Schließlich ist die Heide überwiegend Agrarland – und noch dazu eins, in dem sich viele Bauern dem biologischen Anbau verschrieben haben. Besonders stark ist diese Ökobewegung im Wendland, wo das geplante Atommülllager in Gorleben zur Bewusstseinsschärfung der Bauern beigetragen hat.
Am bekanntesten sind sicherlich die vielfältigen Heidschnuckengerichte. Etwa die Hälfte des jährlichen Nachwuchses, fast alle männlichen Schnucken und einige ältere Muttertiere, wird ab Ende August als Schlachtvieh verkauft. Von September bis November kommt das Fleisch frisch in den Handel, danach überwiegend tiefgefroren oder zu Wurst verarbeitet in Dosen. Heidschnucke schmeckt anders als Lamm. Das Fleisch sieht viel dunkler aus, ist fettarm und erinnert geschmacklich an Wild. Wie Lämmer können auch Heidschnucken nicht in Ställe gezwängt gehalten werden, sie leben draußen – und das schmeckt man beim Genuss dieses heidetypischen Fleischs. Klassische Beilagen sind Salzkartoffeln oder Kroketten, Rotkohl oder grüne Bohnen, Pfifferlinge und Preiselbeeren oder Johannisbeergelee.
Käse aus Heidschnuckenmilch gibt es nicht. Käsereien sind in der Heide ohnehin selten, da die Rinderhaltung hier nur eine geringe Rolle spielt. In Ahlden-Eilte westlich vom Serengeti-Park Hodenhagen gibt es mit dem Biohof Eilte (Großer Garten 6 | Hofladen: Mi und Fr 10–13 und 15–18, Sa 10–13 Uhr | biohof-eilte.de) allerdings noch eine traditionelle Käserei. Der Biolandbetrieb stellt aus eigener Rohmilch zehn verschiedene Käsesorten sowie Joghurt und Quark her. Der Bauckhof (Triangel 2 | bauckhof.de | Hofladen: Mo–Fr 9–18.30, Sa 8–13 Uhr) in Amelinghausen hat sogar über 20 Käsesorten im Programm, vom Hofkäse bis zum Heide-Halloumi reicht die Palette. Bioqualität wird auch hier garantiert, wie überhaupt in der Heide immer mehr Landwirte und Lebensmittelproduzenten ihre Verantwortung für die Umwelt und für die Gesundheit der Konsumenten sehr ernst nehmen.
Wildgerichte in jeder Form gehören ebenfalls zu den Heidespezialitäten. Wacholderbeeren fehlen selten in der Sauce, denn auch sie sind ja ein typisches Heideprodukt. Sauerfleisch, Wurst und Schinken vom Wild sind Delikatessen, die man nicht nur in manchen Restaurants erhält, sondern auch zum Mitnehmen in einigen Hofläden und Metzgereien. Auch Fleisch und Wurst von Schwein, Rind oder Lamm erhältst du auf regionalen Märkten in der Heide oder auf Höfen in Bioqualität, so etwa auf den Archehöfen (arche-region-elbe.de) in der Elbtalaue im rechtselbischen Amt Neuhaus oder beim Biogut Bauck (Bergstr. 30 | Bad Bodenteich | henning-bauck.de) in der Südheide, wo du mit gutem Gewissen köstliches Fleisch von Tieren kaufen oder essen kannst, die ein wirklich gutes und vergleichsweise langes Leben in artgerechter Haltung hatten.
Die Heidegewässer, viele Fischteiche und die Elbe bereichern das kulinarische Angebot mit frischen Forellen, Karpfen, Hecht und vielfältigen Aalgerichten. In mehreren Räuchereien in der Heide kann man Aal ebenso frisch aus dem Rauch kaufen wie Seefisch. Im späten Winter und frühen Frühjahr ist in der Elbtalaue und in den Heidestädten Stintsaison. Der etwa sardinengroße Fisch mit dem markanten Gurkengeruch aus der Familie der Lachse ist in den letzten Jahren zu einem wahren Kultgericht vieler Norddeutscher geworden.
Die klassische Beilage zu Fisch- und Fleischgerichten ist die helle Heidekartoffel, sahnig und buttrig zergeht sie auf der Zunge. Manchmal möchte man hier einfach nur Heidekartoffeln mit Sauce essen. Erst im 18. Jh. auf den sandigen Böden eingeführt, ist sie heute das wichtigste landwirtschaftliche Produkt der Region. Auch für Spargel sind die Heideböden ideal. Wenn er zwischen Ende April und Juni gestochen wird, propagieren viele Lokale Spargelwochen. Im August und September stehen dann frische Pfifferlinge auf der Tageskarte vieler Restaurants – und manchmal auch Steinpilze, die im pilzreichen Wald der Göhrde gesammelt wurden.
Der Buchweizen galt noch bis vor wenigen Jahrzehnten als typisches Armeleuteessen. Auf den nährstoffarmen Heideböden gedieh dieses anspruchslose, weiß blühende Knöterichgewächs besonders gut. Seinen Namen leitet es einerseits von den an kleine Bucheckern erinnernden, dreieckigen Früchten ab, andererseits von seinen wie bei Weizen vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten. Heute sind Buchweizengerichte in der Heide gefragt, denn sie sind nicht nur typisch für die Region, sondern der Buchweizen ist außerdem noch glutenfrei. Die Buchweizentorte ist der Klassiker in der Heide zur Kaffeezeit.
Auch bei den Getränken kann man sich in der Heide auf eine kulinarische Entdeckungsreise begeben. Aus dem Höhbeck an der Elbe werden vor allem Reformhauskunden bundesweit mit allerlei Beerensäften versorgt. In Bleckede an der Elbe stellt die Süßmosterei Günther (mosterei-guenther.de) viele verschiedene Säfte her, darunter einen köstlichen Rhabarbertrunk, sowie Weine aus Heidel- und Johannisbeeren, Sauerkirschen, Äpfeln und Erdbeeren. Nur ein paar Kilometer weiter im Wendland produziert Voelkel, eine der größten Naturkostsaftereien, köstliche Biosäfte und -limonaden. Und Bierliebhaber können auf einer Heiderundreise gewissermaßen ihr eigenes Bierseminar veranstalten, indem sie z. B. das Wittinger Premium, das Celler und das Gifhorner Urtrüb, das Soltauer Brauhausbier, das Moravia und das liebevoll „Lüpi“ genannte Lüneburger Pilsener probieren. Eine in Celle seit 1877 produzierte Spirituose, die in der Heide auf fast jeder Getränkekarte steht, ist der Ratzeputz. Ingwer schenkt diesem 58-prozentigen Kräuterschnaps seine Schärfe. Die sanftere „Damenversion“ dazu ist der nur 35-prozentige Ratzingwer mit Orangen- und Rumaroma.
Klare Suppe mit Gemüseeinlage, Markklößchen und Eierstich
Mit Apfel und Grießklößchen serviert
Vom Wildschwein und vom Rothirsch, auf kräftigem Brot
Von der Hochrippe „gepflücktes“ Rindfleisch, mit Suppengrün und Trockenobst gekocht
Mit grünen Bohnen und Heidekartoffeln
Die feine Heidevariante der süddeutschen Krautwickel
Mit Rotkohl, Thymiansauce und Kartoffelkroketten
Mit Kartoffeln, Mohrrüben, Bauchfleisch und Wacholderbeeren
Grützwurst von der Heidschnucke in Apfel-Zwiebel-Schmalz mit pikanten Sauergemüsen und Bratkartoffeln
Mit Speck und Äpfeln serviert
Mit grünem Salat und Heidekartoffeln
Rollenförmiges Gebäck aus Butter, Zucker, Mehl und Milch
Mit Preiselbeeren verfeinert
Mit heißen Kirschen und Vanilleeis
Vanillecreme in Weißweinsauce
Mit Lavendel- und Holunderblüten
Obstler aus Heidelbeeren
Wendländischer Sahnelikör mit einem Schuss Whisky und Schafsmilch