Salve! Nach dem Passieren des Ticketschalters in den Ruinenstädten von Herculaneum und Pompeji beginnt die Zeitreise in die Vergangenheit: Du läufst auf den gleichen Pflastersteinen wie die Menschen vor 2000 Jahren, guckst in ihre Häuser und Gärten, ihre Geschäfte, Backstuben und Werkstätten und besuchst ihre Bäder.
Es scheint, als ob die Bewohner diese Orte erst vor Kurzem verlassen hätten. Gleichzeitig erinnern die beiden Geisterstädte an die zerstörerischen Kräfte, die immer noch im Vulkan schlummern und jederzeit freigesetzt werden können.
Der Reiz von Pompeji und Herculaneum liegt in ihrer phantastischen Erhaltung, durch die sie wie keine andere Stätte des Altertums einen einzigartigen Blick ins Alltagsleben der Menschen geben. Ein Leben, das immerhin zwei Jahrtausende zurückliegt und uns anderswo meist nur durch Ruinen von Repräsentativbauten oder Gräber und ihre kostbaren Beigaben zugänglich ist.
Du läufst über die intakten Straßen und Gassen, die das Gelände schachbrettartig durchziehen, gesäumt von Läden, Werkstätten, Backstuben, Wohnhäusern. Gepflastert sind die Straßen mit Lavasteinplatten, in die die Wagenräder der alten Römer tiefe Rillen gegraben haben. Da und dort brechen aus den hohen Bürgersteigen die Bleirohre der antiken Wasserleitung hervor.
Stuckdekorationen, Wandbemalungen und Reste von Mosaikfußböden zeugen von ausgeprägtem Schönheitssinn. Die Leuchtkraft des berühmten Rots von Pompeji ist bis heute ungebrochen: Dem mit einer Kalk- und Seifenlösung vermischten Pigment fügte man damals Wachs bei und glättete die Malerei an der Wand mit Poliersteinen. Zum antiken Alltag gehört auch die Freizeitgestaltung: Neben einigen Theatern und dem riesigen Amphitheater zeugen davon vor allem die Sportplätze, die große palaestra, in der die jungen Männer Sport trieben, die öffentlichen Bäder, die Thermen, aber auch die Bordelle, die lupanari.
Der Ausbruch des Vulkans begann – nach jahrhundertelanger Ruhe – wohl am 24. Oktober 79 n. Chr. mit heftigen Erdstößen. Explosionsartig brach wenig später der Gipfel des Bergs auf, gewaltige dunkle Rauchwolken senkten sich nieder und in schnell aufeinanderfolgenden Eruptionen prasselten glühend heiße Asche, Gesteinsbrocken und lapilli, zu Bimsstein gehärtete Lavateilchen, auf die über 10 km entfernt liegenden Städte nieder. Zwei Tage lang herrschte totale Finsternis, bis sich am dritten Tag ein fahles, blasses Licht durch die Aschewolken kämpfte und der Himmel allmählich wieder aufklarte. Bilanz: Herculaneum war unter einer bis zu 20 m hohen Lavaschlammschicht begraben, Pompeji bedeckten 7 m Asche und Bimsstein. Vielen war es noch gelungen zu fliehen, mindestens 1500 Menschen kamen jedoch ums Leben. Die üppige Landschaft voller Felder und Weingärten, deren fruchtbare Lavaerde dem Vulkan zu verdanken war, hatte nun derselbe Vulkan in eine Wüste verwandelt. Begraben wurden auch das antike Stabiae, mit dem die Halbinsel von Sorrent beginnt, und die außerhalb gelegene, beeindruckende Villenanlage Oplontis.
Heute beobachten die Vulkanologen des Instituts Osservatorio Vesuviano (ov.ingv.it) in Neapel den Vesuv und die Campi Flegrei rund um die Uhr, jeder noch so minimale Erdstoß wird aufgezeichnet. Der Katastrophenschutz hat einen Notfallplan erarbeitet, nach dem im Extremfall die 18 Vesuvgemeinden evakuiert werden. Auch wenn sich weder Erdbeben noch Vulkanausbrüche präzise vorhersagen lassen, ist es wichtig zu wissen, dass sich ein Vulkanausbruch ankündigt.
Sowohl Ercolano als auch Pompei sind von Neapel schnell (15 bzw. 30 Minuten) und günstig mit der Bahn Circumvesuviana (eavsrl.it) zu erreichen. Es gibt ein 3-Tage-Kombiticket für Pompeji, Villa Oplontis und Boscoreale. Sehr empfehlenswert ist ein Onlineticket, das das Schlangestehen erspart (short.travel/golf10). Interessante Führungen für Kinder durch Pompeji und Herculaneum auch in deutscher Sprache bietet Capri Travel Guide (capritravelguide.com) an.
Beachte, dass die Nummerierung in den Plänen auf den Seiten xx und xx nur der Identifizierung der Häuser anhand der Karten dient; sie entspricht nicht der Nummerierung vor Ort.
Strom | 230 V, 50 Hz | |
Reisepass / Visum | nicht notwendig | |
Ortszeit | 03:20 Uhr |