Noch Ende des 20. Jhs. war Australiens Kochkultur Gourmets ein echter Dorn im Auge – oder besser gesagt in der Zunge. Das Restaurant an der Ecke bot genau das gleiche zu lang gebratene Steak mit lieblos dazugeklatschtem Gemüse wie das Pub gegenüber. Brot kam grundsätzlich in Plastikpackungen und ließ sich mühelos auf wenige Zentimeter zusammendrücken. Bier gab’s nur aus industriellen Brauereien, die mehr Wert auf Quantität als Qualität zu legen schienen.
Doch der Spuk ist vorbei. Nein, viel besser noch: Er hat sich ins Gegenteil gewendet. Heute bietet Australien ein kulinarisches Erlebnis, durch das man sich selbst als Einheimischer niemals ganz durchschlemmen kann.
Zu verdanken ist das den unzähligen Einwanderern aus aller Welt, die sich hier in den letzten Jahrzehnten niederließen und auf das schwache kulinarische Angebot mit einer Kombination aus Heimweh und Inspiration reagierten. Zunächst entstanden komplette Stadtviertel, die sich z. B. gänzlich der italienischen oder chinesischen Küche verschrieben. Schnell mischten sich neue Küchen dazwischen, und jetzt wird eben Yam Cha neben dem Fish-&-Chips-Laden angeboten, während weiter die Straße hinunter frische Falafeln zubereitet werden oder vietnamesische Pho brodelt.
Heute versammeln sich die Spezialitäten von Spanien bis Schanghai und von Sibirien bis Samoa nicht nur in einem Straßenzug, sondern teilweise sogar auf einem Teller. Hattest du schon mal Schweinebauch mit Austernsauce? Französische Jakobsmuscheln zu vietnamesischem Krautsalat? Oder wie wär’s mit marokkanisch gewürzten Kängurumedaillons? Als Fusionsküche (fusion food) wird dieser Trend bezeichnet, der die unterschiedlichsten Esskulturen und Kochkünste in einem Gericht vereint. Nirgends kannst du die gelungenen Mischungen besser verkosten als in Melbourne und Sydney.
Der Besuch auf einem der alten Märkte wie dem Central Market in Adelaide oder dem Queen Victoria Market in Melbourne sollte unbedingt auf deinem Reiseplan stehen. Hier findest du ein überwältigendes Angebot an frischen Salaten, exotischen Gemüsesorten und herrlichem Obst. Das meiste kommt aus Australien – saftige Mangos, süße Ananas, Bananen und Kokosnüsse aus dem tropischen Norden, aromatische Pfirsiche, Passionsfrüchte, Melonen, Litschis und Zitrusfrüchte aus Victoria und New South Wales, Äpfel und Birnen aus Tasmanien. Hinzu kommen asiatische Blattgemüse, zarte Brokkolini, Avocados, süße Kartoffeln und eine Riesenauswahl frischer Kräuter und Gewürze. Dazu gibt es Fleisch von frei grasenden Rindern und Schafen – oder von Kängurus, Emus und Krokodilen. Die großen Fischmärkte bieten den Reichtum der Meere, Flüsse und Seen: Da liegen weißfleischige, saftige Barramundi aus den nördlichen Gewässern und John-Dory-Filets aus der Tiefe der See neben frischem Thunfisch, orangerotem Lachs, köstlichen Riesenkrabben, Austern und anderen Muscheln.
Die Essenskultur der Aborigines blieb mit unserer westlichen Küche lange Zeit unvereinbar, schon allein deshalb, weil sich die Ureinwohner traditionell nur von dem ernähren, was ihnen die freie Natur zur Verfügung stellt. Ackerbau und Konservierung sind mit ihrer Lebensphilosophie völlig unvereinbar. Einige Restaurants sind heute darum bemüht, die indigenen Kochgewohnheiten zu neuem Leben zu erwecken: So wird der Barramundi hier in Baumrinde gegart, Kängurufleisch auf Holzkohle gebraten und Gewürze und Zutaten wie Wassernüsse in der Wildnis gesammelt (forage food).
Die viel gezapften Biere der großen Brauereien hinken europäischen Sorten in Geschmack und Würze etwas hinterher. Das gilt allerdings nicht für die teils exzellenten Biere diverser kleiner Craftbier-Brauereien. Bestens sind australische Weine: erdige, trockene rote, frische weiße – sie zählen zur Weltklasse. Deutsche und italienische Auswanderer brachten die ersten guten Weinreben mit nach Australien; heute werden australische Weine in die ganze Welt exportiert.
Vor allem die Aussies in den Großstädten schätzen ein gutes Tässchen Kaffee. Den italienischen Einwanderern sei Dank, die schon früh ihre Espressomaschinen aus der Heimat importiert hatten. Inzwischen haben die Einheimischen ihre ganz eigene Kaffeekultur entwickelt. Wer einen short black bestellt, erhält einen einfachen Espresso. Long black meint zwei Drittel Wasser auf ein Drittel Espresso. Und ausgesprochen populär ist der flat white: Ein Drittel Espresso wird mit zwei Dritteln heißer, jedoch keinesfalls aufgeschäumter Milch aufgefüllt, also nicht zu verwechseln mit latte (Milchkaffee) oder Cappuccino.
Marinierte gegrillte Riesenkrabben
Gekochte Krabben auf frischem Salat
Frisches Sauerteigbrot in Knoblauchrahm
Mit gehackten Macadamianüssen panierter Barramundi, dazu Salat
Mit Knoblauch, Rosmarin und Honig gewürzte Lammkeule aus dem Ofen und Gemüse
Tasmanischer Lachs mit gedünstetem Pak Choy und einer Sauce aus frischem Chili, Ingwer, braunem Zucker, Essig und dem Saft einer Limette
Kängurufleisch im Hamburgerbrötchen mit Roter Bete
wahlweise auch mit Känguru- oder Emufleisch
Eiweißmeringue mit frischer Sahne und Beeren, Pfirsichen, Kiwis und Passionsfrüchten
Weicher Biskuitkuchen in Schokolade gewendet und mit Kokosflocken besprenkelt
Ein frisch Gebrautes aus einer microbrewery
Weißwein aus dem Hunter Valley
Rotwein aus dem Barossa Valley