Vergessen Sie es! Die britische Küche hat sich radikal gewandelt. Regionale Produkte, Biogemüse – schonend gegart –, dazu stets ein passender Wein: Das sind die Eckdaten des modernen Speiseplans auf der Insel. Made in Britain heißt es bis heute in vielen Bereichen, und das gilt auch schon lange für Lebensmittel. Die Briten waren weit vorn, was die Rückbesinnung auf regionale Produkte angeht. Exzellentes Fleisch landet heute auf dem Teller, frischer Fisch, außerdem knackiges Gemüse. Sicher, Sie finden nach wie vor nach Frittierfett riechende fish & chips- Buden oder schmuddelige Hamburgerläden an der Schnellstraße. Es war aber noch nie so leicht wie heute, diesen aus dem Weg zu gehen.
Typisch für den Lake District ist angesichts der Masse an Schafen das Lammfleisch. Auch Steaks und Würste kommen auf den Tisch. Eines gibt es übrigens fast nie: Minzsauce. Die gehört bestenfalls zum Sonntagsbraten, den die Briten zelebrieren und der sonntags auch in vielen Pubs erhältlich ist – nur echt mit gedünstetem Gemüse, Kartoffeln oder Kartoffelbrei und einem Yorkshire pudding. Letzterer ist eine Art sehr leichter Muffin aus Milch, Eiern und Mehl, etwa vergleichbar mit einer zu harten Blätterteigpastete.
Das Erstaunliche ist: Der Lake District ist zugleich ein Paradies für Vegetarier, Veganer und Allergiker. Es gibt zwar nur sehr wenige Restaurants, die ausschließlich fleischloses Essen servieren. Dafür haben nahezu alle anderen auch immer vegetarische und vegane Gerichte auf der Karte. Auch auf gluten-, nuss- und laktosefreie Kost sind viele Restaurants eingerichtet, genauso wie auf andere Allergien. Spezielle Ernährungsmethoden sind in England Alltag geworden – einem Land, in dem auf jedem Nahrungsprodukt längst die sogenannte Lebensmittelampel prangt, die Auskunft über Kalorien, Fett und andere Nährstoffe gibt. Eine andere Skala hängt an jedem Restaurant an der Tür: Das Food Hygiene Rating, bei dem Behörden einen bis fünf Sterne für die hygienischen Verhältnisse des Lokals vergeben. Fünf bedeutet so etwas wie klinisch rein, bei einem oder zwei Sternen ziehen Sie am besten schnell weiter.
Zumindest in Hotels und Pensionen beginnt der Tag mit einem üppigen Frühstück. Aufschnitt kennen nur die wenigsten, dafür gibt es fast immer warme Gerichte: Eier (gerührt, gebraten oder pochiert), Schinken, Bohnen in Tomatensauce, Würstchen und Kartoffelrösti. In besseren Hotels können Sie oft auch spezielle Frühstücksgerichte bestellen, etwa Eggs Benedict, bei denen ein englischer Muffin (vergleichbar etwa mit den deutschen „Toasties“) mit angebratenem Schinken und einem pochierten Ei belegt wird, übergossen mit Sauce Hollandaise.
Cornflakes, Müsli und Joghurt gehören zum Frühstück, ebenso frisches Obst, Orangensaft und Orangenmarmelade. Eine Innovation für britische Verhältnisse erobert vom Lake District aus gerade ganz England: Quark – bislang war er auf der Insel unüblich.
Mittags begnügen sich die Engländer meist mit einem Sandwich oder einem Salat. Probieren Sie Sandwiches, Wraps oder Salate der Marks & Spencer-Supermärkte – die sind so aufwendig zubereitet, dass Sie sie in dieser Qualität kaum in einem Restaurant finden werden. Kaffeetrinken in England ist inzwischen eine wahre Freude geworden. Coffeeshopketten wie Costa, Caffè Nero und Starbucks haben Großbritannien geradezu überschwemmt mit leckeren Espressogetränken, heute hat fast jeder Pub eine teure Maschine für Latte Macchiato & Co. hinter dem Tresen stehen. Dennoch bestimmt auch der Tee nach wie vor den Alltag – morgens gibt es üblicherweise eine deftige Assam-Mischung, zum Nachmittagstee gehört eine Tasse feiner Earl Grey.
Vor allem in guten Hotels trinkt man am Nachmittag auf der Terrasse gern ein Glas Pimm’s and Lemonade. Dieses urbritische Sommergetränk besteht aus einer Art Kräuterlikör, der mit Obst, Gurke und Eiswürfeln bestückt und anschließend mit Zitronenbrause aufgeschüttet wird. Wein ist längst auch im Lake District der ständige Begleiter des Abendessens, meist kommt er aus Frankreich oder Übersee, häufig aus Australien, Chile oder den USA.
Die Whiskyauswahl ist durch die Nähe zu Schottland erstaunlich reichhaltig. Der moderne Brite aber hat längst die Tradition des Gintrinkens wiederaufleben lassen. Selbst in einfachen Kneipen finden Sie oft ein ausgezeichnetes Angebot – auch Sorten aus dem Lake District selbst, etwa The Lakes, geschmacklich etwas leichter, und Bedrock, ein sehr edler, komplexer Gin.
Standardgetränk im Pub ist früher wie heute Bier, und zwar das pint (0,568 l), randvoll geschenkt und ohne Schaumkrone. Das hat den Hintergrund, dass das Glas meist genau diese Menge fasst. Wer ein pint verkauft, muss es auch vollschenken, so die traditionelle Ansicht. Übrigens holen Sie sich das pint selbst am Tresen und bezahlen es gleich dort – Trinkgeld gibt es im Pub nicht. Unterschieden wird zwischen hellen (Lager und Pils), rötlichen (Ale, Bitter) und dunklen Bieren (Stout). Wobei ein Bitter meist bei Kellertemperatur ohne Kohlensäure gezapft wird und für den im Ausland zu Unrecht schlechten Ruf der britischen Biere verantwortlich ist. Es gibt allein mehr als ein Dutzend Brauereien im Lake District, unter anderem Hawkshead, Keswick Brewing und Jennings. Sie finden zumindest einige der Biersorten in fast jedem Pub des Nationalparks.
Am Nachmittag gehört zum Tee ein scone (eine Mischung aus Brötchen und Kuchen), der mit clotted cream (geschlagenem Rahm) und roter Marmelade bestrichen wird. Gibt es auch als afternoon tea – dann zusätzlich mit Sandwiches und einem Glas Champagner
Diese Bratwurst aus grobem Schweinefleisch kann bis zu einem halben Meter lang sein und wird deswegen zu einer Spirale gerollt. Ein paar Kräuter und vor allem Pfeffer geben ihr Geschmack, Zusatzstoffe sind nicht erlaubt
Gewürze aus aller Welt wurden in den Häfen Cumbrias angelandet. Was gibt es Besseres, als mit ihnen zu kochen und zu backen? In Grasmere ist daraus das gingerbread entstanden, ein keksähnliches Gebäck, geschmacksintensiv wie eine Portion Curry
Diese Lämmer wachsen aufgrund der Witterung nicht so schnell wie im Süden des Landes. Feinschmecker behaupten, dies mache ihr Fleisch besonders aromatisch
Diese Pfefferminztafeln sind im Lake District traditionell Verpflegung von Bergsteigern. Man muss den sehr intensiven Geschmack allerdings schon mögen, um dieser Tradition zu folgen
Butter mit Rum gemischt, ein Brauch aus der Zeit, als über die Häfen Cumbrias massenweise Rum importiert wurde
eine besondere Art Lamm, die im Süden Cumbrias an der Küste weidet und deswegen viel Seegras und andere spezielle Pflanzen frisst. Das verleiht dem Fleisch eine spezielle Note
halb Kuchen, halb Pudding, getränkt in Karamellsauce. Wenn Ihr Magen noch nicht voll ist, nach diesem Dessert ist er es garantiert. Diese typisch englische Süßspeise stammt ursprünglich aus dem Lake District