Als es Napoleon nicht gelang, die Insel einzunehmen, bezeichnete er die Briten verächtlich als eine „Nation von Ladenbesitzern“. Würde der Imperator heute vorbeischauen, käme er möglicherweise zu dem Schluss, dass die Briten ein Volk von Curryhausbesitzern sind. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Inder als willkommene Arbeitskräfte ins Land. Dort fanden sie eine Gewürzwüste vor und importierten kurzerhand ihre heimischen Zutaten. Inzwischen ist die Insel „bekehrt“. Nicht fish & chips, sondern curry bezeichnen viele Engländer als ihr Lieblingsgericht: chicken tikka masala (Huhn in scharfer Sauce) – die Nummer eins unter den Currys –, gefolgt von dem milderen korma (mit Kokos) und dem extrascharfen vindaloo. Trotzdem sind natürlich fish & chips, also paniertes Fischfilet mit Pommes, sehr beliebt, vor allem im Norden Englands, wo sich unter der Panade meist Schellfisch verbirgt. Das Angebot an Meeresfrüchten und Fisch ist riesig. Räucherfisch, Austern aus heimischen Gewässern, Hummer und Krebsfleisch genießt du am besten in Küstennähe.
Eine sehr englische, genauer kornische Spezialität ist Cornish pasty. Es heißt, dass Bergarbeiter die gefüllte Blätterteigpastete als Mittagessen in das Bergwerk mitnahmen, doch lediglich die Füllung aßen und den Teigmantel als Dank für die Zwerge unter Tage liegen ließen. Früher wurde vor allem roher Fisch eingebacken, heute werden über 20 verschiedene Variationen verkauft, meistens ist Fleisch mit Kartoffeln und Gemüse drin.
Auch wenn die britische Küche früher nicht ganz zu Unrecht einen miserablen Ruf hatte, die Desserts waren schon immer Weltklasse – nicht zuletzt wegen der puddings. Die haben nichts mit dem deutschen Pudding zu tun, sondern pudding ist eher Sammelbegriff für auflaufähnliche Nachspeisen.
Ansonsten vergiss besser ganz schnell, was bis heute in Europa über die englische Küche gelästert wird. Junge Starköche haben sich auf der Welt umgesehen und die feinsten Zubereitungen mit den besten (weil lokalen) Produkten im ganzen Land etabliert. Selbst in Pubs und Kettenrestaurants kannst du heute vielerorts annehmbar essen. Wer ein bisschen mehr ausgibt, kann eine feine Küche erleben, die der französischen oft in nichts mehr nachsteht.
Kulinarisch verwöhnt wirst du nicht nur in London, sondern auch in Manchester, Liverpool oder sogar in kleinen Orten wie Padstow in Cornwall, wo Fernsehkochlegende Rick Stein gleich mehrere Restaurants betreibt – eines besser als das andere. Es lohnt sich, selbst für seinen Fish-&-Chip- Shop im Ort vorbeizuschauen.
Gut und authentisch ist die ethnische Küche dort, wo Einwanderer leben, d. h. vor allem in den Großstädten. Alle Länder sind in England vertreten – von Afghanistan bis Vietnam. Egal für welche Länderküche du dich entscheidest, frühzeitiges Planen hilft: Obwohl es allein in London 8000 Restaurants geben soll, solltest du den Tisch für den Abend unbedingt reservieren; immer mehr Restaurants bieten inzwischen auch eine Onlinebuchung an. Zudem sind die Öffnungszeiten sehr individuell. Es ist insofern ratsam, vorher anzurufen. Viele der besseren Lokale haben sonntags und montags geschlossen. Außerhalb der Großstädte stellen Gaststätten vor allem sonntags oft überraschend früh die Stühle hoch. Man sollte sich bis 20 Uhr einen Tisch gesichert haben. Mittags werden oft nach 14 Uhr keine Bestellungen mehr angenommen.
Die Restaurantpreise sind relativ hoch. Es gibt jedoch Möglichkeiten, die Rechnung niedriger zu halten: Üblicherweise ist es mittags günstiger als abends. Einige Pubs bieten den ganzen Tag preiswerte Kombigerichte an – zum Hauptgang kommt dann ein Pint Bier oder das Glas Wein gratis.
In Pubs wird, anders als in Restaurants, kein Trinkgeld gegeben. Der Gast holt sich alles am Tresen. Dort findet sich eine weitere Tradition: Bier wird bis heute in pints (0,568 l) ausgeschenkt, wobei sich diese Angabe meist auf das Fassungsvermögen des Glases bezieht. Was bedeutet, dass die Gläser auch bis zum Rand vollgeschenkt werden – man bezahlt schließlich für ein Pint. Wem das zu viel ist, der bestellt ein halbes Pint (half oder glas). Bier wird unterschieden in lager (Helles) und bitter (Dunkles). Ein stärkeres Dunkelbier heißt stout – unter dem Markennamen „Guinness“ kennt es die halbe Welt. Immer populärer: Craftbiere – ein Pale Ale, IPA oder ein modernes Lager auf Basis amerikanischen Citrahopfens bekommst du inzwischen in fast jeder Kneipe.
Besonders im Süden wichtig: Cider. Diese Art Apfelwein stammt vor allem aus Somerset. Pubs haben in der Regel mindestens eine Sorte vom Fass, im Südwesten Englands sind es oft zwei, drei oder mehr. Cider beinhaltet im Unterschied zum französischen Cidre mehr Alkohol, meist um die fünf Prozent.
Mittlerweile pflanzen selbst die Royals Rebstöcke im Park von Windsor an. Bislang entsteht daraus ein viel beachteter Schaumwein. Andere sind schon weiter: so wie Camel Valley. Mit seinen Rot-, Weiß- und Schaumweinen hat das Weingut in Cornwall schon einen Haufen alteingesessener Konkurrenten aus Frankreich, Spanien und Kalifornien abgehängt. In den Surrey Hills wachsen die Trauben des Denbies Guts. An immer mehr Stellen im Land versuchen sich Weinbauern. Viele Güter du auch besichtigen – und vor Ort testen.
Sämige Lauch-Kartoffel-Suppe, mit Brot serviert
Frische Austern mit Zitrone
Gebratene Jakobsmuscheln, oft mit einer Chilisoße serviert
Roastbeef, Huhn, Schwein oder Lamm, serviert mit Yorkshire pudding (Teigpasteten), Kartoffeln und Gemüse
Lammhack in Sauce und mit Kartoffelbrei überbacken
Lachsfilet, zumeist serviert mit Drillingen, Gemüse und einer Béchamelsoße
Eingeweichtes Brot, das mit Vanillepudding und Rosinen vermischt gebacken wird
Apfelkompott mit Streuseln belegt und im Ofen gebacken, mit custard (Vanillesauce) serviert
Schüssel mit in Saft getränktem Brot, darauf Beeren und Sahne
Ofenkartoffel, gefüllt mit geriebenem Cheddar, Thunfisch oder Cole Slaw (Krautsalat)
Gebackene Teigtaschen, gefüllt mit kleingeschnittenem Fleisch und Gemüse in einer Soße
Ein Würstchen im Blätterteig gebacken