In Toronto und Vancouver isst man vorzüglich chinesisch oder japanisches Sushi, in den Prärien gibt es dank der vielen südrussischen Einwanderer die besten ukrainischen Restaurants in Nordamerika. In Montréal speist man portugiesisch oder jüdisch-koscher, in Toronto auch ausgezeichnet karibisch- jamaikanisch und in Québec City sind die deftigen, altfranzösischen Lokale zu Hause. Ganz im Trend wird aber immer häufiger auch vegan und vegetarisch gekocht.
Dass sich die Kochkünste der Kulturen auch gegenseitig befruchten, zeigen allerorts die schicken neuen Restaurants mit Fusion- oder im Westen auch Pacific-Rim-Cuisine. Hier werden asiatische oder karibische Gewürze und Zutaten mit europäischen oder südamerikanischen Gerichten zu neuen Kreationen vermählt.
Der kulinarische Nabel Kanadas aber war und ist Québec. Längst hat eine moderne, innovative Küche hier Einzug gehalten, werden Rezepte aus aller Welt mit den französischen verschmolzen. Aber teils wird auch nach alter französischer Tradition gekocht – oft verfeinert mit vitaminreichem Ahornsirup, der einst schon die ersten Siedler im Winter vor Skorbut bewahrte. Klassiker sind die dicke Erbsensuppe mit Speck (soupe aux pois), danach vielleicht ein Stück tourtière, eine würzige Fleischpastete, Käse aus eigener Herstellung und zum Nachtisch Heidelbeerkuchen mit frischen Beeren aus den Wäldern Nordquébecs.
Jede Region im Land hat durchaus einige eigene kulinarische Highlights: Frischer Fisch, Hummer und Muscheln sind die Spezialität am Atlantik. Der nur langsam wachsende Hummer aus dem kalten Atlantik gilt sogar als der beste der Welt. Auf Prince Edward Island werden bei den lobster suppers in Gemeindehallen mächtige Hummerbuffets angerichtet. Ebenfalls sehr lecker: die großen Jakobsmuscheln, scallops, aus Nova Scotia und die calamari, die vor den Küsten Neufundlands gefischt werden.
Auch der Pazifik im Westen schenkt den Kanadiern reichlich Meeresfrüchte. Dort locken vor allem Krabben, Heilbutt und Lachs. Eine pochierte Lachsschnitte (am besten vom Sockeye- Lachs) mit frischem Gemüse aus dem Fraser Valley gehört zum Feinsten, was Kanada bieten kann.
In Ontario liefert die mit mildem Klima gesegnete Niagarahalbinsel ausgezeichnetes Gemüse, Wein und Obst. Aus den Seen im Hinterland der Provinz gelangen Hechte, Zander und Forellen auf den Speiseplan, dazu wilder Reis, den die Indianer schon seit Jahrtausenden ernten. In den Prärien wird meist bodenständig-deftig gekocht, ein süßer, in Butter geschwenkter Maiskolben gehört immer dazu.
Aus Alberta, heißt es, kommen die besten Steaks – und schmecken am besten selbst gegrillt auf dem Campingplatz. Das Fleisch der auf den riesigen Ranches frei lebenden Rinder ist unübertrefflich, und die Portionen sind für hungrige Holzfäller zugeschnitten. Westlich der Rocky Mountains, im warmen Okanagan-Tal, wachsen süße Pfirsiche, Äpfel und Trauben – die wiederum zu verblüffend gutem Wein gekeltert werden.
Übrigens haben Supermärkte in Kanada oft eine eigene deli section: eine Theke mit Wurst, Käse, Sushi oder auch Gegrilltem. Dazu werden hier frische Sandwiches und Salate zubereitet – perfekt fürs preiswerte Picknick.
Traditioneller Treff zum Frühstück ist der coffee shop. Dort werden Eier mit Speck und Kartoffelpuffer (hash browns) aufgetischt, pancakes mit Ahornsirup oder ein kleines Frühstück nur mit Saft, Kaffee, Toast und Marmelade. Eine preiswerte Portion Kalorien holen sich viele Kanadier schon morgens bei der beliebten Kette Tim Hortons, wo es neben gutem Kaffee und frisch gebackenen süßen Kringeln auch günstige Suppen und Sandwiches gibt. Mittags essen die Kanadier oft nur Sandwiches, Salate oder eine Suppe, die auf einer separaten Speisekarte (lunch menu) aufgeführt sind. Auf dem Land wird das dinner schon zwischen 17.30 und 19 Uhr serviert.
In den meisten Restaurants bekommt man einen Tisch zugewiesen. Ein Schild am Eingang zeigt dies an: „Please wait to be seated“. Achtung: Die Preise auf der Speisekarte enthalten weder die Steuer (wird auf der Rechnung dazugezählt) noch das Trinkgeld. Man lässt etwa 15–18 Prozent vom Rechnungsbetrag auf dem Tisch liegen oder zählt es auf der Kreditkartenrechnung hinzu.
Kanada ist Bierland, und das süffige kanadische Bier kann sich im Vergleich zum wässrigen US-amerikanischen sehen lassen. Molson Canadian oder Labatt’s Blue gibt es überall, Spezialbiere wie Kokanee oder Moosehead nur in manchen Regionen. In den letzten Jahren haben sich überall auch micro breweries etabliert. Einen Test wert sind die Biere von Propeller Brewing in Nova Scotia, von 3 Brasseurs in Québec oder von Upper Canada Brewing in Toronto. In Alberta schmecken die Biere der Wild Rose Brewing Company aus Calgary. Und in British Columbia sind die Biere von Okanagan Spring oder Granville Island Brewing Co. die besten.
Aber auch der heimische Wein – beispielsweise Weiß- wie Rotwein aus dem fruchtbaren Okanagan Valley – ist durchaus konkurrenzfähig. Wer Hochprozentiges möchte, kann auf den exzellenten kanadischen Whiskey zurückgreifen, der entweder auf Eis (on the rocks) oder, wie auch Rum oder Gin, in vielerlei Mixgetränken serviert wird.
Cremige Suppe mit Muscheln
Jakobsmuscheln im Speckmantel
Frittierte calamares mit Trüffel-Knoblauch-Mayo
Lachs, scharf angebraten, mit Wurzelgemüse
Hummer mit zerlassener Butter
Marmoriertes Steak mit Knoblauch-Stampfkartoffeln
Bratenscheibe aus der Hochrippe
Hamburger mit Bisonfleisch, dazu Yamswurzel-Fritten
Pommes frites, Käseflocken und Bratensauce
Québecer Blaubeerkuchen mit einer Kugel Eiscreme
Schmalzgebäck mit Zimt und Zucker
Schokoriegel mit Kokosfüllung
Kuchen mit Kürbisfüllung, dazu Schlagsahne
Wodka scharf gewürzt mit Tomaten-Muschelsaft
India Pale Ale, ein hopfiges, helles Bier
Wein-/Bierprobe mit mehrere kleinen Gläsern