Es muss ja nicht gleich Mord im Orient-Express sein – auch eine „normale“ Zugfahrt ist schon spannend genug in einem der Luxus-Züge. Zum einen führen sie durch besonders spektakuläre Landschaft, zum anderen sind sie nostalgisch bis luxuriös ausgestattet. Und dann besitzen sie natürlich dieses ganz besondere Flair – Reisen wie anno dazumal: gemächlich und mondän.
1883 wurde der Orient-Express auf der ursprünglichen Strecke Paris – Istanbul eingeweiht. Nach dem Ersten Weltkrieg änderte man die Streckenführung; heute fährt er als Venice Simplon-Orient-Express verschiedene europäische Metropolen an wie Venedig, Verona, Paris, London, Budapest, Prag und Berlin. 17 authentisch renovierte Waggons lassen die Bahnreisenden im Luxus schwelgen – Art Deco at its finest. Der persönliche Kabinensteward kümmert sich um sämtliche Anliegen und steht rund um die Uhr zur Verfügung. Für einen stolzen Preis, versteht sich. Eine zweitägige Zugreise kostet über 2000 Euro. Getränke nicht inbegriffen.
Erst seit 1993 gibt es den Eastern & Oriental Express, der zwischen Singapur, Bangkok, Kuala Lumpur und einigen thailändischen Städten verkehrt. Ursprünglich in Japan gebaut, verkehrte er zunächst in Neuseeland, bevor er zum Luxus-Zug hochgerüstet wurde, wie man ihn heute kennt: Neben den Schlafwagen gibt es einen Restaurantwagen, einen Barwagen mit Piano, einen Salonwagen und einen offenen Aussichtswagen, in dem man sich die exotische Brise Asiens um die Nase streichen lassen kann. Die Preise gestalten sich ähnlich wie beim klassischen Orient-Express.
Ein ganz anderes Erlebnis ist die Transsibirische Eisenbahn, die seit 1916 verkehrt. Über 9000 Kilometer sind es von Moskau nach Wladiwostok, was am Stück gute sieben Tage dauert. Durch die Wolga-Ebene, den Ural, die westsibirische Steppe und die ostsibirische Bergtaiga kann man in sehr unterschiedlichen Wagenklassen und Zügen tuckern: Neben den Regelzügen, in denen auch Einheimische verkehren (drei verschiedene Zugklassen), gibt es auch Sonderzüge wie den Zarengold mit der luxuriösesten Ausstattung.
Wer es eher indisch mag, reist im pompösen Golden Chariot von einem Bundesstaat in Indien zum anderen. Außen purpur, innen golden, ein ayurvedischer Spa plus Fitnessraum, Lounge Bar und Konferenzwaggon – all das zusammen hat dem Golden Chariot 2013 den Titel des luxuriösesten Zuges ganz Asiens beschert. Und das, obwohl der „Palace on Wheels“, ebenfalls ein Luxuszug erster Güte, weitaus bekannter ist.
Die siebentägige Rundreise mit dem Al Andalus Express verbindet sehenswerte spanische Städte wie Sevilla, Cádiz, Ronda, Granada und Córdoba miteinander. Im Salonwagen aus den 1930er-Jahren gibt es allabendliche Klavierkonzerte, nachts bettet man sich in Schlafwagen, die ursprünglich für die britische Königsfamilie entworfen wurden. Auch hierfür darf man gut 3000 Euro pro Person rechnen, ist dafür aber eine ganze Woche unterwegs.
Sehr schottisch geht es im Royal Scotsman zu, der die vornehmen Zugherrschaften in fünf Tagen von und bis Edinburgh durch die Highlands kutschiert. Dudelsack-Musik und Whisky-Verkostungen dürfen da nicht fehlen. Der stolze Preis (um 6000 Euro) beinhaltet Essen, Getränke und Ausflüge; Behandlungen im Wellness-Waggon müssen extra bezahlt werden. Aber vielleicht tut es auch der Besuch eines richtigen schottischen Moores.
Afrika auf Schienen erleben: Von Kapstadt bis Pretoria und darüber hinaus verkehrt der Stolz Afrikas auf einer Route, die zeitweilig auch die Victoria-Fälle oder Tansania anfährt. Der Zug, der von Rovos Rail betrieben wird, galt lange Zeit als luxuriösester Zug weltweit. Zum Abendessen heißt es deshalb: schick machen! Auf förmliche Etikette wird hier geachtet. Die vorüberziehende Landschaft gehört mit zum schönsten, was von einem Zugfenster aus besehen werden kann.
Ebenfalls zwischen Kapstadt und Pretoria verkehrt ein Luxuszug der staatlichen Eisenbahngesellschaft Transnet und macht dem Pride of Africa Konkurrenz: Er buhlt mit ihm um den Titel des „Africa's Leading Luxury Train“, mit dem er sich die letzten Jahre schmücken konnte. Eine Reise mit dem blauen Zug gibt es – je nach Saison und Unterkunftsklasse – schon ab rund 1000 Euro pro Person.
Den Titel des „World's Leading Luxury Train“ räumte in den letzten fünf Jahren immer nur einer ab: der Maharajas' Express. Allerdings bekam er auch schon den Titel des teuersten Zuges weltweit, den ihm inzwischen ein japanischer Luxuszug abgelaufen hat. Auf fünf verschiedenen Routen, die zwischen vier und zehn Tagen dauern, fährt er quer durch Indien – ab 3850 Euro pro Person für die kürzeste Reise, wie man auf der eher schlecht als recht übersetzten Webseite erfährt.
Eine völlig andere Welt betritt der Zugreisende mit dem japanischen Shiki-Shima. Dieser verkehrt erst seit Mai 2017 zwischen Tokio und der Insel Hokkaido und entführt seine Gäste in eine moderne Welt der Eisenbahn. Die Panoramawaggons sind futuristisch gestaltet, das restliche Interieur eine geschmackvolle Mischung aus japanischem Design und mondänen Holzvertäfelungen. Nur ein Monat später, im Juni 2017, startet ein weiterer japanischer Luxuszug den Betrieb: der Twilight Express Mizukaze. Leider sind Tickets nur von Japan aus erhältlich, und 2018 soll es (noch?) keinen englischsprachigen Service an Bord geben. » Diese 10 Weltwunder solltest du gesehen haben » Reiseanekdoten: Unterwegs mit der Transsibirischen Eisenbahn» Mehr spannende MARCO POLO Reise-Reportagen Marco Polo Redaktion
Erstfassung von Solveig Michelsen