören zu den Spezialitäten. Übertroffen werden sie alle nur vom crayfish, der namibischen Langustenart, die in Deutschland so sehr geschätzt wird, dass sie nicht als Lebensmittel, sondern als Luxusgut besteuert wird. In Namibia bekommst du die Krustentiere frisch aus dem Meer und wesentlich günstiger. Gefragt sind auch die vor Lüderitz gezüchteten Austern.
Zu einem namibischen Menü – in den Lodges gibt es fast immer drei Gänge – gehört eine Kalorienbombe zum Nachtisch. Südafrikanisch beeinflusst sind schmackhafte Kreationen aus viel Sahne, Schokolade und Eiscreme, manchmal mit etwas Alibiobst, häufiger mit einem guten Schuss Hochprozentigem. Die herrlichen altdeutschen Kuchen, die es in Namibia gibt, tauchen bei den Desserts kaum auf, sondern landen eher auf dem Kaffeetisch.
Feine Tropfen sind in Namibia rar, doch gebraut, gekeltert und destilliert wird mehr denn je. Die nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 gebrauten Biere der Namibia Breweries (nambrew.com) sind längst Exportschlager. Fünf Weingüter gibt es – am Fluss Oranje wachsen Tafeltrauben. Und seit Kurzem stellt Naute Kristall (naute-kristall.com) sogar exquisite Obstbrände her, die schon jetzt die eine oder andere Hotelbar ein Stück namibischer machen.
Trockenfleisch als Barsnack, meist aus Rindfleisch, mitunter auch aus Wild wie Strauß oder Kudu
frittierte Raupen von Mopanebäumen
würzige, grobe Grillwürste
fettarme Spezialität auf dem braai
fester Brei aus gekochter Perlhirse, serviert mit Fleisch-, Fisch- oder Gemüsesaucen
im gusseisernen Topf langsam gekochter und dann im Ofen gebackener Schafs- oder Ziegenkopf
geräucherte Meerbarbe
schwammiger, saftiger Kuchen mit Aprikosenmarmelade
Schokoladenkuchen
Blätterteiggebäck mit Vanille-Zimt-Cremefüllung
Nationalgetränk aus Sprudel, Sprite, Zitronensaft und einem Schuss Angostura
Unvergorenes Gebräu aus Perlhirse
Apfelbier, perfekt als Sundowner