Langlaufen am tief verschneiten “Fjord“ oder im größten Naturpark Österreichs – am Tiroler Achensee finden Wintersportler – und ganz besonders Langläufer – eine abwechslungsreiche Kulisse. Und mit den brandneuen Langlauf-Camps bekommen Anfänger und Wiedereinsteiger die passenden Tipps von Profis. Damit macht es gleich doppelt Spaß.
Fürs Langlaufen braucht es doch eigentlich keinen Kurs – oder? Auf die dünnen Latten stellen und ein bisschen herumrutschen ist schließlich nicht so schwer. Denkste. Fürs erste Langlauf-Camp am Achensee haben sich auch Leute angemeldet, die schon einige Jahre auf Langlauf-Skiern unterwegs waren. Warum? Weil man alleine irgendwann doch nicht weiterkommt und es mit den richtigen Tipps einfach doppelt so viel Spaß macht. Und ein jeder der Teilnehmer erhofft sich natürlich auch ein bisschen persönliches Coaching, das ihn in zwei Übungstagen gehörig weiterbringen wird.
Das Übungsgelände dazu könnte passender nicht sein: Rund um den Achensee gibt es mehr als 210 Langlaufkilometer auf gespurten Loipen: Über 110 Kilometer sind es für die klassischen Langläufer (die, die quasi auf Schienen fahren), 103 Kilometer kommen oben drauf für die sportlichen Skater (die mit dem Schlittschuhschritt) und ganze 45 Kilometer sind sogar barrierefrei, sprich für Rollifahrer mit spezieller Ausrüstung nutzbar. Und nicht zu vergessen: Auch eine zwei Kilometer lange Hundeloipe ist vorhanden, damit man seinen Vierbeiner schon mal ans neue Gleiten gewöhnen kann …
Die Highlights der über 20 Loipen befinden sich in Pertisau – hier wird das Seeufer flach und weit und öffnet die Blicke hinein in die Karwendeltäler. Dorthin zieht es auch die Langläufer, und diese werden bei einiger Ausdauer dann mit einer felsigen Kulisse belohnt, die sonst nur den alpinen Tourengehern vorbehalten ist. Tristenau-, Falzthurn- oder Gerntal heißen die abwechslungsreichen Alternativen, zum Teil sogar mit Einkehrmöglichkeit auf urigen Almen.
Aber zunächst einmal werden alle grundlegenden Techniken eingeübt. Einen ganzen Vormittag lang nimmt sich der Langlauf-Coach Zeit, um blutigen Anfängern die richtige Haltung anzulernen, Fortgeschrittenen die eingeschlichenen Fehler abzugewöhnen. Bei einer hohen Übungsfrequenz sind alle Teilnehmer mittags dann bereit für die „richtige“ Loipe. Auch hier werden immer wieder bewusst die neuen Techniken angewandt und bei Bedarf korrigiert. Aber das Langlauf-Feeling macht sich schon breit, besonders wenn man in der frisch verschneiten Landschaft zwischen hoch aufragenden Felswänden hindurchgleitet.
Abends beehrt Petra Tanner, die Gründerin des Skimarathon Teams Austria, die Langlauf-Runde. Nach ihrem heißesten Tipp für Langlauf-Anfänger befragt, ist auch sie der Meinung, dass ein Start in den Langlauf-Sport unbedingt durch professionelle Hilfe unterstützt werden sollte. „Bei manchen Leuten, denen ich beim Langlaufen zuschaue, sieht es so furchtbar anstrengend aus.“ Dabei sei mit der relativ schnell erlernten Grundtechnik besonders das Langlaufen ein sehr sanfter und dankbarer Sport. Wie beim Laufen kann man das Tempo und die Schrittlänge individuell anpassen – keine Loipe, keine Spur und keine Wegbeschaffenheit machen einem hier Vorgaben. Darüber hinaus beansprucht es die komplette Muskulatur ohne einseitig zu sein und schont – im Gegensatz zum Joggen – auch die Knie. Auch eine teilnehmende Physiotherapeutin freut sich: „Das ist der beste Sport, den man dem Körper zumuten kann.“
Am nächsten Tag dürfen alle Teilnehmer noch etwas Neues ausprobieren: Gegenüber dem klassischen Langlaufen verlangt das Skaten wieder ganz andere Bewegungsformen. Nach ersten Vorübungen – viele dienen der Balance auf den schmalen Latten – lässt sich schnell etwas Geschwindigkeit machen. Die dynamischere Variante des Langlaufens macht deshalb richtig Spaß, doch die Herzfrequenz ist deutlich höher als bei der zahmeren Alternative. Am Ende des Wochenendes haben alle Teilnehmer einen guten Überblick bekommen: über ihren Trainingsstand, über mögliche Varianten der Sportart und nicht zuletzt über unterschiedliches Material, das getestet werden konnte. Fürs Einüben des Erlernten hat man nun die Qual der Wahl: Nehme ich die malerische Panorama-Loipe, die am Achensee entlang von Maurach nach Pertisau führt? Oder wage ich mich tief in eines der Karwendeltäler hinein und raste an einer der bewirtschafteten Almen?
Und wer genug vom Langlaufen hat, braucht auch keine Langeweile zu fürchten. Schließlich finden auch Alpin-Skifahrer sowie Touren- und Schneeschuhgeher ein reiches Betätigungsfeld. Sogar Snow-Kiting gibt es am Nordende des Achensees für alle Adrenalin-Junkies. Und von Montag bis Freitag werden von Rangern geführte Winterwanderungen im Naturpark Karwendel angeboten – auf den Spuren der Wildtiere, zum Ursprung des Tiroler Steinöls oder mit geologischen Hintergrundinfos. Im Atoll Achensee findet man im Winter eine Kunsteisfläche für Schlittschuhläufer und Eisstockschützen – und einen ansprechenden Sauna-Bereich mit Infinity-Pool, der den Tag mit einem Blick auf den nächtlich erleuchteten Achensee ausklingen lässt.
Tipp: Verleih von Langlauf-Skiern und professionelle Beratung: Sport Leithner in Pertisau (direkt an der Karwendel-Bergbahn und in der Kirchstraße 18).
Mehr Infos zum Camp gibt es hier.
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von Solveig Michelsen
Diese Recherchereise wurde unterstützt vom Achensee Tourismus.