Gemeinsamer kulinarischer Nenner aller drei Regionen ist, dass die Küche sowohl vom alpinen Hinterland als auch von der Nähe zum See geprägt ist. Und natürlich ist die Auswahl an guten (Fisch-)Restaurants groß.
Die Seeküche umfasst exzellente Süßwasserfische wie Forelle (trota), Gardaseefelchen (coregone), Renke (lavarello), Hecht (luccio), Barsch (persico) und die – allerdings besser zu meidende, weil vom Aussterben bedrohte – Gardaseeforelle (carpione). Wer auf der Speisekarte sardine di lago entdeckt, sollte die seltene Gelegenheit nutzen. Sardinen sind eigentlich Meeresfische, doch im Gardasee lebt eine Unterart, die auf Deutsch Finte genannt wird. Die Sardinen werden klein geschnitten und unter Pasta gemischt: Spaghetti con sardine di lago sind ein beliebtes Gericht.
Herzhaft ist die Küche im nördlichen Trentino. Hier kommen gern deftige Gerichte wie Polenta, ein fester Brei aus Maisgrieß, mit Kaninchen (coniglio), strangolapreti (Spinatgnocchi, köstlich mit geschmolzener Butter und Salbei) oder canederli (Knödel) auf den Tisch. Manche Gerichte sind für Sommerabende fast zu schwer. Ein Grund dafür, auch im Winter mal an den lago zu fahren. Weiterer Pluspunkt eines Winteraufenthalts: Im Dezember erntet man an den Hängen des Monte Baldo Trüffeln (tartufi) – eine Köstlichkeit! Aus Tenno unweit von Riva kommt eine weitere Spezialität des Trentino: carne salada, eine Art Pökelfleisch, das einst in Holzfässern aufbewahrt wurde. Es wird entweder roh wie Carpaccio als Vorspeise serviert oder gekocht mit Bohnen und Zwiebeln. Alpines Flair auf die Teller bringen auch Tagliatelle mit Pilzen oder Risotto ai funghi porcini, also mit Steinpilzen.
Obwohl im östlich an den See grenzenden Venetien schon immer viel Handel betrieben wurde und die Menschen kulinarische Waren aus Asien und Afrika kannten, blieb die Küche schlicht und eher vom Norden geprägt. Gerne werden Bohnen, Fisch und Innereien verwendet. Polenta wird hier auch serviert, allerdings ist sie oft feinkörnig und cremig, da sie aus den geschälten Körnern einer helleren Maissorte hergestellt wird. Und da es südlich von Verona in der Poebene weitläufige Reisfelder gibt, finden Urlauber Risotti in allen Variationen auf den Speisekarten. Bei der Pasta schwören die Einheimischen auf dicke Spaghetti, die bigoli. Kein Geheimtipp mehr sind die enorm leckeren handgefertigten Tortellini di Valeggio aus dem gleichnamigen Städtchen südlich von Peschiera.
Den größten Anteil am Seeufer hat die Lombardei, die sich von Limone im Norden am Westufer entlang über Salò und weiter im Süden bis nach Sirmione zieht. Die lombardischen Seeanrainer lieben herzhafte Suppen, würziges Schmorfleisch oder einen spiedo (Spieß): Verschiedene Fleischsorten werden abwechselnd mit Speck auf einen langen Spieß gesteckt und auf offenem Feuer gegrillt. Was darf dabei auch in der Lombardei nicht fehlen? Natürlich Polenta! Auch Pferdefleisch, Froschschenkel oder Schnecken finden entdeckungsfreudige Genießer auf den Speisekarten.
Vielfältig ist rund um den See auch das Getränkeangebot. Die deftige Küche des Nordens verlangt nach kräftigen Weinen: Zwei köstliche, nur im Trentino gekelterte Rotweine sind der Teroldego und der Marzemino. Der Norden ist aber auch für seine Grappas berühmt. Man trinkt den hochprozentigen Tresterbrand meist klar, gelegentlich aber auch angesetzt mit Kiefernnadeln, Vogelbeeren, Enzianwurzeln. Manche Brennereien lagern Grappa in Holzfässern. Der Schnaps bekommt dadurch eine goldene Farbe und sieht dann aus wie Whisky. Weniger bekannt ist der köstliche Dessertwein vino santo aus der Gegend des Toblinosees. Dafür werden Nosiolatrauben auf hölzernen Regalen von der Gardaseebrise getrocknet und in der settimana santa, der Karwoche, gepresst. Der typische Wein am Ostufer ist der rote Bardolino. Einst als Massenwein in Verruf geraten, wird er mittlerweile vielerorts in guter Qualität produziert. Wer sich genauer informieren möchte, fährt die Strada del Vino entlang. Im südöstlichen Gebiet des Sees locken feine Weißweine wie der Lugana. Und als Aperitif oder für den Abschluss eines Mahls wird im Südwesten des Sees in der Region Franciacorta südlich des Iseosees prickelnder Schaumwein im Champagnerverfahren produziert.
Ein Aperol Spritz oder ein Glas Wein – das gehört zum Urlaub am Lago dazu. Doch gerade die jungen Italiener bestellen immer öfter Craftbiere von Kleinbrauereien aus dem südlichen Seebereich oder unfiltriertes Bier aus dem Ledrotal. Bier gibt es alla spina (vom Fass) oder in bottiglia.
Ein Tipp zum Schluss: In Supermärkten oder Feinkostläden gibt es viele regionale Spezialitäten zu erschwinglichen Preisen: Käse und Salami aus der Umgebung, Oliven und eingelegtes Gemüse, frisches Brot – und natürlich Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Setz dich damit an den Strand, auf einen Steg oder an einen Berghang und genieß ein Picknick im Freien. Buon appetito!
Sauer eingelegte Sardinen mit karamellisierten Zwiebeln, Pinienkernen und Rosinen
Pökelfleisch aus der Rindernuss, dünn aufgeschnitten und roh serviert
Mit Ricotta gefüllte Zucchiniblüten
Dicke Spaghetti mit Sardellen
Risotto mit Gardaseeschleien
Teigtaschen mit Kürbisfüllung
Spinatnocken mit Butter und Salbei
Forelle in Zwiebel-Weißwein-Marinade
Hecht in einer Sauce aus gebratenen Sardinen
Frittierte Seefischchen
Gardaseerenke vom Grill
Wiener Schnitzel
Eintopf aus gekochtem Hühner-, Kalb- und Rindfleisch mit eingelegten Senffrüchten
Gefülltes Perlhuhn
Pferdegulasch, langsam in Rotwein geschmort
Obstsalat aus frischen Früchten
In Stücke gebrochener Streuselkuchen