Kampen liegt inmitten einer traumhaften Naturlandschaft. Dünen, Watt, Heide, Hünengräber, offene Nordsee, Kliff und Strand sind die Highlights des Dorfs – und doch: Wer an Kampen denkt, denkt meistens an etwas ganz anderes.
Dieser Ort ist immer noch das Paradebeispiel für alle Vorurteile, die man mit Sylt verbindet: dicke Autos, Jetset (und was sich dafür hält), Schickimicki. Das ist zwar nicht falsch, aber auch in Kampen herrscht meistens Normalität. Im Juli und August allerdings steppt hier der Bär. Vor allem in der keine 300 m langen „Whiskystraße“, dem Strönwai, wird flaniert, in Oldtimern oder PS-starken Boliden promeniert und taxiert. Wer als Unbeteiligter dem Treiben zusieht, fragt sich, warum sich die (Möchtegern-)Prominenz gerade Kampen ausgesucht hat. Das hängt vor allem mit der jüngeren Geschichte des Dorfs zusammen.
Die unberührte Natur zog Mitte und Ende des 19. Jhs. Maler nach Kampen, deren Landschaftsgemälde damals eine ähnliche Wirkung hatten wie heute ein Werbeprospekt. Das Interesse war also geweckt, zunächst vor allem das von Künstlern, Verlegern und Literaten. 20 Jahre später war Kampen angesagt und im Haus Kliffende, das heute dicht an der Abbruchkante steht, urlaubten u. a. Ernst Rowohlt, Emil Nolde und Thomas Mann. Andere erwarben gleich ein eigenes Reetdachdomizil – bis heute auffälligstes Beispiel ist der Klenderhof, der nach seinem zeitweiligen Eigentümer, dem Verleger Axel Springer, immer noch „Springer-Burg“ genannt wird, obwohl er seit Jahren einem weithin unbekannten Milliardär aus dem Schwarzwald gehört. Spätestens nachdem Gunter Sachs mit seiner kurzfristigen Gattin Brigitte Bardot in den 1960er-Jahren nach Kampen kam und den legendären Jetset im hohen Norden einführte, war es mit Kampens Unschuld vorbei. Die Massen kamen, um an den viel zitierten angeblichen Ausschweifungen teilzuhaben, woraufhin die Prominenten entweder schleunigst die Flucht ergriffen oder den Gärtner bestellten, um die Hecken dichter und höher zu setzen. Wer erfahren möchte, wo all diese Berühmtheiten logier(t)en und was sonst so los war, sollte sich einer Dorfführung von Silke von Bremen (guide aufsylt.de) anschließen. Du kannst aber auch allein losziehen und auf dem Kampener Kunstpfad entdecken, warum Kampen ein magischer Ort für Kreative war und ist: Bislang 32 Metallstelen, die im Dorf aufgestellt wurden, informieren per QR-Code über den jeweiligen Künstler. Kein Smartphone? Das Kunstpfad-Büchlein kannst du für 7,90 Euro in der Touristeninformation im Kaamp Hüs kaufen.
Bereits 1913 hatten die Kampener ein bemerkenswertes Ortsstatut erlassen, das Reetdach und roten Klinker für alle Neubauten vorschrieb. Für diese Weitsicht kann man heute noch dankbar sein. Denn auch wenn es längst hier und da weiße Hauswände gibt und nach wie vor zu viel gebaut wird – auf die knapp 500 Kampener kommen bald 1200 Zweitwohnungsbesitzer –, so ist doch ein einheitlicher, angenehm zurückhaltender Baustil erkennbar. Ebenso einheitlich, aber ganz und gar nicht zurückhaltend sind die Preise: „In Deutschland ganz oben“ – dieser ehemalige Sylter Werbeslogan gilt gerade in Kampen auch für die Immobilien- und Grundstückspreise: Die Quadratmeterpreise sind bundesweit einsame Spitze – ab 2,5 Mio. Euro kostet eine kleine Friesenhütte und im Hobokenweg stehen einige der teuersten Immobilien ganz Deutschlands. Das niedlichste Beispiel findet sich im Fennenweg: das Waterküken. Um das mit 30 m2 Grundfläche recht übersichtliche „Küken“ zu bezahlen, muss die berühmte Henne her, die goldene Eier legt: Laut Bankgutachten ist es derzeit 6 Mio. Euro wert. Dazu ein kaum einsehbares, 2300 m2 großes Grundstück, dessen Wert wohl an die 13 Mio. Euro betragen dürfte … Du kannst das komplett eingerichtete Ein-Raum-Häuschen – zum Schlafen gehts über eine Stiege unters Dach – übrigens für die Ferien mieten. Falls deine Urlaubskasse gut, sehr gut gefüllt ist.
Einwohner | 461 | |
Fläche | 8 km² | |
Sprache | Deutsch | |
Strom | 230 V, 50 Hz | |
Reisepass / Visum | nicht notwendig | |
Ortszeit | 15:21 Uhr | |
Zeitverschiebung | keine |