Für gewöhnlich werden wir an unserer Leistung gemessen, Staaten an ihrem Bruttoinlandsprodukt. Der Happy Planet Index hingegen misst das, was das Leben lebenswert macht und zieht subjektives Wohlbefinden, ökologischen Fußabdruck, Ungleichheit innerhalb einer Nation und die Lebenserwartung in die Berechnung mit ein.
Der Happy Planet Index wurde 2006 als alternativer Fortschrittsindikator entwickelt, um das Wohlbefinden einer Nation zu messen. Denn ein steigendes Bruttoinlandsprodukt korreliert zwar mit einer zunehmenden Lebenserwartung, sagt aber nichts über die Zufriedenheit der Menschen aus, die dort leben. Ab einem bestimmten Einkommen, hat man herausgefunden, bewegt sich die Lebenszufriedenheit nämlich unabhängig vom wirtschaftlichen Erfolg.
Also weitet der Happy Planet Index seinen Blick und zieht das subjektive Wohlbefinden, die Lebenserwartung, die Ungleichheit innerhalb einer Nation und den ökologischen Fußabdruck in seine Berechnungen mit ein. Das führt zu sehr interessanten Ergebnissen. Denn in der Regel hinterlassen Länder mit einem hohen Einkommen und einer hohen Lebenserwartung auch große ökologische Fußabdrücke. An erster Stelle stehen damit nicht unbedingt die Länder, bei denen man aufgrund des Wohlstands eine große Zufriedenheit vermuten würde:
Die letzten Ränge hingegen werden neben einigen afrikanischen Ländern auch von einem europäischen Land besetzt, von dem man es wohl kaum vermutet hätte:
Deutschland befindet sich auf Platz 49.
Schuld daran, dass Luxemburg auf dem vorletzten Platz gelandet ist, ist der große ökologische
Fußabdruck. Unter diesem Fußabdruck versteht man die Fläche der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil und -standard eines Menschen unter den heutigen Produktionsbedingungen dauerhaft zu ermöglichen. Das schließt auch Flächen ein, die zur Produktion von Kleidung und Nahrung oder zur Bereitstellung von Energie benötigt werden, aber zum Beispiel auch zur Entsorgung von Müll. Das heißt, dass ein Kleidungsstück, das in Bangladesch hergestellt, aber in Deutschland verkauft wurde, zum deutschen Fußabdruck zählt. Die Rangliste unter dem alleinigen Aspekt „ökologischer Fußabdruck“ sieht also ganz anders aus; die hoch entwickelten Staaten schneiden äußerst schlecht ab:
(Deutschland: Platz 113)
Nun könnte man die Daten nach dem reinen subjektiven Wohlbefinden sortieren, um herauszufinden, wie gut es den Menschen wirklich geht. Aber auch das hat seine Tücken. Zum einen bewerten Menschen in kollektivistischen Kulturen ihre Zufriedenheit höher als in Nationen, wo Individualität angesagt ist. Zum anderen schaffen es auch die professionellen Befragungen des Gallup World Poll nicht, situative Missstände herauszufiltern. So wird ein Mensch, der mitten in der Regenzeit nach seinem subjektiven Wohlbefinden gefragt wird, vermutlich ganz anders antworten als ein paar Monate später bei eitel Sonnenschein.
(Deutschland: Platz 24)
Also bringt man hier eine weitere Komponente ins Spiel, die objektiver messbar ist: die Ungleichheit der Ergebnisse. Diese misst die Unterschiede zwischen der niedrigsten und der höchsten Lebenserwartung innerhalb eines Landes und die Verteilung der Lebenszufriedenheit. Hier fallen die Resultate ähnlich aus wie beim subjektiven Wohlempfinden und korrelieren mit Untersuchungen einer weiten soziale Schere: Hat der Nachbar auch nicht mehr als man selbst, ist man wesentlich zufriedener als bei großen Differenzen – und zwar unabhängig davon, ob man absolut gesehen viel besitzt oder nicht. In Ländern mit geringer Ungleichheit der Ergebnisse ist auch die Zufriedenheit entsprechend hoch:
(Deutschland: Platz 13)
In Sachen Lebenserwartung ergeben sich wenig Überraschungen, da diese – wie bereits erwähnt – in der Regel mit dem Einkommen zusammenhängt. Je größer das Bruttoinlandsprodukt, desto besser ist die medizinische Versorgung bzw. das soziale Netz, das Geringverdiener auffängt. Hier sieht das Ranking folgendermaßen aus (Daten aus dem Human Development Report der Vereinten Nationen):
(Deutschland: Platz 19)
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von Solveig Michelsen