Endlich mal 'ne Auszeit nehmen und am anderen Ende der Welt abhängen – das lässt sich meist nur durch gelegentliches Jobben finanzieren. Doch die Arbeitssuche im Ausland ist nicht nur schwierig, sondern ohne spezielle Erlaubnis auch illegal. Hier bietet das Working-Holiday-Visum beste Voraussetzungen, beides miteinander zu kombinieren: Urlaubsspaß und Finanzspritze.
Wer kann ein Working-Holiday-Visum bekommen?
Junge Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren (in Singapur Höchstalter 25 Jahre, in Kanada 35 Jahre) können sich für ein Working-Holiday-Visum bewerben. Das Visum ermöglicht einen Aufenthalt von bis zu zwölf Monaten im betreffenden Land und erlaubt die Annahme von Ferienjobs. Zahlreiche Portale helfen bei der Vermittlung von passenden Arbeitsmöglichkeiten.
Voraussetzungen für das Visum sind in der Regel eine Unfall- und Krankenversicherung für die Dauer des Aufenthalts, ein Rückflugticket sowie ein finanzieller Nachweis, dass der Unterhalt im betreffenden Land bestritten werden kann. Für das Working-Holiday-Visum in Singapur muss man zusätzlich Student oder Absolvent einer deutschen Hochschule sein.
Außerdem kann an dem Work&Travel-Programm nur einmalig teilgenommen werden. Zu den Ausnahmen gehören Australien, das ein zweites Visum erteilt, sofern man beim ersten Mal an einer „anerkannten Tätigkeit in ländlichen Gebieten“ teilgenommen hat, und Singapur, wohin man nach einer mindestens zwölfmonatigen Unterbrechung ebenfalls ein zweites Mal als Work&Traveler zurückkehren kann.
Wo bekommt man das Working-Holiday-Visum?
Das Visum ist ausschließlich im Heimatland zu beantragen, also in dem Land, dessen Nationalität man besitzt. Dort muss die entsprechende Botschaft oder das Konsulat des Wunschlandes angefragt werden – in der Regel geschieht dies online. Auf der Webseite des Konsulats bzw. der Botschaft findet man auch deren spezielle Anforderungen. Da das Kontingent begrenzt und die Nachfrage sehr hoch ist (Ausnahme Südkorea: unbegrenzte Anzahl), sind die Visa oft schon nach wenigen Minuten vergriffen. Hier heißt es also: Frühzeitig den Vergabezeitpunkt notieren und dann vorm PC sitzen …! Manche Länder erlassen nach dem ersten „Run“ noch eine zweite Staffel an Visa und/oder führen Nachrücklisten.
In welche Länder kann man damit reisen?
Derzeit bestehen von Deutschland aus bilaterale Abkommen mit den folgenden Ländern: Kanada, Australien, Neuseeland, Japan, Südkorea, Hongkong, Taiwan und seit 2014 auch Chile. Ein eingeschränktes Programm existiert auch in Singapur (hier sind es nur sechs Monate). Brasilien und Israel sind in der Planung.
Wie lange kann man damit jobben?
In den meisten Ländern gilt: Der Urlaub muss klar im Vordergrund stehen. Das heißt, dass das Jobben in der Regel auf drei Monate begrenzt ist. Ausnahmen: In Australien darf die kompletten zwölf Monate gearbeitet werden, davon aber nur sechs Monate am Stück bei ein und demselben Arbeitgeber. Weitere Besonderheit in Australien ist, dass bis zu vier Monate studiert werden darf. Auch in Japan darf man die vollen zwölf Monate in Lohn und Brot stehen, solange man nicht in Bars oder Nachtclubs anheuert. Südkorea erlaubt ebenfalls durchgängiges Arbeiten, schreibt aber genau vor, welche Arbeitsbereiche man als Work&Traveler meiden muss.
Kann das Visum verlängert werden?
In Neuseeland kann das Visum unter bestimmten Voraussetzungen um drei Monate verlängert werden, nämlich wenn man in Gartenbau- oder Weinanbaubetrieben gearbeitet hat.
Was gibt es für Alternativen?
Nicht immer hat man Glück mit der Erteilung eines Visums. Oder man möchte lieber in anderen Ländern leben und arbeiten. Hier gibt es eine Reihe von Alternativen zum klassischen Working-Holiday-Programm:
WWOOF: „World-Wide Opportunities on Organic Farms“ heißt diese Abkürzung, was nichts anderes ist als Jobben auf dem Bio-Bauernhof. Ursprünglich als Gelegenheit für Stadtmenschen gegründet, die mit dem Landleben wieder in Kontakt kommen wollten, gibt es heute in über 100 Ländern zahlreiche Kleinbauern und Selbstversorger, die an freiwilligen Helfern interessiert sind. Für freie Kost und Logis gibt's einen authentischen Einblick ins Leben vor Ort, einen Wissens- und Erfahrungsaustausch über ökologischen Land- und Gartenbau und hoffentlich viele neue Visionen einer nachhaltig gestalteten Zukunft.
Teach and Travel: Lust auf Englischunterricht in Thailand, Laos, Vietnam, Kambodscha, El Salvador, Costa Rica oder auf den Malediven? Für alle AbiturientInnen und StudentInnen über 18 Jahren, die mindestens vier Wochen Zeit mitbringen, ist das Teach-and-Travel-Programm geeignet. Fürs Unterrichten bekommt man vor Ort eine kostenlose Unterkunft. Inhaber eines Bachelor-Titels mit mindestens fünf Monaten Zeit können in Thailand auch am Professional-Programm teilnehmen, für das sie ein ortsübliches Lehrergehalt bekommen.
Au pair: Als Au-pair-Mädchen (nur in wenigen Fällen werden auch männliche Au pairs angestellt) hat man in der Regel ein oder mehrere Kinder zu betreuen, daneben auch leichte Hausarbeiten zu verrichten. Im Gegenzug bekommt man Unterkunft und Essen frei, dazu ein kleines Taschengeld, das je nach Land unterschiedlich festgesetzt sein kann (in den USA zum Beispiel mindestens 195 US-Dollar pro Woche). Auch Urlaubsanspruch besteht, sofern man einen richtigen Vertrag abgeschlossen hat. Hier bietet sich der Weg über eine der zahlreichen Agenturen an (auf RAL-Gütezeichen achten!).
Demi pair: Parallel zum Au-pair-Programm gibt es auch „Demi pair“: halbtags Kinderbetreuung, halbtags Sprachkurs. Das macht es weniger einseitig und man kommt mehr mit Gleichaltrigen in Kontakt. Momentan gibt es Demi pair vor allem in Australien, Neuseeland, Kanada, den USA und Irland.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche weniger bekannte Freiwilligenprogramme wie zum Beispiel das ökumenische Freiwilligenprogramm, das Interessierte nach Südafrika, Ghana, Kamerun, Indien, Japan, Südkorea, Indonesien, Malaysia, Bolivien, Jordanien und in den Libanon vermittelt, wo sie in Kindergärten, Schulen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Krankenhäusern, Kinderheimen und anderen Institutionen mitarbeiten.
An der Pflege von Waisen- oder behinderten Kindern bzw. am Tier- und Umweltschutz Interessierte können sich an das Global Volunteer Network wenden, wo es Helferjobs bereits ab einer Woche gibt – vom aktiven Kampf gegen die Ausbreitung des HIV-Virus in Ruanda bis hin zur Mitarbeit im biologischen Reservat auf den Galapagos-Inseln.
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von Solveig Michelsen