Die Zeiten, in denen es in Kneipen und Restaurants nicht viel mehr als fish & chips gab, frittiertes Fischfilet mit Pommes, sind zum Glück längst vorbei. Bekannte Fernsehköche wie Jamie Oliver und Cornwalls kulinarisches Urgestein Rick Stein haben das ganze Land zu gesunder Ernährung erzogen. Und das mit sichtlichem Erfolg: Selbst in vielen kleinen Landgasthöfen legen sich die Küchenchefs inzwischen mächtig ins Zeug. Kochen und Anrichten sind zu einer Art Sport geworden, auch in kleinen Pubs ganz weit draußen.
Und es findet tatsächlich jeder was – auch Fleischesser müssen alles andere als hungern. Cornwall und Devon sind bekannt für Steaks und Lammgerichte, kommt das Fleisch dafür doch ebenfalls fast immer aus der Umgebung von Bauernhöfen, in denen die Tiere das ganze Jahr über im Freien grasen können. Das führt auch zu außergewöhnlichen Milchprodukten: Fast überall gibt es zwar auch laktosefreie und sojabasierte Produkte, die echten Briten aber schwören auf ihre besonders fetthaltige Milch von englischen Kühen. Durch sie schmecken auch Eis und Joghurt aus Cornwall und Devon intensiver als andernorts. In besseren Lokalen wird gern eine leicht gesalzene Butter verwendet, ähnlich wie in Frankreich. Nicht die einzige Parallele – Wein, Weißbrot, Wasser zum Essen, manche sympathische Tischsitte vom Kontinent, wie man den Rest Europas hier gern mit ein bisschen Distanz nennt, hat sich auch in England eingebürgert.
Noch etwas ist nicht mehr wegzudenken: Hamburger. Vorbei sind die Zeiten, in denen Fast-Food-Ketten das Privileg für solche Speisen hatten. Seit einigen Jahren gibt es immer mehr hippe Restaurants und ganze Ketten, die sich auf noble Burger konzentrieren, etwa Byron und Gourmet Burger Kitchen. Was einen grundsätzlichen Trend in der britischen Gastronomie aufzeigt: Für fast jede Geschmacksrichtung gibt es hier eigene, meist landesweite Restaurantketten. Das setzt sich in Kneipen fort: Der Großteil der Pubs gehört Brauereien und Pubkonzernen, selbst wenn das äußerlich kaum zu sehen ist. Den Wirt um die Ecke gibt es kaum noch. Traditionell servierten Pubs nur mittags Essen – das hat sich geändert. Immer mehr von ihnen bieten auch abends eine umfangreiche Karte an. Restaurants haben meist von 12 bis 14.30 Uhr geöffnet sowie von 18.30 bis 21.30 Uhr (letzte Bestellung). Kleine Lokale nutzen oft den Montag als Ruhetag.
Moderne Briten sind inzwischen überaus fitnessverliebt und gesundheitsbewusst – vegetarisches und veganes Essen ist insofern gang und gäbe. Restaurants und Pubs haben sich darauf eingestellt, ebenso wie auf besondere Nahrungsmittelunverträglichkeiten. In fast allen Speisekarten sind entsprechende Gerichte gesondert ausgewiesen. Überall wird man gut beraten, wenn man das eine oder andere Produkt nicht verträgt, sei es Gluten oder Laktose, seien es Nüsse. Im Supermarkt kannst du eine Menge sparen und so manche Delikatesse entdecken: Ketten wie Waitrose und Marks & Spencer haben sich auf hochwertige Lebensmittel spezialisiert und inzwischen ein Netz kleinerer Filialen aufgezogen, in denen beide überwiegend Salate, Sandwiches, Sushi und Obstmischungen verkaufen, die jedem Vergleich mit der Gastronomie locker standhalten. Gemeinsam draußen tafeln: Feast Nights heißen neue Massenevents, bei denen es ausschließlich um eines geht – Essen. Alle packen Teller, Wein und Besteck ein und treffen sich bei organisierten Veranstaltungen, um dort verköstigt zu werden. Alles im Freien, alles betont entspannt. Nur auf die Qualität des Essens wird streng geachtet. Anbieter sind vor allem Bauernhöfe.
Das passende Getränk holen sich Engländer am liebsten im Pub. Wein mag in Restaurants längst an der Tagesordnung sein, aber im Alltag füllt nach wie vor Bier die Gläser. Das liegt auch daran, dass jeder noch so kleine Pub selten weniger als ein halbes Dutzend unterschiedlicher Biersorten vom Fass ausschenkt. In großen Kneipen kann es locker auch mal mehr als das Doppelte sein. Lager ist längst die populärste Sorte, vergleichbar mit dem deutschen Exportbier. Fast immer gibt es Sorten auch von lokalen Brauereien: Die St. Austell Brewery kämpft mit ihrem Korev Lager recht erfolgreich gegen die Marktmacht der großen Mitbewerber. Auch die St. Ives Brewery braut ein lager, ebenso Bays aus Paignton in Devon. Fast hätte der Hang zum Hellen eine urbritische Spezialität verdrängt, doch dann eilten ihr Ende der 1990er-Jahre ausgerechnet große Pubketten mit einer Kampagne zur Hilfe: Das real ale, ein rotes Bier ohne Kohlensäure, das bei Kellertemperatur gezapft wird, hat sich wieder seinen festen Platz in den Pubs erkämpft. Der Craft-Beer-Trend hat geholfen, dass auch Kleinstbrauereien wieder eine Chance an den Zapfhähnen bekommen. Unter den stouts, den dunklen, samtig-weichen Bieren, ist das irische Guinness unangefochten die Nummer eins. Doch auch hier gibt es von örtlichen Brauereien immer wieder überraschende Neuigkeiten. Probieren lohnt sich!
Viel fruchtiger aber ist eine weitere Spezialität, die jedoch meist aus der Nachbargrafschaft Somerset stammt: Cider. Dieser Apfelschaumwein weist in seiner britischen Variante meist so viel Alkohol auf wie ein Bier und ist in etlichen Abwandlungen erhältlich. Wer sich einmal die Mühe macht, über die Standard-Kneipensorten hinaus zu recherchieren, wird auf erstaunlich kreative Varianten stoßen – teils herber, teils lieblicher als das Übliche, mitunter auch mit ganz anderen Früchten hergestellt.
Austern mit Zitrone
Sämige Lauch-Kartoffel-Suppe
Gebratene Sardinen mit Brot
Miesmuscheln aus Cornwall, gedünstet in einem Sud aus Cider und Sahne
Auflauf aus Kartoffeln und Eiern, aus dem ganze Sardinen herausschauen
Hühnchenfiletstücke in roter Currysauce
Frittierter Fisch mit Pommes und mushy peas (Püree aus Erbsen, Butter und Minze)
Roastbeef mit Kartoffeln, Gemüse und Yorkshire pudding
Auflauf aus Hackfleisch, mit einer Schicht Kartoffelstampf überdeckt
Mit Streuseln überbackenes Obstkompott, serviert mit Vanillesauce (custard cream)
Mit Toffeesirup durchtränkter Kuchen, übergossen mit Vanillesauce
Käseplatte mit Cheddar, Stilton und anderen englischen Käsesorten
Mit Fleisch gefüllte Teigtasche
Ofenkartoffel, gefüllt mit geraspeltem Cheddar-Käse
Toast, belegt mit Krabbenfleisch und Mayonnaise
Tee und scones mit Marmelade und clotted cream (dicker Rahm)