Essen ist auf den Azoren wie überall in Portugal ein gesellschaftliches Ereignis. Schon zum Frühstück siehst du die Menschen in einem der unzähligen Cafés einen galão (Milchkaffee) schlürfen, ein bolo oder pastel (Törtchen) naschen, ein Schwätzchen mit dem Nachbarn halten und die Zeitung lesen. Mittags bieten viele Cafés und Snackbars günstige Tagesgerichte (pratos do dia) an, sodass man gern mit den Kollegen einkehrt. Abends wird zu Hause warm gekocht oder zu besonderen Anlässen ein Lokal besucht. Das kann eine schlichte tasca oder casa de pasto (einfache Gaststätte) sein, aber auch eine churrasqueira (Grillrestaurant), eine marisqueira (spezialisiert auf Meeresfrüchte), eine cervejaria (Brauhaus) oder ein ganz normales restaurante. Inzwischen gibt es auch internationale Importe wie Fast-Food-Ketten, Pizzerien und Chinarestaurants. Die Preise in den meisten Lokalen sind sehr günstig – schließlich soll sich auch die einheimische Bevölkerung einen Besuch dort leisten können. Für 8 bis 15 Euro bekommst du fast überall großzügige und schmackhafte Gerichte – in dieser Preisklasse liegen deshalb die meisten in diesem Band empfohlenen Restaurants.
Bei einem regionaltypischen Essen wird zuerst das couvert serviert: Brot und Butter sind immer dabei, oft gibt es Oliven (vom Festland), São-Jorge-Käse, Thunfisch- und Sardinenpaté oder Frischkäse mit kräftig-scharfem Piri-Piri. Wenn du dich nicht schon am Anfang sattessen möchtest, lass es zurückgehen, denn du zahlst am Ende auch nur das, was du verzehrt hast. Danach bestellen Azorianer gern eine gebundene Suppe, z. B. sopa de legumes (mit Gemüse), sopa de agrião (mit Wasserkresse), caldo verde (mit Kartoffeln, Kohl und chouriço), sopa de peixe (mit Fisch) oder creme de mariscos (mit Meeresfrüchten). Andere Vorspeisen sind salada de polvo (Oktopussalat), morcela com ananás (Blutwurst mit Ananas), chouriço à bombeiro (feurige Rauchwurst) oder manchmal Teller mit lapas (Napfschnecken) oder amêijoas (Herzmuscheln).
Für die Hauptspeise darfst du dich zwischen Fisch, Meeresfrüchten oder Fleisch entscheiden. Nicht selten macht eine Riesenportion gut zwei Leute satt. In vielen Lokalen ist es übrigens kein Problem, nur eine halbe Portion (meia dose) zu bestellen oder das Gericht mit jemandem zu teilen.
Der Fisch aus den azorianischen Gewässern schmeckt am besten über Holzkohle gegrillt (na brasa). Große Fische wie atum (Thunfisch) oder espadarte (Schwertfisch) kommen als posta (Scheibe) auf den Teller, andere als paniertes Filetstück (z. B. abrótea, Gabeldorsch). Viele werden als kompletter Fisch serviert, die kleinen chicharros (Stichlinge) kannst du sogar mit Kopf und Schwanz verspeisen, bei anderen ist auf Gräten zu achten. Lulas (Kalmare) gibt es frittiert oder gegrillt. Wenn du Muräne (moreia) oder Meeraal (congro) probieren möchtest, musst du dich auf einen gewöhnungsbedürftigen Fettgeschmack einstellen. Fischeintöpfe heißen caldeirada, cataplana (im Kupfertopf gegart) oder peixe na telha (in einer Form aus Ziegelstein serviert). Das viele Rindvieh auf den Azoren sorgt für Fleischgerichte wie alcâtra oder bife regional. Es gibt aber auch Schweinefleisch und Hühnchen.
Beilagen sind stets dabei, meistens Kartoffeln als batata cozida (Salzkartoffeln) oder batata frita (Pommes) oder Reis. Die Knollenfrucht inhame (Taro) findest du z. B. im Eintopfgericht cozido das Furnas. Manchmal zieren ein paar Salatblätter die Teller, wenn du einen richtigen Salat möchtest, musst du salada ordern. Richtige Gemüsebeilagen gibt es selten, am ehesten versteckt sich das Gemüse in den Suppen. Überhaupt: Als Vegetarier hast du es nicht leicht auf den Azoren. Abgesehen von einem vegetarischen Restaurant in Ponta Delgada gibt es in den Lokalen relativ wenig Auswahl an fleisch- und fischlosen Gerichten. Du kannst aber freundlich fragen, ob du nicht legumes salteados (sautiertes Gemüse) bekommen könntest.
Die üppigen Desserts machen dann wieder alle glücklich. Wenn du es süß magst, bestell pudim flan, pudim de feijão (Bohnenpudding), arroz doce (Milchreis), mousse de chocolate, Törtchen wie Dona Amélia (auf Terceira), queijada (auf Graciosa) oder Eis. Oder einfach eine Scheibe ananás!
Zum Essen trinkt man Wasser mit oder ohne Kohlensäure (água com/sem gás), Bier oder Wein. Das Bier kommt vom Festland (die Marken: Sagres oder Superbock) oder aus der Brauerei Melo-Abreu in Ponta Delgada. Das especial hat 5,5 % Alkohol und wird mit Hopfen aus Bayern gebraut. Man trinkt es in Flaschen (garrafa) oder vom Fass: fino (0,2 l), túlipa (0,33 l), caneca (0,4 oder 0,5 l). Radler heißt panaché. Die Brauerei Melo-Abreu produziert auch eine erfrischende Maracujalimonade namens kima. Auf den Weinkarten findest du neben den höherwertigen Weinen vom Festland auch azorianische Tischweine. Nach dem Essen wirst du gefragt, ob du einen café (Espresso) möchtest. Dann noch ein Verdauungsschnaps? Es gibt z. B. aguardente de figo (Feige) oder bagaço (Tresterschnaps). Oder soll‘s lieber ein Likör aus Maracuja, Ananas oder Brombeere sein? Am Ende wird die Rechnung in der Regel durch alle geteilt, das Trinkgeld (5–10 %) lässt du auf dem Tisch zurück.
Kräftiger, mindestens 3 Monate gereifter Käse aus Kuhmilch
In Meerwasser gekochte Seepocken
Gegrillte Napfschnecken mit Knoblauchbutter und Zitronensaft
Herzmuscheln von der Fajã da Caldeira de Santo Cristo
In der Erde gegarter Eintopf aus Fleisch, Wurst, Kohl, Karotten und Knollenfrüchten
Im Tontopf geschmorte Rindfleischstücke im Weinsud, typisch für Terceira
Rindersteak mit Spiegelei, Knoblauch und Paprika, dazu Pommes
Saftiges Thunfischsteak
Eine Scheibe einer Ananas von São Miguel
Kuchen aus Melasse, Zimt, Maismehl, Eiern und Zucker (benannt nach der portugiesischen Königin, die 1901 Terceira besuchte)
Weihnachtliches Fettgebäck mit Zucker und Zimt
Tafelwein von Pico
Bier aus der Melo-Abreu-Brauerei in Ponta Delgada
Gin Tonic mit einem Schuss Maracujalikör (Klassiker aus dem Peter Café Sport)
Espresso mit viel warmer Milch (Latte macchiato auf Portugiesisch)