Als alljährliche Weihnachtstraditionen bringen sie Licht in die dunkle Jahreszeit oder sorgen für den festlichen Glanz an Heiligabend: Weihnachtsmärkte sind aus winterlichen Städten genauso wenig wegzudenken wie geschmückte Weihnachtsbäume aus weihnachtlichen Wohnzimmern. Doch woher kommen diese Bräuche?
Zweige als Symbol von Leben und Gesundheit
Eins vorweg: Gleich eine Handvoll europäischer Städte beansprucht die Erfindung der beiden Traditionen für sich. Und auf ein Datum festmachen lässt sich die Erfindung des Weihnachtsbaumes nicht. Bereits in der Antike galten Bäume als Symbol für Gesundheit und Lebenskraft, die man sich gerne ins Haus holte. Bei germanischen Stämmen dienten die immergrünen Zweige der Tanne als Abwehr gegen böse Geister. Doch nicht nur in Europa hat der grüne Schmuck Tradition. Auch in China, im alten Ägypten oder bei den Hebräern griff man zu Zweigen, um das Böse abzuwehren und sich Gesundheit und Lebenskraft ins Haus zu holen.
Mittelalterliche Paradiesbäume
Als kompletter Baum spielte die Tanne dann in der mittelalterlichen Weihnachtstradition eine Rolle. Da man früher an Weihnachten der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies gedachte, wurden in der Kirche immergrüne Bäume aufgestellt und mit roten Äpfeln behängt. In sogenannten Paradiesspielen pflückte Eva die Frucht der Erkenntnis vom Baum. Die Gemeinde, die nicht lesen konnte, bekam die Bibelstelle szenisch dargeboten.
Geschmückte Tannenbäume voller Süßigkeiten
In der frühen Neuzeit tauchen dann erstmals geschmückte Bäume in den Zünften und Kaufmannsvereinigungen auf. In Riga und in Reval, dem heutigen Tallinn, trugen Kaufleute der Schwarzhäupter-Vereinigung Tannen auf den Marktplatz, schmückten sie und verbrannten sie anschließend. Im Straßburger Münster hingegen ist ein Weihnachtsbaum aus dem Jahr 1539 schriftlich belegt. Und so beanspruchen heute Esten, aber auch Letten die Erfindung des Weihnachtsbaumes für sich, während man sich in Straßburg einig ist, dass der Brauch hier seinen Ursprung fand. Zunächst konnte sich nur das wohlhabende Bürgertum eine der teuren Tannen leisten, im späten 19. Jahrhundert fand der Brauch Eingang in (fast) alle Wohnzimmer.
Lebensmittelmärkte im Mittelalter
Viel später entstanden die heute weit verbreiteten Weihnachtsmärkte. Zwar haben auch sie ihre Wurzeln im Mittelalter. Damals hatten die stets zu Winterbeginn stattfindenden Märkte aber wenig mit Glühwein, Bratwurst und Kunsthandwerk am Hut: weihnachtsspezifische Waren fand man hier nicht. Stattdessen deckte man sich hier, wenn man es sich leisten konnte, zu Beginn der kalten Jahreszeit noch einmal mit Lebensmitteln ein.
Der Weihnachtsmarkt als Event
Erst als das Weihnachtsfest ab dem 18. Jahrhundert in bürgerlichen Haushalten immer mehr gefeiert wurde – und nicht mehr nur als reines Kirchenfest galt – gab es für die Bevölkerung überhaupt einen Anlass, zum Vergnügen einen Markt aufzusuchen. Angestellte bürgerlicher Familien erhielten zudem ein Weihnachtsgeld, das sie nun auf dem Markt ausgeben konnten. Zum Massenphänomen wurden die Weihnachtsmärkte erst im 19. Jahrhundert. Ihren historisierenden Anstrich als authentisch-mittelalterliche, urtümliche Tradition bekamen sie in der Mitte des 20. Jahrhunderts verpasst, als Kaufhäuser den Märkten den Rang abzulaufen drohten und sich die Nachkriegsgesellschaft nach Beständigkeit sehnte. Auch der Fokus auf Speisen und Getränke stammt aus dieser Zeit.
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von Sarah Uhrig