Rund 3800 Restaurants gibt es auf der Insel. Du könntest also über zehn Jahre lang jeden Tag in ein anderes gehen – und wärest dann immer noch nicht durch. Weil immer wieder neue dazukommen, Besitzer und Köche wechseln. Die Gastro-Szene ist ständig in Bewegung.
Typisch Mallorca, könnte man sagen. Das passt perfekt in seine kulinarische Geschichte. Denn die Inselküche war schon immer ein Potpourri aus verschiedenen Einflüssen. Es haben so manche Eroberer ihre Spuren in Sachen Essen & Trinken hinterlassen. Die Römer und Araber etwa. Fusionsküche eben von Anfang an. Heute sind es u. a. die Nordländer, die neuen Schwung verleihen.
Inseltypisches Essen gibt es z. B. in den urigen cellers, rustikalen (Keller-) Restaurants, wo man neben großen, hölzernen Weinfässern besonders im Sommer angenehm kühl schlemmen kann. Und dann ist da eine ganze Riege junger einheimischer Küchenchefs, die die bodenständige mallorquinische cuina auf ihre Art interpretieren und Klassiker wie Zicklein aus dem Ofen (cabra al forn) oder den Gemüseauflauf tumbet raffiniert variieren.
Gut essen hat auf der Insel durchaus Tradition. Denn neben der eher einfachen Küche der Bauern und Fischer schmausten die Feudalherren in früheren Jahrhunderten reichlich nobel auf ihren Landgütern oder in ihren Palästen in Palma. Nach genau diesen Rezepten forschen seit einiger Zeit engagierte Gastronomen. Der bekannteste von ihnen ist der vielfach prämierte Tomeu Arbona. Er hat für seine Recherche einen treffenden Begriff gefunden: gastronomische Archäologie. Aufgestöbert hat er schon so einiges. Lust, etwas davon zu probieren? Das geht im Fornet de la Soca in Palma.
Mallorquinisch kochen heißt auch, auf frische, einheimische Produkte zu setzen. Schwarze Schweine, rote Schafe, Fisch und Meeresfrüchte, sonnengereiftes Obst und Gemüse – Feigen, Zitronen, Orangen, Mandeln, Artischocken – dazu naturreine Olivenöle, handgeschöpfte Salzblüten ... mhmm! Zu den Köstlichkeiten aus dem Meer gehören Fisch im Salzmantel oder die roten Gambas aus Sóller. Beinahe süßlich im Geschmack, verzaubern sie jeden Feinschmecker. Aber Vorsicht beim Bestellen von Fisch oder Meeresfrüchten in Lokalen ohne Preisangabe auf der Karte! Frisches Meeresgetier ist teuer. Deshalb immer den Preis erfragen.
Deftig schmeckt die weiche Paprikastreichwurst sobrassada vom schwarzen Schwein, dem porc negre, einer inseltypischen Rasse. Sobrassada gibt es in unterschiedlichen Schärfegraden. Das rote Paprikapulver darin sorgt nicht nur für Farbe und Würze, es diente in alten Zeiten auch zur Haltbarmachung. Beliebte Fleischgerichte sind auch Schweinelendchen, Lamm aus dem Ofen und Kaninchen. Außerdem gibt es Pilzeintöpfe und viele verschiedene Reisgerichte.
Für Pep sorgen neben Paprika Zutaten wie Fenchel, Petersilie, und Knoblauch. Die Knoblauchmayonnaise Allioli wird gern zu Fleischgerichten serviert. Und natürlich dürfen Zwiebeln in der Inselküche nicht fehlen.
Das pa amb oli – Brot mit Öl – ist eine der mallorquinischen Spezialitäten. So geht‘s: Brotscheibe rösten, mit Knoblauch einreiben, mit dem Mark der hartschaligen Ramallet-Tomate bestreichen, Öl darüberträufeln. Dann kommt die Kür: mit Käse, Wurst oder Schinken belegen. Dazu gehören Oliven und eingelegter Meerfenchel, der an der Küste wächst und schön viel Vitamin C hat.
Den kleinen Hunger zwischendurch stillen Teigtaschen, z. B. in Form von cocarroi mit Mangold oder empanades mit Fleisch, Fisch oder Gemüse. Und zum Dessert – manche essen sie auch bereits zum Frühstück – musst du die ensaïmada probieren. Das Schmalzgebäck kommt in Schneckenform und mit Puderzucker bestäubt daher. Mal pur, mal mit Aprikosen, mal sogar mit pikanten Sobrassada-Stücken darauf.
Essen spielte und spielt immer eine große Rolle auf der Insel. Mittags und abends isst man in den Restaurants ein Menü mit drei Gängen: Vor-, Hauptspeise und Nachtisch. Viele Lokale bieten günstige Mittagsmenüs (menú del día) an.
Zu einem guten Mahl gehört der passende Tropfen. Die Auswahl an lokalen Weinen ist riesig. Und dank einer Reihe innovativer Winzer, die sich konsequent der Qualität verschrieben haben, ist die Insel zu so etwas wie einem Weinwunderland geworden. Selbst Sekt (cava) wird gekeltert. Mallorquiner trinken Wein in Maßen zum Mittagund zum Abendessen, dazu steht meistens eine Flasche Wasser (aigo/agua) mit (amb/con) oder ohne (sense/sin) Kohlensäure (gas) auf dem Tisch. Bier (cervesa) wird immer beliebter, zum Teil wird es auf der Insel gebraut.
Als Digestif bietet sich ein chupito (Schnaps) an, beispielsweise ein hierbas auf Anisbasis. Viele Familien haben ihr eigenes Rezept von diesem Likör mit verschiedenen Kräutern von Kamille über Zitronenverbene bis hin zu Melisse, Thymian, Fenchel und Rosmarin. Man trinkt ihn lieblich (dulce), halbtrocken (mezclado) oder trocken (seca). Probier mal nach dem Essen das Kräuterlikörchen auf Eis! Schwer in Mode gekommen ist auch Wermut, den viele Lokale selbst herstellen – jedes auf seine Art.
Zum Abschluss darf ein café (Espresso) oder ein cortado (Espresso mit Milch) nicht fehlen. Den café con leche (Milchkaffee) trinken Einheimische übrigens zum Frühstück.
In guten Restaurants solltest du rechtzeitig einen Tisch reservieren und bei der Ankunft warten, bis man dir einen Platz zuweist. Die Rechnung kommt meist auf einem kleinen Teller, auf dem du später das Trinkgeld liegen lässt. Zur Überraschung vieler Gäste erscheinen die oft unverlangt servierten Oliven manchmal ebenso auf der Rechnung wie das cubierto (Besteck). Manchmal kommt dann noch die IVA (Mehrwertsteuer) dazu.
Mallorquinische Variante der Tapas: bunte Mischung verschiedener Häppchen
Sommersalat aus Tomaten-, Zwiebel- und grünen Paprikawürfeln in Olivenöl
Mallorquinische Version der Pizza aus Hefeteig, belegt mit roter Paprika oder Mangold
Kohl-Schweinefleisch-Topf auf Brotscheiben (sopas), die zuvor in der Sonne getrocknet wurden
Gemüsetopf aus Kartoffeln, Auberginen und roter Paprika
Innereien und Gemüse, mit Knoblauch und Meerfenchel
Kaninchen mit Zwiebeln
Kohlroulade mit Schweinelende in einem Weinsud mit Speck, Rosinen und Pinienkernen
Reiseintopf mit drei Sorten Fleisch; „schmutziger Reis“ heißt er wegen der Safranfärbung
Lockerer Mandelkuchen mit Mandel- oder Vanilleeis
Puderzuckrige Hefeteigschnecke
Mandelmilch
Rotwein, z. B. aus den typischen Inselsorten Mantenegro oder Callet
Weißwein, gekeltert u. a. aus der einheimischen Rebe Prensal Blanc