Die Bewohner, Köche und Genießer des Landes mischen gerne die Traditionen ihrer Vorfahren und Nachbarn. Europäische Juden machen Gemüseeintöpfe, bei den jemenitischen Einwohnern wird jedes Gericht in Öl geschwenkt, und bei McDonald’s gibt es koschere Maxi-Menüs.
Man speist französisch, marokkanisch oder österreichisch, russisch, ungarisch oder polnisch, und überall gesellen sich orientalischer Einfluss und eine Prise Kreuzkümmel hinzu. Auf die arabische Küche in guten Restaurants in Ostjerusalem und in allen anderen größeren Städten muss man heute nicht mehr verzichten. Israelische Palästinenser oder aus arabischen Ländern eingewanderte Juden haben ihre Kochkünste glücklicherweise bewahrt.
Das gemeinsame Essen ist zentraler Baustein der Kultur, und man hält immer und überall an, um noch kurz Hummus zu tanken. Denn die Kirchererbsenpaste lieben alle Israelis gleichermaßen. „Wo gibt es den besten Hummus?“, ist ein wunderbarer Eisbrecher für jede Gesprächssituation – und kann für minutenlange Diskussionen sorgen. Zum Hummus gibt es viele Kleinigkeiten zum Naschen und Würzen wie z. B. Zwiebeln, Oliven, eingelegtes Gemüse, Zitronensaft, gehackten Knoblauch, Harif (grüne Chilipaste) sowie Zhoug (Chili mit Petersilie und Koriander).
Das israelische Frühstück ist üppig und nicht unbedingt süß: Hier regieren Feta und Oliven, Tahin und Salat, Früchte und auf verschiedene Arten zubereitete Eier. Für Vegetarier ist das Leben in Israel ein Genuss. Das Gemüse ist immer frisch und auf dem Markt in Hülle und Fülle vorhanden.
Viele biblische Speisen haben in Israel ihre Bedeutung bis heute behalten. Das runde Rosh-Ha-Shanah-Brot symbolisiert Glück, das Shabbat-Brot ist geflochten, die Größe der Challah-Brote hängt vom jeweiligen Feiertag ab. Pittah-Brot aus Weizenmehl, Salz, Hefe und etwas Öl begleitet viele Gerichte.
Was fälschlicherweise mit der jüdischen Küche in Zusammenhang gebracht wird und als Begriff auf jeder Speisekarte Jerusalems auftaucht, ist das Schlüsselwort koscher. Auf Hebräisch bedeutet es rein und sauber, und das biblische Regelwerk erlaubt und definiert, ob die Zutaten der Speisen und ihre Zubereitung den religiösen Vorstellungen des Alten Testaments entsprechen. Erlaubt ist nach Mose das Fleisch jener Tiere, die „ganz durchgespaltene Klauen haben“ und zugleich „widerkauen“, also Ziegen, Rinder und Schafe. Schweine und Kamele erfüllen diese Bedingungen nicht. Als einzige Schlachtform ist das Schächten erlaubt, das Ausblutenlassen des toten Tiers.
Als unrein gelten Kaninchen, wild lebende Vögel und Meerestiere, „die weder Schuppen noch Kiemen haben“. Hummer, Muscheln, Krabben oder Aal stehen deshalb auf keiner koscheren Speisekarte. Vergebens wirst du in einem koscheren Restaurant auch Fleisch mit einer Sahnesauce suchen, denn die jüdischen Essensregeln (Kaschrut) verlangen die strikte Trennung von Fleisch und Milch. Sogar ein zeitlicher Abstand von mindestens sechs Stunden ist zwischen dem Verzehr von Fleisch und Milch einzuhalten. Nach einem Fleischmenü Kaffee mit Milch zu trinken, verstößt damit gegen das Reinheitsgebot. Um ganz sicher zu gehen, haben koschere Restaurants und strenggläubige Familien sogar zwei getrennte Küchen. Traditionelle Essensvorschriften und moderne Küche müssen jedoch kein Widerspruch sein. Das zeigen viele gute Restaurants, die Hervorragendes nach den Geboten zaubern.
Die Israelis mögen Fisch, abgeschmeckt mit Knoblauch, Zitronensaft und Paprika, und sie grillen ihn gern auf Holzkohle. Israel deckt seinen Bedarf durch Küsten- und Hochseefischerei im Mittelmeer oder aus Zuchtteichen. Selbst der berühmte St.-Peter-Fisch, der heute rund um den See Genezareth angeboten wird, weil Petrus und die anderen Jünger hier einst ihre Netze auswarfen, stammt nur zum Teil aus diesem See.
Das wohl bekannteste aller jüdischen Fischgerichte ist der Gefillte Fisch – eine undefinierbare, zusammengepresste Fischmasse. Das Gericht stammt wohl aus Polen. Polnische Juden pflegten seit Jahrhunderten gekochten – und deshalb oft zerfallenen – Fisch zur Stabilisierung mit einer gelatineartigen Sauce aus Zucker und Mandeln zu bedecken.
Es ist das Verdienst der Rothschilds, dass man heute in Israel vorzügliche einheimische Weine trinken kann. 1886 schenkte Baron Edmond zionistischen Siedlern, die sich an den Westhängen des Carmel-Gebirges niedergelassen hatten, mehrere Weinpressen. Weil hier Klima und Böden stimmen, konnten Juden nach 2000 Jahren im Gelobten Land wieder koschere Weine für ihre religiösen Feiern herstellen. Heute ist die Carmel Winery im Zikron Yaakov unter den mehr als 200 Winzerbetrieben die größte in Israel. Nicht nur in den Bergen Galiläas und auf den von Israel annektierten (syrischen) Golan-Höhen wird Wein angebaut – gerade der Negev hat sich zu einer erstklassigen Weingegend inklusive Weinroute gemausert. Für den Restaurantbesuch reicht informelle Kleidung, selbst in den feinen Restaurants. Es gilt ein allgemeines Rauchverbot in allen Restaurants.
In schwimmendem Fett gebratene Hummusbällchen – meist mit Salat in einer Brottasche gereicht
Salat aus geschrotetem Weizen, mit viel Petersilie, Minze und Zitronensaft
Sämiger Kichererbsenbrei, gewürzt mit Zitronensaft, Knoblauch, Kümmel und Tahin, serviert mit warmem Pittah-Brot oder zu gekochten Bohnen; dazu frischer Salat und Oliven
Gegrillte oder gebratene, gut gewürzte Hackfleischbällchen von Rind oder Hammel
Pochierte Eier in Tomaten-Paprika-Sauce
Geröstetes Hammel- oder Hühnchenfleisch, frisch von einem rotierenden Fladen geschnitten und mit Salat meist in einem Pittah-Brot serviert
Blätterteiggebäck in allen Geschmacksrichtungen
Über Nacht gebackener Teig, mit gehackten Tomaten und Eiern serviert
Ungesäuertes Brot
Dreieckige, mit Marmelade, Sirup oder Zuckerguss gefüllte Plätzchen; eine Spezialität an Purim
Süßes Milchdessert mit Rosenwasserzucker und Krokant
Süße Sesampastete aus Tahin, wahlweise mit Pistazien oder Nüssen
Anisschnaps, gern als Shot serviert oder mit Grapefruitsaft