Organischer und dramatischer geht’s nicht: Vom Edinburgh Castle aus – Krönung und Skyscraper zugleich – wird das unterhalb sich entfaltende Schauspiel zum Thriller in romantischem Setting, aus dem seit drei Jahrhunderten Literaten ihre Kreativität saugen. Betritt die Bühne und sei Zuschauer und Mitwirkender zugleich. Alles ist mit Spaziergängen im Schlendertempo erreichbar – es würde dir auch etwas entgehen, wärst du schneller unterwegs. Denn Edinburgh hat viele intime Ecken, in denen du spürst, was unter der Haut der Stadt liegt. Lasse also keine Gasse, keine Treppe, keinen Friedhof und kein Gespräch im Pub aus. Die Kompaktheit der Old Town wird kaum unterbrochen, nur im unteren Teil schlägt das fantastische Gebäude des schottischen Parlaments eine moderne, viel diskutierte architektonische Bresche in die mittelalterliche Häuserphalanx.
Edinburgh hat auch seinen mondänen Auftritt: dort, wo die elegante New Town sich eitel ihrer baulichen Einzigartigkeit bewusst zu sein scheint. Auf dem Weg in die faszinierende georgianische Stadt von etwa 1800 läufst du durch die herrlichen Princes Street Gardens – Edinburghs Central Park. In der Neustadt wuchs Robert Louis Stevenson auf. Er setzte der zwitterhaften Natur der Stadt mit seinem Roman über Dr Jekyll, der sich in den mörderischen Mr Hyde verwandelt, ein Denkmal. Zum Finale verlässt du die Bühne durch den Hinterausgang: Im Westen wanderst oder besser noch radelst du am Flüsschen Water of Leith entlang durch ein dörfliches Idyll und abgeschiedene Natur und erreichst den alten Hafen Leith, der sich zum Ausgehviertel mit Michelin- Sternen gemausert hat.