Seit einigen Jahren macht sich der Trend zu nachhaltiger Esskultur in Montenegro bemerkbar. Auch offiziell zertifizierte Biobauern gibt es bereits einige Hundert – Tendenz steigend. Aber in den Bergen gedeiht ohnehin alles auf natürliche Weise, und in der Küstenregion wachsen seit Jahrhunderten Oliven- und Feigenbäume. Die Landwirte konnten ihre lokal erzeugten Produkte lange Jahre nur auf Märkten oder Messen verkaufen. Das ändert sich gerade, denn sogar Discounter setzen immer stärker auf regionale und naturbelassene Lebensmittel. Und natürlich werden lokale Produkte auch am Straßenrand angeboten – nicht immer, aber oft zu sehr fairen Preisen.
Im Mittelalter hinterließen die Venezianer nicht nur architektonische Spuren in Montenegro, sondern brachten auch ihre Kochkünste mit. So sind die Einflüsse der feinen italienischen Küche in der Küstenregion noch heute in Pasta und Fischrezepten zu finden. Fast alle Restaurants an der Küste, aber auch viele Kneipen, servieren Meeresfische – gegrillt (na žaru), gekocht (lešo) oder als Eintopf (brodeto). Auch Muscheln in Weißwein (mušule buzara) oder gefüllten Tintenfisch (punjeni lignji) kannst du hier genießen.
Und fischig geht es nicht nur am Meer zu: Die Küche der gesamten Region rund um den riesigen Skutarisee ist ebenfalls vom Wasser geprägt. Aale, Karpfen und Ukeleie landen hier auf den Tellern. Sie werden gegrillt, getrocknet, gekocht, geräuchert oder gebraten. Sogar in den Gaststätten der Hauptstadt Podgorica kommen Fischgenießer auf ihre Kosten – vor allem mit Karpfen und Forellen (pastrmka).
Ansonsten endet hier aber die die Hoheit der Fische in Pfanne und Kochtopf. Fleisch überwiegt – dementsprechend deftig gestaltet sich die Küche in den höheren Gefilden um Kolašin, Žabljak und Nikšić. Was Weiden und Höfe hergeben, kommt hier auf den Teller. Unbedingt probieren solltest du einmal Lammfleisch, das unter dem mit Glut bedeckten Glockendeckel sač gegart wird. Am besten genießt du es in einer der traditionellen, runden Holzhütten (savardak). Der njeguški pršut (luftgetrockneter Schinken) und der Käse njeguški sir, der an Ricotta erinnert, stammen aus dem Dorf Njeguši zwischen Cetinje und Kotor. In kleinen, familienbetriebenen konobas (Tavernen) entlang der Straße packt man dir eine dicke Scheibe Brot dazu, das jede Familie nach eigenem Rezept im Holzofen backt, und ein Glas medovina (altslawisches Honiggetränk). Dazu der einmalige Blick auf das Lovćengebirge – perfekt! Eine Köstlichkeit ist auch der Ziegenquark mladi kozji sir. Der beste kommt aus der Gegend von Kolašin im Nordosten.
Brot gehört in Montenegro zu jeder Mahlzeit dazu. Traditionell hatte jede Bäckerei immer das staatlich subventionierte „Volksbrot“ narodni hleb im Regal. Bis heute sind die Weißbrote sehr günstig – aber schmecken dafür auch ziemlich lasch. Köstlich dagegen sind die typischen Teigtaschen (pita): Jufkablätter, die mit Käse (sirnica), Spinat (zeljanica) oder Fleisch (burek) gefüllt sind und mit einem Glas Joghurt gegessen werden.
Das Fast Food des Balkans sind ćevapčići, würzige Hackfleischstäbchen, die mit Pommes und rohen Zwiebeln serviert werden, sowie pljeskavica (Hamburger). Beides wird selbst in kleinen Dörfern aus Buden oder Kiosken verkauft.
Für Vegetarier ist Montenegro nicht gerade geschaffen, aber es wandelt sich langsam zum Besseren. An heißen Sommertagen reicht manchmal schon ein Salat: In šopska salata gehören Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Paprika und ein Häubchen aus Schafskäse. Auch kupus salata ist eine Delikatesse: Zum geraspelten Weißkohl werden schwarze Oliven in einer leichten Vinaigrette mit Olivenöl serviert. Auch gegrillte Auberginen, gefüllte Weinblätter oder Speisen mit würzigem Bergkäse sind vegetarische Köstlichkeiten. An der Küste und in Podgorica gibt es auch moderne Veggie- Lokale.
Zwar finden sich in Montenegro weder klassische Konditoreien noch ist die nachmittägliche Runde mit Kaffee und Kuchen im Café üblich. Aber die alte österreichische Tradition schlägt in den Restaurants noch immer durch mit Palatschinken (palačinke). Die Pfannkuchen werden mit Nüssen oder Marmelade, in der moderneren Variante mit Nutella (eurokrem) gefüllt. Mit etwas Glück bekommst du auch einen Apfelstrudel (štrudla od jabuka) oder Pflaumenkuchen (pita od šljiva). Häufiger ist sladoled, Eiscreme. Und dann gibt es ja noch die orientalischen Einflüsse: süß-klebriges und verdammt leckeres Baklava (Blätterteig mit Nüssen und Rosinen gefüllt)! Die Konfitüren und Marmeladen, die auf Märkten und in Supermärkten verkauft werden, sind den meisten Westeuropäern zu zuckrig. Dennoch ist die Feigenkonfitüre (marmelada od smokve) eine echte Spezialität.
Zum Essen gehört zu jeder Tageszeit ein typischer Mokka – ob vor oder nach der Mahlzeit, ist ganz egal. Wenn das starke Gebräu dir zu bitter ist, bekommst du es auch mit Milch. Und in den Städten gibt es inzwischen auch überall Cappuccino und Latte macchiato.
Wer mag, nimmt zum Kaffee einen der landestypischen Schnäpse. Die Hauptmahlzeit findet hier im Land schließlich abends statt, da kann man sich schon mal ein Gläschen oder zwei genehmigen. Im Norden trinkt man den Pflaumenschnaps šljivovica, an der Küste ist der loza genannte montenegrinische Grappa (ab stolzen 45 Volumenprozent) beliebt. Na dann: einen guten Appetit (prijatno) und Prost (živjeli)!
gebratene Auberginenstücke mit einer Tomaten-Knoblauch- Zwiebel-Mischung
schwarzes Risotto, mit Tintenfischtinte gefärbt
geschichteter Käse aus frischem, leicht gesäuertem Rahm
in Öl eingelegter Schafskäse
Maismehl-Polenta mit kajmak-Käse
Vollkornweizenmehlnudeln serviert mit Olivenöl und in Salzlake gereiftem Käse
in Milch gekochtes und überbackenes Lammfleisch
mit einer Sauce aus Eiern, Milch und Sahne überbackene Kalbfleischstreifen
mit kajmak-Käse und Schinken gefülltes Schweineschnitzel
Forelle in Joghurt, kalt serviert
Fischeintopf mit Sprotten und Seehecht
Fischsuppe aus Dorade
Karpfen aus der Pfanne mit Dörrpflaumen, Äpfeln und Quitten
vollmundiger, trockener Weißwein
trockener Rotwein, dunkel
das Bier Montenegros