List ist die nördlichste Gemeinde Deutschlands. „Lass uns nach Sylt fahren“ hieß es hier früher, wenn man sich auf den Weg in die anderen Inselgemeinden machte.
Diese heute merkwürdig klingende Reiseaufforderung hängt mit der abgeschiedenen Lage des Orts – bis ins 20. Jh. war er nur zu Fuß erreichbar – und seiner Geschichte zusammen. Erst 1866 wurde das dänische Listland, das fast nur aus Dünen besteht, deutsch.
Kaum jemandem ist bewusst, dass die knapp 1300 ha des Inselnordens zum allergrößten Teil den alteingesessenen Lister Familien gehören. Hier, im einstigen Dänemark, galt ein anderes Erbrecht, sodass das Gelände bis heute in den Händen der bewirtschaftenden Sippe blieb. Doch wird das Private heutzutage nur noch am sogenannten Ellenbogen deutlich: Wer mit dem Auto zu diesem nördlichsten Punkt der Insel möchte, muss eine Maut von 6 Euro zahlen. Was insbesondere Surfer und Wanderer gerne tun, zumal sie in der Düneneinsamkeit des Naturschutzgebiets sogar in elf Ferienwohnungen (uethoern.de) wohnen können, rustikal und mit Meerblick – weiter nördlich gehts in Deutschland nicht.
Der eigentliche Ort List (1550 Ew.) hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Geklinkerte Altlasten aus der Zeit, als List noch Militärstandort war (bis 2007), bestimmen nicht länger das Ortsbild. Dafür steht nun Sylts größtes Hotel, das luxuriöse A-Rosa, am Wattenmeer und mit dem „Gesundheitsresort“ Lanserhof eröffnete 2022 eines der teuersten Hotels Deutschlands genau dort, wo früher Offiziere das Kommandieren lernten. Vor allem aber wurde der Ortskern aufgewertet: Nicht nur dank des schicken Lister Markts – ein Komplex im Neuenglandstil mit Shopping- und Gastromall, kleinem Hotel und Wohnungen – versucht List, Westerland auch in puncto Shopping den Rang abzulaufen. Die Hafenstraße soll zum Boulevard werden, am Hafen ist eine Seebühne geplant, und mit dem Dünenpark und der Dünenkrone entstehen Wohnanlagen mit über 470 Domizilen für Einheimische und Feriengäste. Dieser Hafen ist bislang das pulsierende Zentrum des Orts, was die Gemeinde dem „Fischkönig“ Jürgen Gosch zu verdanken hat, einem Mann, der eine klassische Tellerwäscherkarriere hinter sich hat: vom Maurer zum Multimillionär. Aus seiner kleinen Verkaufsbude hat sich eine Eventgastronomie – inklusive Gourmetrestaurant Jünne (juenne.de) – entwickelt, die ihresgleichen sucht; seine riesige, runderneuerte Alte Bootshalle (gosch.de) gleicht einem maritimen Hofbräuhaus, auf den Terrassen davor inhaliert man statt frischer Nordseeluft Fischbratfett. Das jahrzehntelang einzige Hafen-Highlight, Harrys Hafenbasar, ist längst umzingelt von bunten Fress- und Shoppingbuden.
Einwohner | 1.557 | |
Fläche | 18 km² | |
Sprache | Deutsch | |
Strom | 230 V, 50 Hz | |
Reisepass / Visum | nicht notwendig | |
Ortszeit | 02:52 Uhr | |
Zeitverschiebung | keine |