Erst die paréa macht es möglich, die Tagesform des Kochs zu testen. Keiner bestellt für sich allein, die Order ergibt sich meist aus dem Gespräch mit der Bedienung. Die Speisekarte nimmt man dabei eher selten in die Hand. Der Kellner tischt bunt durcheinander auf, was die Küche gerade fertig hat – Menüs wie bei uns kennt man nur in Touristenlokalen. Traditionell isst man mezedákia, ein möglichst breites Spektrum von Leckereien aller Art.
Zunächst spannt die fast immer ziemlich leger gekleidete Bedienung ein folienbeschichtetes Papiertischtuch über die Stofftischdecke. Da können Kinder gern drauf herummalen – und keiner braucht sich um Flecken Sorgen zu machen. Dann bekommt jeder Gast ein mittelgroßes Tellerchen, nimmt für sich und andere Besteck und Servietten aus dem obligatorischen Brotkorb, schenkt Wasser, Bier oder Wein aus. Mit jámas stößt man „auf unsere Gesundheit” an. Da ist es wieder, das Gemeinschaftsgefühl!
Alle Gerichte stellt der Kellner in die Mitte des Tischs. Jeder nimmt, wovon und wie viel er mag. Auch Fleisch und Fisch werden auf großen Platten serviert und von allen gemeinsam verzehrt. Abgeräumt wird erst, wenn alle das wollen. Den Zeitpunkt hat doch der Kellner nicht zu bestimmen – vielleicht will die paréa ja noch lange sehen, wie üppig sie gespeist hat!
Spätestens dann, wenn einer die Rechnung für alle bestellt, bringt die Bedienung ein Dessert auf Kosten des Hauses – und häufig auch noch eine Runde guten Tresterschnaps, einem dem italienischen Grappa ähnlichen tsípouro. Keinen Oúzo? Kaum, den trinkt man auf Korfu nur vor oder während des Essens. Erst, wenn man sein Wechselgeld erhalten hat, geht’s ans Trinkgeld: Man lässt es beim Weggehen auf dem Tisch liegen.
Natürlich braucht keiner zu verhungern, wer nicht als paréa kommt. Überall ist man auch auf traute Zweisamkeit eingestellt. Und das fast rund um die Uhr. Nahezu alle Restaurants und Tavernen, die nicht nur vom Tourismus leben, bereiten morgens schon ein englisches Frühstück zu und bieten dann bis Mitternacht durchgehendwarme Küche. Wenn Restaurants zwischendurch schließen, dann meist zwischen 16 und 18 Uhr. Ebenso wenig muss man ständig in ein typisch griechisches Lokal gehen: mezedopolío, auch tsipourádiko oder ouzerí genannt. In der Stadt und in allen Urlaubsorten gibt es reichlich internationale Restaurants, Pizzerien und Souvláki-Grills, Inder, Chinesen und Italiener. Selbst englische Pubs wagen sich mit typischem Pub-Grub aufs gastronomische Parkett. Nur Eisbein und Sauerkraut sind auf Korfu noch unbekannt.
Für den kleinen Hunger sind die psistariá, Imbissstuben, eine gute Alternative zum Restaurant. Dort kann man im Stehen oder Sitzen gýros vom Huhn oder Schwein mit pítta (einer Art Fladenbrot) oder gýros als Tellergericht (mérida) bestellen, Frikadellen, Landwurst und häufig auch Hähnchen. Pommes gehören immer dazu.
Liebhaber süßer Leckereien zieht es ins zácharoplastío, die griechische Variante der Konditorei. Neben Cremetörtchen und Sandkuchen gibt es hier überwiegend orientalische Spezialitäten wie baklavás und kataífi (Engelshaar).
Mineralwasser kommt zu jedem Essen auf den Tisch, auf den Dörfern auch häufig gut trinkbares Leitungsoder gar Quellwasser. Offener Wein fehlt nirgends, umfangreiche Karten mit griechischen Flaschenweinen sind der Stolz vieler Wirte. Retsína, also geharzter Weißwein, wird auf Korfu eher selten getrunken. Der weltbekannte Anisschnaps Oúzo hat als Spirituose mit dem Tresterschnaps tsípouro unter Einheimischen einen nuancenreichen Konkurrenten.
Eine korfiotische Spezialität ist tzitzimbírra, ein alkoholfreies Getränk aus frischem Zitronensaft, Zucker, Wasser und einem Hauch Ingwer. Es wird ab Anfang Mai vor allem in Binnendörfern wie Sokráki im Inselnorden angeboten. Seine Produktion stand Anfang der 1990er-Jahre vor dem Aus. Erst die durch Reiseführer wie diesen hier angekurbelte Nachfrage durch Urlauber hat das traditionelle Getränk am Markt gehalten.
Kaffee trinken die Griechen den ganzen Tag über bei nahezu jeder Gelegenheit. Kaffee zu bestellen ist in Griechenland allerdings eine kleine Wissenschaft für sich. Du hast die Wahl zwischen dem griechischen Mokka, kafé ellinikó, dem heißen Instantkaffee, generell ness sestó genannt, dem kalten, schaumig geschlagenen und mit Eiswürfeln servierten Instantkaffee, frappé, und dem trendigen freddo als Cappuccino oder Espresso. Beim griechischen Kaffee muss man übrigens bei der Bestellung immer gleich den gewünschten Süßegrad mit angeben, da das Wasser zusammen mit dem Kaffeepulver und dem Zucker aufgekocht wird: skétto, ohne Zucker; métrio, mit etwas Zucker; glikó, mit viel Zucker. Und: Griechischen Kaffee trinkt man grundsätzlich ohne Milch. Wer seinen heißen oder kalten Nescafé mit Milch mag, fügt mä gála an. Speziell auf Korfu geben vor allem ältere Menschen gern einen kleinen Schluck Oúzo in den Kaffee und bestellen kafé ellinikó mä polí lígo úso mässa.
Püree aus gelben Platterbsen mit Zwiebeln und Olivenöl
Leicht geräucherter Schweineschinken
Püree aus Fischrogen, rot oder weiß
Stockfisch, meist vom Kabeljau, serviert mit Knoblauch-Kartoffel-Püree
Leicht scharfe Fischsuppe, wahlweise mit skórpios (Skorpionfisch) oder pastanáka (Stachelrochen)
Grätenfreier Glatthai mit einem Knoblauch-Kartoffel-Püree
Knusprig ausgebackene Sardellen, mit Kopf und Schwanz zu verzehren
In Rotwein gedünstetes, leicht scharfes Schweinegulasch
Überbackene, reisförmige Nudeln mit Rindfleisch
Rund- oder Hühnerfleisch mit Nudeln und Tomatensauce
In Essig marinierter und in Rotwein geschmorter Rinderbraten
Gemischter Salat mit Oliven und Féta-Käse
Salat aus gekochten Blättern von Wildpflanzen oder Mangold
Meist mit ihren Blättern gekochte, keineswegs säuerliche Rote Bete