Dieses Gespräch hätten Sam und Gollum aus dem „Herrn der Ringe“ auch an einem Mecklenburgischen See führen können. Denn nicht nur in Hobbingen, auch in Mecklenburg sind Kartoffeln sehr beliebt und werden als „Tüften“ bezeichnet. Mit Grünkohl oder, ganz gewagt, mit Backobst – den Kombinationsmöglichkeiten von Tüften sind hier kaum Grenzen gesetzt.
Doch die ländliche Kartoffel muss den Platz auf den Tellern längst mit modernen Kreationen und Sterneküchen-Zutaten teilen. Vorbei sind die Zeiten, wo nur das auf den Tisch kam, was auf den Feldern wuchs, durch den Wald huschte oder im See schwamm. Und davon möglichst viel, denn die Bauern und Fischer hatten immer Hunger. Wobei das traditionelle Obst und althergebrachte Gemüse wie Weißkraut, Rüben und Dicke Bohnen auch heute nicht völlig außen vor gelassen werden. Alte Rezepte werden jedoch neu interpretiert und mit angesagten Beilagen aufpoliert.
Hier und da findet man noch gutbürgerliche Wirtshäuser, wo „Gröner Heini“ serviert wird, ein Gargericht aus „Beer’n, Boh’n un Speck“, also Kochbirnen, grünen Brechbohnen und Speck. Die Tüften gehören sowieso dazu und müssen im Namen nicht extra erwähnt werden. Dieses traditionelle Gericht solltest du auf jeden Fall probieren, wenn es dir über den Weg läuft. Auch Grützwurst, warme, mit Grütze gebundene Blutwurst mit Rosinen oder Backpflaumen, kannst du kosten, denn süßsaure Kombinationen sind typisch und ursprünglich für die Region.
In puncto Fischgerichte ist die Seenplatte natürlich unschlagbar, denn hier schwimmen sie alle: Hecht, Maräne, Zander und Aal, um nur die leckersten unter ihnen zu nennen. Gebraten, gebacken, geräuchert oder gekocht – egal wie man’s mag, Fisch ist ein Genuss und gesund obendrein. Probier zum Beispiel „Kak’t Boors“ – klingt verdächtig, ist aber nur gekochter Barsch. Er siedet 20 Minuten in einem Gemisch aus Wasser mit Lorbeer, Möhren, Nelken und Pfeffer. Für den richtigen Pepp kommen noch ein paar getrocknete Chilischoten hinzu. Am besten schmeckt er mit zerlassener Butter und Meerrettich oder Petersiliensauce. Auch die Fischsuppen, verfeinert mit Gemüse und saurer Sahne, sind ein Hit. Und meist kommen sie in ordentlichen Portionen daher.
Doch immer mehr Gastronomen wagen es, sich mit einer gehobenen Küche, sowohl preislich als auch qualitativ, von der altbekannten, üppigen Hausmannskost abzusetzen. Omas Rezepte werden verfeinert, deftige Zutaten mit modernen Zubereitungsformen abgerundet und das Ganze edel angerichtet. In jeder Region wirst du mindestens ein schickes Gourmetrestaurant finden. Hier kosten die Gerichte ab 15 Euro aufwärts, doch es lohnt sich, weil alles passt: kreative Küche in stilvollem Ambiente. Dabei setzt man verstärkt auf die Verwendung regionaler und saisonaler Produkte. So kommt der Ziegenkäse vom Ziegenhof, frischer Fisch vom Müritzfischer, Wild aus heimischen Wäldern und saisonale Salate und Gemüse oft aus Biogärtnereien.
Auch jenseits von gutbürgerlicher oder sternegekrönter Küche ist kulinarisch einiges los in der Seenplatte. Das Parkhotel Klüschenberg (klueschenberg.de) in Plau am See hat sich ein besonders prickelndes Event ausgedacht. Beim Klüschenberg-Wintertheater wird bei den „Erotischen Kulinarien“ im romantisch-klassizistischen Ambiente ein 7-Gänge-Gourmet-Menü serviert, umrahmt von einer erotisch-frechen Inszenierung eines bekannten Theater-Klassikers.
In Güstrow und Schwerin setzt man dagegen auf den Trend Streetfood. Bei der Schweriner Streetfood-Karawane kommen Leckereien aus aller Welt auf die Hand – ein Wochenend-Event für Foodlover und Feinschmecker. In Güstrow freuen sich Einheimische und Besucher über den Foodtruck auf dem Markt, wo jeden Dienstag und Donnerstag regionale Spezialitäten über die Theke gehen, vom Hackknüppel bis zu Süßkartoffel-Pommes.
Obwohl es natürlich auch in der Seenplatte angesagte Sommer-Mixgetränke wie Hugo oder den Hipster-Hit Tocco Rosso gibt, sind heimische Tropfen und vor allem die regionalen Biere nach wie vor angesagt. Das Lübzer ist sehr beliebt, gefolgt vom Darguner und Mecklenburger Pils. Gesund und hip sind Getränke aus orangefarbenen Beeren: Sanddornwein, Sanddornlikör und Sanddornsaft schmecken ganz besonders – herb und zugleich fruchtig-süß. An kalten Tagen kommt ein Köm, ein klarer Kümmelschnaps, oder ein Grog gerade richtig. Nach dem Motto „Rum mutt, Zucker kann, Water bruuk nich“ wird das Glas zur Hälfte mit Rum und zwei Stück Würfelzucker gefüllt und dann mit heißem Wasser bis zum Rand aufgegossen. Bist du danach groggy, war‘s zu viel – getreu dem Mecklenburger Trinkspruch: „Wer dat letzt ut de Kann drinken will, den fölt de Deckel up de Snut.“ Wer das Letzte aus der Kanne trinken will, dem fällt der Deckel auf die Nase.
Kartoffelsuppe mit Pflaumen und Speck
Dorsch mit Kartoffeln, Weißkohl und Zwiebeln
Rote Grützwurst mit Sauerkraut und Bratkartoffeln
Flugente gefüllt mit Pflaumen- oder Apfelmus, dazu Rotkohl und Klöße
Geschmorte Schweineschulter mit Backobst und Mehlklößen, dazu ein erfrischender Gurkensalat
Eintopf aus Schweinefleisch mit Steckrüben und Kartoffeln
Nackenrollbraten vom Schwein, süß gefüllt mit Pflaumen und Äpfeln, dazu Sauce mit etwas Pflaumenmus, Klöße und Rotkohl
Schweinerippen gefüllt mit Backpflaumen und Zimt, Zwieback, Äpfeln, geschmort in braunem Rum
In Weißwein-Gewürz-Zitronen-Sud gedünsteter Zander mit Kartoffeln und Gemüse
Gekochter, in Stücken servierter Hecht mit Dillsauce und Kartoffeln
Warme Teigtaschen mit süßer Quarkfüllung
Eingekochte rote und blaue Beeren, serviert mit Vanillesauce
Brotkrumen mit warmer Milch, Zuckerei und Süßkram
Leckerer Napfkuchen, verfeinert mit Kardamom, geriebener Zitronenschale und Mandeln