Wer sich im Lauf der Jahrhunderte auf der Insel niederließ – ob Chinesen, Afrikaner, Inder, Franzosen –, brachte seine kulinarischen Vorlieben und Rezepte mit und kombinierte sie mit den Kochgewohnheiten vor Ort. So bereitet ein mauritischer Hindu das bryani eben nicht mit Rindfleisch, sondern mit Lamm oder Huhn zu; ein Moslem verzichtet bei seinem chinesischen Gericht auf Schweinefleisch.
Was auffällt: Gerichte aus der indischen Küche dominieren. Und so duftet es nach Kreuzkümmel, Kardamom, Koriander. Currys werden mit Kurkuma verfeinert, gelegentlich auch mit Kokosmilch, Nelken, Zimt oder Tamarindenpaste.
Generell wird gut und gerne scharf gegessen. Doch trauen sich die Köche in den Hotels kaum, mit Chili zu würzen. Deshalb frag nach einem rougaille (Tomatensauce mit Zwiebeln und Chili). Mit ein paar Messerspitzen davon kannst du deinem Curry selbst mehr Pep geben. Übrigens gibt es eine Art Richter-Skala für die Schärfe, die Scoville-Skala. Sie reicht von null (neutral) bis zehn (explosiv) – gâteaux piments wurden bei acht eingestuft!
Für die Mauritier gilt: kein Tag ohne rougaille, cari (Curry) und daube (ein suppenähnliches Ragout). Diese Gerichte bekommt man mit rotem Fleisch, Geflügel oder Fisch. Die mit Massala, Kurkuma, Koriander abgeschmeckten Saucen sind das i-Tüpfelchen jeder Hauptspeise. Vindaye, ein Gericht aus Fleisch- oder Fischstückchen, wird mit Ingwer, Knoblauch und Essig gewürzt. Als Beilagen gibt es Reis, Linsen- oder Bohnengemüse (grains) sowie gekochte Gemüseblätter (brèdes) und chatini, eine frisch zubereitete Mischung aus rohen Tomaten und Chili. Dazu kommt Fladenbrot (rotis, nans oder faratas) auf den Tisch, oft auch Baguette.
Nussig und zart schmeckt der Palmherzensalat (coeur de palmiste), eine teure Delikatesse, die sich Einheimische gerne an Feiertagen gönnen. Das weiche Herz des Stamminneren wird geraspelt und mit Essig, Öl und Zitronensaft angerichtet. Doch sollte man wissen: Für den Salat muss eine mehrjährige Palme gefällt werden, die danach abstirbt und nicht nachwächst.
Eine gute Gelegenheit sich durchzukosten sind Hotelbuffets, besonders das „Paul & Virginie Buffet“, das typische kreolische Gerichte umfasst: mit Vorspeisen wie geräuchertem Marlin, den eben erwähnten Palmherzen und Tintenfischsalat. Als Hauptgerichte werden Currys mit Huhn, Fisch oder Schwein aufgetischt, dazu Gemüse wie weiße Bohnen und Auberginen. Für Vegetarier sind indische Gemüse- oder Tofucurrys das Richtige. Unbedingt probieren, aber mit Vorsicht genießen: bonbons piment. Das sind frittierte Bällchen aus einer dicken, weißen Bohnenmasse, die mit scharfen Chilistücken gewürzt werden. Die Desserts sind meist Fruchtsalate und Vanillepudding.
Die traditionellen Teller sind übrigens Bananenblätter. Darauf schabt man nicht mit Besteck, sondern formt mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger eine „Handgabel“. Und zwar nicht, weil es an herkömmlichem Besteck mangelt, sondern weil es den Kreolen so einfach besser schmeckt. Denn der Abstand der Finger zur Nase ist geringer, als wenn man die Gabel zum Mund führt. Da entfaltet sich das Aroma intensiver, der Duft zieht schneller in die Nase, und man ist auch schneller satt – behaupten jedenfalls die Mauritier. Dieses kreolische Fingerfood gibt es meistens beim Picknick oder zu Hause, nicht aber in Restaurants.
Auf Mauritius erwartet dich alles, vom einfachen kreolischen Imbiss, über Bistros und Pizzerien bis hin zur gehobenen französischen Gourmetküche im Fünf-Sterne-Hotel. Du findest das größte und vielfältigste Angebot an Gastronomie in Port Louis. Die Restaurants der Insel öffnen meistens mittags von 12 bis 14 Uhr und abends von 18 Uhr bis 21.30 Uhr. In den Hotels ist die Küche oft durchgängig offen. Wichtig: Man wartet stets am Restauranteingang auf den Kellner, der einen zum Tisch begleitet.
Entlang der Inselstraßen gibt es kreolische Lokale neben chinesischen, indischen, japanischen, thailändischen, europäischen. Unterwegs kannst du gekochte bzw. gebratene Nudeln (mine bouille bzw. mine frite) probieren oder frittierte Teigtaschen (samoussas), die mit Fleisch, Fisch oder Gemüse gefüllt sind. Die Snacks werden vor den Bistros oder vom Fahrradständer aus verkauft, sind preiswert und lecker – und keine Sorge, auch für jede noch so kleine Bude gelten Hygienevorschriften.
Die lokale Brauerei Phoenix stellt verschiedene Sorten Bier her, die beliebtesten sind Phoenix, Blue Marlin und Stella Pils. Sie halten internationalen Vergleichen stand. Es wird auch gern Wein getrunken. In den Supermärkten und Tante-Emma-Läden gibt es ein gutes Angebot südafrikanischer und französischer Marken, ebenfalls natürlich in den Restaurants und Bars. Und Rum unterschiedlichster Qualität fehlt nirgends. Köstlich sind die Cocktails und Rum-Mischgetränke.
Aber was wäre eine tropische Insel ohne frische Fruchtcocktails? Auf den Märkten schmecken sie fast am besten: frisch gepresste Obstsäfte aus Mango, Ananas, Kokosmilch. Aromatisch sind lassis, optisch schön und lecker ist die in der Kokosnuss servierte Kokosnussmilch. An sehr heißen Tagen kühlt eine Zitronengraslimonade. Dafür werden die Blätter kurz in Wasser aufgekocht, der Sud abgekühlt und mit Zuckersirup gesüßt. Für dich geht nichts ohne Kaffee? Den gibt es in jedem Hotel, doch generell ist Tee das Inselgetränk Nummer eins.
knusprige dreieckige Teigtaschen mit verschiedenen herzhaften Füllungen
scharfe, frittierte Teigbällchen aus Kichererbsenmehl, Koriander und Chili
Tintenfischsalat mit Thymian, Kreuzkümmel, Koriander und Chili
Mit Massala gewürztes Gericht aus Hühnchenfleisch, Tomaten, Zwiebeln, serviert mit Reis und dicken Bohnen
mildes Lammcurry mit Kokosnuss und Rosinen
pikante Reispfanne mit Fleisch-, Ei- und Gemüsestreifen
Rindfleischstücke in einer scharfen Tomatensauce
Kuchen aus Süßkartoffeln, mit Vanille verfeinert
saftiger Maniokpudding
Fadennudeln mit Milch, Trauben und Kardamom
Milchshake mit Basilikumsamen, geleeartige Konsistenz durch Agar Agar
indisches Joghurtgetränk mit Mango oder anderen Früchten
Aperitif, Mix aus Rum, Limetten und Zucker
Digestif, mit Vanille und Kräutern angesetzter Rum