Wenn du deinen Frühstücksappetit bis zum späten Vormittag ausdehnen kannst, wirst du also genügend Möglichkeiten finden – oder du gehst brunchen. Das setzt sich vor allem an Wochenenden immer mehr durch. Abends essen Brüsseler leger gekleidet am liebsten in stilvollem Rahmen. Im Trend liegen die kreative südlich-mediterrane Jeune Cuisine, die klassische Rezepte neu interpretiert, sowie die japanische Küche, die dabei viel mehr bietet als nur sehr gute Ramen-Nudeln. Das mittägliche déjeuner beginnt um 13 Uhr, abends füllen sich die Restaurants nicht vor 20 oder 21 Uhr. Zum Dinner essen Belgier grundsätzlich drei Gänge – Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise. Oft werden sie als preisgünstiges Menü angeboten. Spontaneität bei der Restaurantwahl ist hingegen out, du musst unbedingt reservieren.
Brüssel ist die Metropole der 1001 Kompromisse. Das begann lange vor schwierigen EU-Gipfeln. Schon das Stadtgebiet selbst, das eigentlich aus 19 Kleinstädten besteht, erzählt davon. Und der Mix aus recht eigenständigen und oft auch eigenwilligen Flamen und Wallonen, die sich mal mehr und mal weniger dem belgischen Königreich zugehörig fühlen. Brüssel bescherte das über die Jahrhunderte eine einzigartige kulturelle Vielfalt, die heute nicht nur Bewunderer von Bosch, Bruegel, Rubens, Van Dyck oder Magritte begeistert, sondern auch Fans antiker Schätze, moderner Kunst und Comicfreunde. Den wirtschaftlichen Erfolg verdankt Brüssel nicht zuletzt seiner günstigen Lage: Schon im Mittelalter erlangte die Stadt Reichtum, weil sie am Weg wichtiger Handelsrouten lag, EU-Hauptstadt wurde sie dank ihrer geografischen Position zwischen den europäischen Großmächten Deutschland und Frankreich.
Für alle, die sich zwischen diesen beiden Polen bewegen wollen, gibt es wunderschöne Konzertsäle wie das Ancienne Belgique und das Flagey. Weltstädtisch an Brüssel ist auch die Eigenschaft, dass es nicht Freitag oder Samstag sein muss, um feiern zu gehen. Zwar haben die meisten Clubs unter der Woche geschlossen, aber es finden sich in den täglich gut gefüllten Bars immer junge Menschen in Feierlaune, die genau wissen, wohin man noch gehen kann. Der beliebteste Treffpunkt der jungen EU-Blase ist immer donnerstags vor dem EU-Parlament. Die umliegenden Kneipen an der Place de Luxembourg senken an diesem Tag die Preise, sodass sich bei gutem Wetter Hunderte Feierwütige bis spät abends auf dem Platz tummeln. Sogar der Bus muss dann umgeleitet werden!
Fashionistas aus aller Welt strömen in die Rue Antoine Dansaert und ihre Nebenstraßen, wo zwischen teuren Designerläden auch für jeden bezahlbare belgische Mode zu finden ist. Rares, Kurioses und dabei manchmal Günstiges findest du im Marolles-Viertel in der Rue Haute und an der Place de la Chapelle. Die Luxusvariante der Antiquitätenhändler ist gleich um die Ecke an der Place du Grand Sablon. Dort gibt es auch die feinsten Confiserien der Stadt. Flagshipstores belgischer Labels wie Bellerose, Chine, Mer Du Nord oder Xandres liegen an der Avenue Louise. Die mit Abstand meistfrequentierte Einkaufsstraße von ganz Belgien ist die autofreie Rue Neuve mit dem riesigen Shoppingcenter City 2. In der Rue de Brabant beim Nordbahnhof bilden die Läden arabischer, jüdischer, pakistanischer und türkischer Händler einen echten Basar, der am Wochenende Kauflustige aus halb Europa anlockt. Exklusiv ist das Angebot in den historischen Galeries Saint-Hubert.
Die meisten bieten modernen Komfort, doch im Einheitsstil der internationalen Ketten, die sie führen. Brüssel mangelte es bis vor Kurzem an feinen, kleinen Familienhotels und Bed-&-Breakfast-Unterkünften. Mit dem zunehmenden Kulturtourismus gibt es jedoch immer mehr individuelle Unterkünfte. Am Wochenende und im August, um Ostern und Weihnachten, wenn der internationale Tagungszirkus ruht, geben viele Spitzenhotels Rabatte bis zu 50 Prozent. Nachfragen und verhandeln lohnt sich. Zu anderen Zeiten empfiehlt sich unbedingt eine rechtzeitige Reservierung.
Fast 200 Anbieter vertritt die Buchungszentrale Bed & Brussels (026460737www.bnb-brussels.be). Website mit Fotos aller Zimmer, Auswahl nach Stadtviertel, Nähe zu Museen etc. Die Preise beginnen bei 50 Euro, gängiger sind 75–90 Euro.
Ein Paradies für Jogger ist der hügelige Stadtwald Bois de la Cambre (Tram 7, 94 Legrand). Mit seinen Wiesen und Teichen lädt er dazu ein, sich nach dem Laufen auf den Rücken zu legen und die Wolken zu beobachten. Oder mit der Fähre zur Seeinsel überzusetzen und dort eine Crêpe im romantischen Café-Restaurant zu bestellen. An den Stadtwald schließt sich der 50 km2 große Forêt de Soignes an. Durch ihn führt der jährliche Stadtlauf mit 40 000 Teilnehmern (20kmdebruxelles.be), auch das ganze Jahr über triffst du hier auf andere Läufer.
Wer das Frittenfett abtrainieren möchte, ist im Nobel-Gym Aspria Avenue Louise (Mo–Fr 6.30–22, Sa/So 8–20 Uhr | Spa- und Fitnesspakete ab 80 Euro | 71b, Av. Louise | Tel. 0 26 10 40 65 | aspria.com | Metro 2, 6 Louise) genauso richtig wie entkräftete Stadtbummler auf der Suche nach einer Massage. Auch nicht schlecht: Du liegst faul am Pool und überlegst, in welchen Filmen dieser Ort Schauplatz war.
Im Parc du Cinquantenaire liegt, umrundet von einer Tartanbahn, ein Rasenplatz, der allabendlich Schauplatz eines sportlichen Wimmelbildes ist: Verschiedene Gruppen spielen quer über den Platz Fußball oder Kricket, joggen über die Tartanbahn oder trainieren ihre Muskeln im Outdoor-Gym am Eingang. Neue Mitspieler sind immer willkommen!
Fahrradfahren ist in Belgien nicht erst seit Eddy Merckx Volkssport. Da ist es nur konsequent, sich aufs Rennrad zu schwingen und durchs flache, aber windige Flandern oder die hügeligere Wallonie zu radeln. Leihräder gibt’s zum Beispiel ab 50 Euro bei Wiel-Rent (wiel-rent.nl). Für Einsteiger gut geeignet ist die 35 km lange Strecke nach Löwen. Wenn dir die Puste ausgegangen ist, kannst du das Rad auch im Zug zurück nach Brüssel bringen.
Seit einiger Zeit entdeckt Brüssel wieder seine Liebe zum Wasser. Das ehemalige Docksgelände erfährt eine Aufwertung, und am Kanal – einer ist noch geblieben – entstehen die aufregendsten Neubauprojekte der Stadt. Das vom Wasser aus bei einer Kanalrundfahrt (Mai/Juni und Mitte Aug.–Okt. Mo–Fr 9–17.30 Uhr, Juli– Mitte Aug. tgl. 9–17.30 Uhr | Erw. ab 2 Euro, Kinder 3–12 J. 50% Erm., unter 3 J. gratis | Info und Reservierung: Tel. 0 22 18 54 60 | Quai Béco | Place Sainctelette | waterbus.eu | Metro 2, 6 Yser ) zu entdecken macht Jung und Alt gleichermaßen Spaß.
In Brüssel bauten die Architekten der Patrizierpalais auch öffentliche Gebäude. Zum Beispiel Schwimmbäder wie das Piscine Victor Boin (Mo/Di, Do/Fr 7.30– 9/12.30–14/15.30–19, Mi 14–19, Sa 9–12 und 13–18, So 8.30–14 Uhr (Schulferien: Mo–Fr 12–19, Sa 12–18 So 8.30– 14 Uhr) | Eintritt 4,50 Euro | 38, Rue de la Perche | Metro Horta). Das Glasdach, das bei schönem Wetter geöffnet wird, sorgt in dem 1905 gebauten Bad für eine besonders helle Atmosphäre. Im weiß gekachelten Wasserbecken mit Olympialänge spiegeln sich die über zwei Galerien verteilten Umkleidekabinen und die eleganten Treppen. Komm am besten morgens, wenn du in Ruhe deine Bahnen ziehen willst.
Brüssel ist eine Stadt für Fashionistas, die in schicken Trendboutiquen auf Designermodejagd gehen können. Ausgeführt werden die feinen Teile dann abends in den Bierlokalen und Terrassencafés an der Modemeile Rue Antoine Dansaert oder in den Clubs und Diskos am Kanal. Tagsüber geht man joggen im Stadtwald, feiert multikulturell bei der Zinneke Parade oder startet zu Bootsrundfahrten auf dem Kanal (toll für Kinder!).