Großbritannien hat am Montag, den 19. Juni offiziell die Brexit-Verhandlungen mit der Europäischen Union aufgenommen. Fast genau ein Jahr ist das Referendum der Briten für den EU-Austritt her. Nun sitzen die Brexit-Unterhändler erstmals am Verhandlungstisch. Neben den politischen Folgen ergeben sich für Reisende auch ganz persönliche Konsequenzen. Wir gehen einigen der dringendsten Fragen nach.
Wie schnell beeinflusst der Brexit Reisen nach Großbritannien?
Solange der Brexit nicht wirksam ist, bleibt das Land Mitglied der EU. Der Vertrag von Lissabon sieht eine Kündigungsfrist von zwei Jahren vor. Das offizielle Austrittsgesuch wurde am 29. März dieses Jahres in Brüssel eingereicht. „Änderungen in Bezug auf Aufenthaltsbestimmungen, den Reiseverkehr nach Großbritannien und Nordirland sowie den dortigen Zahlungsverkehr sind kurzfristig nicht zu erwarten“, versichert das Auswärtige Amt deshalb.
Was ändert sich bei der Einreise?
Da das Vereinigte Königreich kein Mitglied des Schengener Abkommens ist, sind die Einreisebestimmungen bereits heute strenger als für die meisten Länder in der EU. An der Grenze muss mindestens der Personalausweis vorgezeigt werden, auch ein vorläufiger Personalausweis oder ein vorläufiger Reisepass werden aktuell bei deutschen Staatsangehörigen akzeptiert. Ob sich das nach dem Brexit ändert, bleibt abzuwarten. Bei der Einreise in britische Überseegebiete wie Bermuda oder die Cayman Islands ist der Reisepass schon heute Pflicht.
Muss künftig ein Visum beantragt werden?
Dass deutsche Urlauber ein Visum benötigen, wenn sie London besuchen wollen, gilt als eher unwahrscheinlich. Hier wäre eine Regel wie in der Schweiz denkbar, die EU-Bürger für maximal 90 Tage ohne Visum ins Land lässt.
Wird ein Urlaub im Vereinigten Königreich teurer?
Wenigstens ein Gutes hat der Brexit schon jetzt für Reisende: Das Britische Pfund ist geschwächt und damit günstig zu haben. Anfang des Jahres notierte das Pfund rund 20 Prozent unter dem Wert, das es kurz vor dem Brexit-Referendum hatte. Insbesondere Gerüchte um einen harten Ausstieg des Landes aus der Union drückten den Wert der Währung, die zeitweilig unter 1,20 Dollar fiel. Im Umkehrschluss werden Auslandsreisen für Briten teurer.
Wie steht es mit dem Roaming?
Im Sommer 2017 rückt die Europäische Union auch beim mobilen Telefonieren und Surfen enger zusammen. Dann werden die Roaming-Gebühren abgeschafft und mobile Dienste dürfen im EU-Ausland nur noch so viel kosten wie zu Hause. Diese Vereinbarung würde nach dem Brexit natürlich nicht mehr im Vereinigten Königreich greifen. Hier kommt es aber in erster Linie auf die Mobilfunkanbieter an. Manche schließen in ihren Europa-Tarifen auch die Schweiz und Norwegen mit ein.
Und andere EU-weit einheitliche Regelungen?
Wenn europäische Touristen in Großbritannien krank werden, haben sie einen großen Vorteil: Sie können die kostenlosen Leistungen des staatlichen Gesundheitswesens in Anspruch nehmen. Dazu genügt der Personalausweis, beziehungsweise Pass oder die europäische Versicherungskarte (EHIC), die von der Krankenkasse ausgestellt wird. Wie die Regelung nach dem Brexit aussehen wird, ist unklar. Allerdings kommen heute nicht nur EU-Bürger und Menschen aus dem europäischen Wirtschaftsraum in den Genuss der kostenlosen medizinischen Versorgung – auch Schweizer Staatsbürger erhalten sie.
Bei der Einfuhr von Haustieren sowie Pflanzen und Lebensmitteln gelten derzeit ebenfalls EU-spezifische Vorschriften. Hier könnten deshalb Änderungen eintreten. Bislang muss für Hunde, Katzen und Frettchen ein EU-Heimtierausweis mitgeführt werden. Reisende aus den meisten Ländern der Union dürfen Pflanzen und Lebensmittel, die in einem EU-Staat erzeugt wurden, zum privaten Gebrauch nach Großbritannien einführen.
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Von Hannah Sommer