Während der Woche bleibt die Familie zu Hause, und in den Bars und Restaurants sieht man allenfalls frisch Verliebte, Freunde, Geschäftsleute oder Junggesellen essen. Man kann nicht sagen, dass die Palmeros verwöhnte Feinschmecker sind. Die palmerische Küche ist wenig variantenreich. Kartoffeln sind konstantes Element der Gerichte. Wichtig für die Insulaner ist außerdem ein gutes Stück Fleisch. Schwein ist typisch, aber auch Huhn, Kaninchen und Ziege sind beliebt. Sie werden gebraten oder gegrillt, Huhn auch im Tontopf gegart, zusammen mit einer pikanten Sauce. Fisch hat auf La Palma seinen Preis, weshalb die Palmeros ihn weniger häufig essen, als Ortsfremde es von den Insulanern vielleicht erwarten.
Die traditionelle palmerische Küche ist einfach, aber ehrlich, d. h. zubereitet aus frischen, regionalen Zutaten. Diese Tradition wird jedoch leider vielerorts auf dem Altar des raschen Gewinns geopfert. Glaubt man, fremden Gästen authentische Gerichte wie revoltillo, gofio, puchero, caldo de pescado, torta de calabaza nicht zumuten zu können? Mit dem Tourismusboom jedenfalls sind auch auf La Palma Fastfoodrestaurants wie Pilze aus dem Boden geschossen. Im Hoffen auf das schnelle Touristengeld hat dabei manch neuer Wirt vergessen, kochen zu lernen. Das Resultat: Es kommen blasse Farmhühnchen, trockene Tiefkühlpizzas, schlecht geschnittene Allerweltsfleischgerichte, Fritteusenfisch oder Nachspeisen aus der Dose auf den Tisch. Rote und grüne mojos, pikante Soßen aus Chili bzw. frischem Koriander, dazu papas arrugadas sind oft die letzten Reminiszenzen an die urpalmerische Küche.
Gerade für den kleinen Hunger empfiehlt sich oft ein Barbesuch. Wenige Touristen kehren in Bars ein, sei es wegen des nicht immer zum Essen einladenden Ambientes aus nackten Tischen, laufendem Fernseher und klimpernden Spielautomaten, oder sei es, weil eine Küche dort nicht vermutet wird. Dabei ist das Essen in den Bars durchweg preiswerter als in den Restaurants, und die wenigen angebotenen Gerichte sind hausgemacht. Tapas, die kleinen pikanten Happen, sind überall zu finden. Eine Spezialität sind chicharrones, in gofio gewälzte Speckgrieben, die warm am besten schmecken. Aber auch Ziegenkäse, Oliven, tortilla española (Kartoffelomelett), pulpo en vinagreta (Tintenfischstücke mit Zwiebeln, Tomaten und Paprika, eingelegt in Öl und Essig) oder jamón serrano (luftgetrockneter Schinken) werden als Tapas serviert.
Unter den Restaurants lassen sich zwei Arten unterscheiden: Einerseits solche, die mit deftiger Küche vor allem auf die einheimische Klientel setzen und – je nachdem, ob sie sich in den Bergen oder am Meer befinden – vor allem Fleisch- oder Fischgerichte anbieten. Und da sind andererseits Restaurants, die mit kreativ-kanarischer bzw. Fusion-Küche ihren Gastro- Horizont erweitert haben. In letzteren findest du phantasievolle, oft raffiniert zubereitete Gerichte, die nicht nur mit neuen Geschmacksrichtungen, sondern auch mit Texturen, Farben und Formen spielen. Hier werden auch Veggies und Veganer fündig.
Willst du sicherstellen, dass guter Wein ausgeschenkt wird, so besuche ein Bodegón – mehr als nur ein Weinlokal, denn zu den verschiedenen, oft eigenen Weinen werden auch kleine Gerichte angeboten. Und noch eine Art von Lokalen findest du auf der Insel: Wo das Schild „Parrilla“ auftaucht, gibt es Gegrilltes: Huhn (pollo), Kaninchen (conejo), Schwein (cochino) oder Ziege (cabrito), je nach Saison auch Fisch. Die parrillas sind oft rustikal, mit einfachen Bretterverschlägen um jeden Tisch.
In puncto Getränke hat sich viel getan in letzter Zeit. Neu eröffnete Restaurants scheinen sich mit ihrem Weinangebot gegenseitig übertrumpfen zu wollen. Manch schicke Bar hat Cocktails im Programm, nachdem Caipirinha und Mojito lange Zeit fast unbekannt waren. Und Whisky hat, wie es scheint, den urspanischen Brandy, in Frankreich Cognac genannt, verdrängt. Guter Rebensaft wird auf der Insel viel gekeltert. Warum nicht mal Bier brauen? Aus palmerischem Mineralwasser schaffen Jolanta und Gini (cervezaislaverde.com) Biere, die an lokale Traditionen angelehnt sind: Der „Teufelstanz“ (Danza del Diablo) ehrt Tijarafes alljährliches Feuerspektakel, das prickelnde Pícara die „ausgelassene“ Lebensart und das Weizenbier La Indiana den „weißen“ Karnevalshöhepunkt. Mineralwasser steckt auch in den Bieren der Marke Gara (cervezagara.es): Gara hieß die Wassergottheit der Ureinwohner.
Am sehnlichsten erwarten die Palmeros bei nahezu jedem Essen das Dessert. Es scheint, als könne es nicht süß genug sein. An erster Stelle steht flan, ein Pudding in Karamellsauce, der hausgemacht wirklich am besten schmeckt. Aber auch Mousse de Gofio ist begehrt. Bei gofio handelt es sich um geröstetes gemahlenes Getreide – ein kulinarisches Überbleibsel der Ureinwohner. Es ist vielseitig verwendbar, als Dessert wird es mit steif geschlagener Sahne, zerriebenen Mandeln, Ei, Kondensmilch und Zucker zu einer süßen Masse verquirlt.
Wer mit Palmeros zum Essen ausgeht, wundert sich oft, dass die Rechnung bereits bezahlt ist, bevor man sie ordern kann. Für die Palmeros ist es eine Ehre, ihre Gäste auch im Restaurant einzuladen. Darüber zu streiten ist zwecklos, und getrennt bezahlen zu wollen ebenfalls – auch weil diese Sitte den Kellnern unbekannt ist. Doch vielleicht wird von dir erwartet, dass du die nächste Runde übernimmst …
Fischsuppe mit Kartoffeln und Kräutern
Suppe aus Kichererbsen, Kartoffeln, Gemüse
Kresseeintopf mit Kürbis, Kartoffeln und Mais
Gegrillter Papageienfisch
In Salz eingelegter, gekochter Fisch mit Gemüse und Süßkartoffeln
Gebratenes Kaninchen in einer Beize aus Lorbeer, Knoblauch und Wein
Auch Baifo en Adobo genannt: Ziegenfleisch in pikanter Sauce
Scharfe, rote Sauce aus Chili, Öl, Knoblauch, Essig und Salz
Mildere, grüne Sauce mit frischem Koriander
In Salzlake gekochte Kartoffeln mit schrumpeliger Haut
Geröstetes Getreidemehl, mit Fischbrühe angedickt
Hausgemachter Karamellpudding
Puddingartige, mit Eiern, Limettenschale, Zimt und Zucker „gebratene“ Milch
Übersetzt: „schmeckt mir gut“; ein zäher, goldbrauner Nachtisch aus Honig, Mandeln, Eigelb und Zitrone