Kathmandu ist Nepals einzige Metropole – und die quirlige Altstadt mit ihrer Newar-Architektur ein lebendes Kunstmuseum.
Kathmandu, früher Kantipur, ist rund 1000 Jahre alt, aber das Gebiet war schon früher besiedelt. Heute leben in der Metropolregion, die 25 km von Ost nach West und 20 km von Nord nach Süd misst, mehr als 2,5 Mio. Menschen. Hauptattraktion sind die alten Teile der Stadt mit ihrer reichen Newar-Kunst und -Architektur. Besonders auffallend sind die Tempel und mehrstöckigen Wohnhäuser aus Ziegeln und kunstvoll geschnitztem Holz, die – durch Innenhöfe miteinander verbunden – wie riesige Bienenwaben aneinanderkleben.
Eine Besonderheit sind die alten Klosteranlagen, die auf Newari bahal und auf Sanskrit vihar heißen und die nahtlos mit den Wohnbereichen verbunden sind. Ihre Bewohner, Mönche (bhiksu) und Nonnen (bhiksunis), lebten dort spätestens seit dem 13. Jh. mit ihren Familien. Die bahals mit den ihnen eigenen Regeln bestehen nach wie vor und bilden das Skelett der buddhistischen Newar-Gesellschaft.
Ein traditionelles bahal besteht aus einer zweistöckigen Wohnanlage, die sich um einen rechteckigen Innenhof gruppiert. Gegenüber vom Hofeingang befindet sich ein buddhistischer Schrein, im ersten Stock das Allerheiligste mit den tantrischen Gottheiten, zu dem nur Eingeweihte Zutritt haben. Von den ursprünglich 2000 bahals sind etwa 360 übrig geblieben, davon in Kathmandu 130. In 18 werden noch Initiationen (religiöse Einführungsweihen) vorgenommen.
Percy Brown, ein britischer Historiker, beobachtete schon vor mehr als 100 Jahren, dass die Sakralbauten im Tal „rapide verfallen”. Der Eindruck, dass Kathmandu dem Untergang geweiht ist, relativiert sich damit. Chaotisch ging es hier nach westlichen Maßstäben wahrscheinlich schon immer zu. Allerdings geht der einstige Zauber heute tatsächlich vielerorts verloren. Wie überall in Asien ersticken große Teile der Stadt in den Abgaswolken des explosionsartig zunehmenden Autoverkehrs. Wo einst traditionelle Bebauung das Straßenbild bestimmte, dominieren heute hässliche, „moderne” Betonklötze das Kathmandutal. Dazu kommen die Verwüstungen, die das verheerende Erdbeben von 2015 – und die fast ebenso starken Nachbeben – in Kathmandu und den umliegenden Städten und Dörfern angerichtet hat. Zwar funktioniert nach Anlaufschwierigkeiten der Wiederaufbau und vieles ist auch schon wiederhergestellt, aber eine ganze Reihe der eindrucksvollen (Tempel-)Bauten werden wohl erst in Jahren oder Jahrzehnten wieder so aussehen wie vor dem Beben. Einige werden wahrscheinlich nie wieder aufgebaut.
Früher war die Stadt Mekka der Rucksackreisenden, heute hält Kathmandu die Besucher nicht mehr so lange in seinem Bann. Die Altstadt lohnt aber auf jeden Fall deinen Besuch! Auch wenn das Erdbeben 2015 vor allem auf dem zentralen Durbar Square schwere Zerstörungen angerichtet hat – die Palastbauten des Singha Durbar werden wohl zerstört bleiben –, beeindrucken die verbliebenen Bauten in ihrer Filigranität – und in ihrer Standfestigkeit, trotz so mancher windschiefer Mauer.
Zwischen Altstadt und Neustadt liegt Thamel, Shoppingdorado und Hotelviertel. Nicht unbedingt schön – aber hier gibt es einfach alles, was des Fremden Herz begehrt. Es wimmelt von Geschäften, Restaurants und Hotels, vor allem für Individualreisende. Falls du nur wenige Tage im Kathmandutal bleibst, ist ein Hotel in Thamel sicherlich neben Bhoudha oder Bhaktapur die beste Wahl. Hast du es gerne ruhiger, dann solltest du dir eine Unterkunft in den Außenbezirken oder Nachbarstädten suchen.
In den neuen Teilen der Hauptstadt findest du überwiegend hässliche Betonbauten, Bürohäuser, Verkehrschaos, konzentrierte Autoabgase und sehr viel Staub. Parks oder Ruhezonen gibt es hier kaum. Oft reicht es aber, die Hauptstraße zu verlassen. Dann befindest du dich plötzlich in einem der traditionellen Stadtviertel, in denen es zwar quirlig, aber deutlich ruhiger zugeht. Allerdings hat der Smog in den letzten Jahren so zugenommen, dass der Himalaja in der Ferne nur noch an besonders klaren Tagen zu sehen ist. Während der Corona-Lockdowns war die Luft so klar, dass die Berge gestochen scharf zu sehen waren – wenn auch praktisch keine Touristen im Land waren, die den Anblick genießen konnten.
Durch Landflucht und den jahrelangen Bürgerkrieg in der jüngsten Vergangenheit hat sich der Schmelztiegel der Nation so vergrößert, dass er von seinen Schwesterstädten Patan und Bhaktapur nur noch durch die (verseuchten) Flüsse Bagmati und Manohara getrennt ist.
Einwohner | 845.767 | |
Fläche | 49 km² | |
Strom | 230 V, 50 Hz | |
Reisepass / Visum | notwendig | |
Ortszeit | 18:04 Uhr | |
Zeitverschiebung | 4 ¾ h (zu MEZ) |