Die so genannten Greeters – ehrenamtliche und ganz persönliche Gästeführer – gibt es schon lange, genauer gesagt seit 1992. Trotzdem sind sie hierzulande kaum bekannt, obwohl sie genau das vermitteln, was viele suchen: einen authentischen, individuellen und tiefen Einblick in die jeweilige Stadt. Wir haben Klaus Bostelmann, den Sekretär der „International Greeter Association“ gefragt, wie man sich das vorzustellen hat.
Wie würden Sie die Idee der Greeters zusammenfassen, Herr Bostelmann?
Greeter heißen Gäste in ihrer Stadt willkommen und nehmen sie mit auf einen individuellen Rundgang – ganz ohne Bezahlung, so wie es Freunde tun. Sie lieben ihre Stadt und geben ihren Gästen gerne einen Einblick in ihr persönliches Leben in der Stadt. Es sind sehr individuelle Rundgänge und man kann etwas über ihr alltägliches Leben erfahren. Ein Greet ist also keine bloße Sightseeing-Tour zu den touristischen Attraktionen, wobei die schönen Ecken unserer Stadt natürlich auch kein Tabu bei unseren Rundgängen sind.
Was genau fasziniert Sie dabei persönlich?
Einerseits ist es immer wieder die spannende Frage: „Wen werde ich dieses Mal treffen?“. Andererseits erlaubt mir jeder Greet aufs Neue, stolz zu sein auf mein schönes Hamburg. Manchmal führt das Gespräch mit den Gästen auch zu einem neuen Blick darauf.
In wie vielen deutschen Städten gibt es die Greeters? Und weltweit?
Im deutschen Greeter-Netzwerk sind zwölf Städte aktiv; Stuttgart ist eigentlich Nummer 13, hält sich aber aus dem Netzwerk heraus, Düsseldorf ist gerade im Aufbau. Die International Greeter Association umfasst momentan 140 Destinationen und weitere sind im Aufbau.
Wie läuft so ein Rundgang mit einem Greeter üblicherweise ab?
Sobald klar ist, welcher Greeter sich mit einem Gast treffen wird, verabreden beide Zeit und Ort sowie Thema ihres Treffens. Am verabredeten Treffpunkt machen sich Greeter und Gäste bekannt und dann geht es los: in der Regel zu Fuß, nicht selten wird auch eine Tour mit Fahrrad vereinbart oder – in Hamburg – eine Tour mit Bus und U-Bahn. Wo Fragen auftauchen, werden sie besprochen und wenn es sich ergibt, wird nach Belieben von der ursprünglich geplanten Strecke abgewichen oder es wird eine Verschnaufpause eingelegt – ganz wie man es mit Freunden machen würde. Nach zwei bis drei Stunden kann so ein Greet enden; je nach Gefühlslage auf beiden Seiten kann es aber auch länger dauern und es kann sich schon mal über viele Stunden hinziehen oder zu einer erneuten Verabredung am nächsten Tag kommen. Da sind keine Grenzen gesetzt.
Gibt es irgendwelche Regeln dabei?
Grundsätzlich gibt es die weltweit gültigen „Core Values“:
Für die Durchführung eines Greet heißt das konkret:
Vielen Dank für das Interview!
Wer Lust bekommen hat, seinen nächsten Städtebesuch mit einem Greet zu würzen (oder gar selbst Greeter zu werden), bekommt weitere Infos unter:
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Interview: Solveig Michelsen