An allen sehenswerten Ecken und Enden Europas hört man den Aufschrei „Overtourism!“. Dort, wo es schön ist, tummeln sich die Massen. Ein Glück, denkt sich der Individualist, wenn sich der Besucherandrang auf die Hot Spots konzentriert. Denn dann bleiben einige traumhaften Orte übrig, von denen bisher noch keiner so richtig Wind bekommen hat.
Schon mal von den Rhodopen gehört? Nicht? Dann ist das wohl ein gutes Zeichen, wenn man auf der Suche nach einsamen Reisezielen ist. Das bewaldete Karstgebirge mit Gipfeln bis über 2000 Meter Höhe liegt zu einem großen Teil in Bulgarien, erstreckt sich aber bis nach Griechenland hinein. Bekannt ist die Gegend vor allem für ihre zahlreichen Höhlen (z.B. Teufelsrachenhöhle), tief eingeschnittenen Schluchten (z.B. Trigrad-Schlucht) und auffälligen Felsformationen (z.B. die Wunderbaren Brücken). Besucher erfreuen sich aber genauso an der herzlichen Gastfreundschaft der Bewohner und über die einheimische Küche: Patatnik (Blätterteiggebäck mit Kartoffelfüllung), Cheverme (Lammfleisch am Spieß) oder Smilyaner Bohnen stehen auf dem Speiseplan. Nach einer ausgedehnten Wanderung oder Radtour laden die Orte Velingrad und Devin mit ihrem heilkräftigen Mineralwasser zu einem Spa-Aufenthalt ein.
Albanien
Als ebenso gastfreundlich gelten die Menschen in Albanien. Auch hier gibt es ein Gebirge, das mit dem „Peak of the Balkans“-Trek mit Montenegro und dem Kosovo verbunden ist. Auf diesem Friedensweg lassen sich die Fluchtrouten der Menschen nachvollziehen, die vor wenigen Jahrzehnten aus dem Kosovo geflüchtet sind. Beeindruckende Landschaft findet sich auch am Komanstausee. Per Boot kann in spektakuläre Schluchten hineingefahren werden. Badeurlauber zieht es an den Strand von Dhermi oder – mit etwas Fußmarsch – den Gjipe Beach, ein echter Geheimtipp.
Georgien
Die Lage zwischen Asien und Europa bringt Georgien den Namen „Balkon Europas“ ein; früher wurde es auch nach der russischen Bezeichnung Grusien oder Grusinien genannt. Georgien ist kleiner als Irland und mit rund 3,7 Millionen Bewohnern recht dünn besiedelt. Rund ein Drittel der Einwohner leben in der Hauptstadt Tiflis (Tbilissi) – von Marco Polo bereits im 13. Jahrhundert als „herrliche Stadt“ gepriesen. Die Landschaft reicht ebenfalls vom gebirgigen Teil über zahlreiche Weinanbaugebiete bis hin zum Schwarzen Meer: Georgien ist eines der vielfältigsten Länder der Welt.
Auch Rumänien hat Teil am Schwarzen Meer und mit den Karpaten gleichzeitig Berge zu bieten. Berühmt-berüchtigt ist die Region Transsilvanien mit dem „Draculaschloss“ Bran und vielen weiteren Burgen sowie verträumten Dörfern. Neben der Hauptstadt Bukarest – das aktive Nachtleben braucht sich vor keiner anderen europäischen Stadt verstecken – sind mittelalterliche Städte wie Sighişoara eine Reise wert. Wer sich beeilt, erlebt ein wunderschönes Land noch vor dem großen Touristenansturm.
» Reise-Horoskop 2019: Tipps und Destinationen für jedes Sternzeichen
» Stockholms Schären, ein facettenreicher Inselgarten
» Marokkos Süden – von Kasbahs, Souks und Palmenoasen
» Mehr spannende MARCO POLO Reise-Reportagen
von Solveig Michelsen