Fliegende Händler schreien, Lokomotiven pfeifen, Träger bahnen sich brutal ihren Weg, Menschen, wohin man blickt.
Nur ein paar Meter von der Howrah Station, dem Bahnhof Kolkatas, überspannt die Howrah Bridge (Rabindra Setu) die trüben Wasser des Hoogly-Flusses, eines breiten Ganges-Nebenarms. Tag für Tag überqueren Millionen von Menschen die Brücke, zu Fuß, mit Lastwagen, Fahrrädern, Karren, Bussen, Autos - unterwegs zum Zentrum Kolkatas. Das Ergebnis ist wuseliger, lärmender Stau von früh bis spät. Mit Dutzenden neuer Flyovers (Hochstraßen in Kreuzungsbereichen) versuchen die Stadtplaner, das Leben in der Megastadt zu erleichtern. Auf rund 725 km² - Berlin ist 160 km² größer - wohnen etwa 13 Mio. Menschen.
Für indische Verhältnisse ist Kolkata, das früher Calcutta hieß, eine eher junge Stadt. Vor 300 Jahren gab es hier nur ein kleines Dorf namens Kalikata, so genannt nach der im Tempel verehrten Göttin Kali. Die britische East India Company suchte Land für ihre Produktion und Verwaltung und pachtete 1690 das Dorf vom Kaiser Aurangzeb. Das Fort, eine Niederlassung und ein Hafen entstanden, Calcutta wurde Zentrum der sich immer weiter ausbreitenden britischen Kolonie, die im 19. Jh. ganz Bengalen, Nordindien, Burma sowie Pakistan umfasste und die Fürsten des Subkontinents unter ihre strenge Oberherrschaft brachte.
1911 wurde Kolkata allerdings entthront, denn Delhi war nun Hauptstadt. 1947 kam die Unabhängigkeit und Befreiung, doch um den Preis der Abtrennung der muslimischen Länder Bangladesch und Pakistan. Flüchtlinge strömten in Wellen aus den neu entstandenen Ländern, besonders aus Bangladesch, anfangs Ost-Pakistan genannt, das Kolkatas Hinterland gewesen war.
Die Zuwanderung hält an. Die Armen wohnen in elenden Slums, den bustees. Kolkata ist jedoch auch ein geistiges Zentrum, eine Universitäts- und Kunststadt. Und die Initiativen der Bürger zeigen Wirkung: Häuser und Parks werden aufgefrischt, Löcher in den Straßen geglättet und die erste U-Bahn Indiens (Delhi hat inzwischen auch seine Metro) wird erweitert. Die Menschen dieser Stadt scheinen über besondere Überlebenskräfte zu verfügen.
Einwohner | 4.496.694 | |
Fläche | 206 km² | |
Strom | 230 V, 50 Hz | |
Reisepass / Visum | notwendig | |
Ortszeit | 15:29 Uhr | |
Zeitverschiebung | 4 ½ h (zu MEZ) |