Die riesige, europäisch anmutende Metropole am Río de la Plata bittet zum Tanz
Buenos Aires: Das ist der Traum vom Aufstieg, den so viele Einwanderer in den letzten Jahrhunderten geträumt haben.
Und dann ist da noch die Erinnerung an die frühen Jahre der jungen Republik, als man Argentinien noch mit dem Reichtum der Viehbarone gleichsetzte. Stadtpaläste und neoklassizistische Bürohochhäuser prägen noch heute das Gesicht der Stadt und erinnern an die goldenen Zeiten. Das alte Modell des Agrarexporteurs erlebt heute unerwartet ein Revival: Das Land verdankt einen Großteil des Aufschwungs nach der schweren Krise 2001 den internationalen Rekordpreisen für Agrarprodukte.
Die Folgen der Verarmung breiter Bevölkerungsschichten sind aber noch immer zu spüren. Die Armutsviertel ziehen sich wie ein Gürtel um die Stadt. Allein die Bundeshauptstadt, la Capital Federal, das Zentrum von Buenos Aires, zählt 3 Mio. Ew. Dazu kommen weitere 9,5 Mio. in den 19 Vorstädten, die in direkter Abhängigkeit von der Metropole leben.
Viele Vorstadtbewohner pendeln zur Arbeit ins Stadtzentrum. Morgens und abends ist das Verkehrschaos deshalb programmiert. Mancher Besucher fragt sich, was es mit dem Namen Buenos Aires („Gute Lüfte“) angesichts der abgasverhangenen Häuserschluchten auf sich hat. Buenos Aires, das sich am Südwestufer des Río de la Plata über 70 km hinzieht und landeinwärts noch einmal über 30 km erstreckt, ist wirklich nicht die Stadt der „Guten Lüfte“, wie eigentlich in Meernähe zu erwarten wäre. Über eine umweltfreundliche Abgasgesetzgebung wird erst seit Kurzem diskutiert.
Aber, verteidigen sich die Einwohner, die Stadt heiße ja eigentlich auch Nuestra Señora del Buen Ayre (Unsere Heilige Jungfrau der guten Luft). So jedenfalls hatte sie Don Pedro de Mendoza 1536 genannt, der Jungfrau dankend, dass sie ihm günstige Winde geschickt hatte, die ihn bis ans Ufer des Río de la Plata trugen. Er gründete einen kleinen Hafen mit einer ersten Niederlassung, die allerdings nicht lange den Angriffen der Charrúaindianer standhalten konnte. Bereits fünf Jahre später war die Kolonie aufgegeben.
1580 unternahm Juan de Garay einen zweiten Gründungsversuch. Den Leyes de Indias getreu, der spanischen Gesetzgebung für die Neue Welt, legte er Straßen und Plätze im Schachbrettmuster an. Aber erst als die spanische Kolonialverwaltung 1740 den Hafen von Buenos Aires der internationalen Schifffahrt öffnete, begann ein merklicher Aufschwung. Auch politisch gewann Buenos Aires an Einfluss, als es zur Hauptstadt des Vizekönigreichs vom Río de la Plata wurde.
In der neuen Metropole des Landes konzentrierten sich Handel, Verwaltung und Politik. Der Hafen garantierte ein hohes Einkommen an Zöllen, und der wirtschaftliche Aufstieg zog einen Bauboom ohnegleichen nach sich. Ab 1870 strömten vor allem italienische Einwanderer nach Argentinien. Seit Ende des 19. Jhs. ankerten bis zu 2000 Schiffe pro Jahr im Hafen von Buenos Aires. Manche von ihnen brachten statt Waren nur Einwanderer: Italiener, Spanier, Juden, Araber, Armenier, Weißrussen und viele andere suchten ihr Glück in der wachsenden Metropole.
Heute ist Buenos Aires eine Stadt extremer Gegensätze. Gleich neben den luxuriösen Einkaufspalästen findet man Kinder, die auf der Straße betteln. Die hohe Arbeitslosigkeit der letzten Jahre hat Buenos Aires in dieser Hinsicht anderen Metropolen Lateinamerikas ähnlicher gemacht. Auch die Kriminalitätsrate ist gestiegen, bleibt jedoch weit hinter der von Rio oder São Paulo zurück und nimmt in jüngster Zeit wieder ab. Neben mondänen Vierteln wie La Recoleta gibt es ruhige Arbeiterviertel, in denen die Einwohner sich mit den Nachbarn auf einen Matetee treffen, wie in La Boca, Barracas oder in Villa Urquiza.
Die Einwohner der Hauptstadt, porteños genannt, sehen sich selbst als weltoffene, europäisch geprägte Leute. Vor allem der Einfluss der massiven italienischen Einwanderung zu Beginn des 20. Jhs. macht sich in Sprache (nämlich im lunfardo, dem lokalen Slang), Gestik und Improvisationskunst bemerkbar. Ihre Landsleute in den Provinzen und andere Lateinamerikaner lasten den porteños eine gewisse Arroganz an.
Einwohner | 3.063.728 | |
Fläche | 203 km² | |
Strom | 220 V, 50 Hz | |
Reisepass / Visum | notwendig | |
Ortszeit | 17:42 Uhr | |
Zeitverschiebung | -4 h (zu MEZ) |