Dank des Handys nehmen wir unseren Alltag automatisch mit in den Urlaub. Entspannung sieht anders aus, finden immer mehr Menschen. Wir zeigen, wie Digital Detox in den Ferien funktioniert.
Vor gar nicht so langer Zeit war die Sache ganz einfach. Spätestens hinter den Landesgrenzen Deutschlands endete die ständige Erreichbarkeit. Wegen hoher Auslandsaufschläge wurden Anrufe lieber gleich zur Mailbox weitergeleitet, exorbitante Roaminggebühren schränkten das mobile Surfen ein. Und heute? Das Smartphone hat sich als Reisehelfer nahezu unverzichtbar gemacht. Oft zu einem hohen Preis. Die digitale Fußfessel hält uns immer mit einem Bein im Alltag. Der Trend „Digital Detox“ will das ändern. Digitale Entgiftung für die Seele verspricht wahre Erholung für gestresste Multitasker.
Das bisschen Smartphone – was kann das schon schaden?, finden die meisten Deutschen, wenn es um die Handynutzung im Urlaub geht. 93 Prozent der Bundesbürger greifen auch in den Ferien zu Smartphone oder Tablet. Das ergab 2017 eine Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK für das Unternehmen Auto Europe. 28 Prozent der Befragten gaben an, das Smartphone ein bis zwei Stunden täglich zu nutzen. Zwei Prozent kamen sogar auf zehn Stunden. Da bleibt für Urlaub kaum noch Zeit.
Digital Detox gegen Handy-Urlaub
Neben der Funktion als Reiseführer schätzen viele Urlauber das Handy, um mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben. Hotspots in Innenstädten und WLAN im Hotel machen das auch ohne SIM-Karte eines lokalen Mobilfunkanbieters möglich. Viele Touristen erleben aber ihr Urlaubsziel mittlerweile vorrangig über das Display ihres Telefons. Nicht nur das: Wände aus Selfie-Sticks oder Tischnachbarn, die endlos für Instagram-Stories posieren, beeinträchtigen schnell die eigene Erholung.
Digital Detox ist da die logische Gegenwehr. Bislang waren es vor allem Luxus-Restaurants, die ihren Gästen die Handynutzung verboten haben. Kürzlich machte aber hierzulande ein Hotel mit einer ähnlichen Politik Schlagzeilen. Das Weinstadt-Hotel bei Stuttgart bittet seine Gäste, im Restaurant, im Frühstückssaal und auf der Terrasse auf die Nutzung von Smartphone und Laptop zu verzichten. Ruhe, Privatsphäre und Geselligkeit bekommen auf diese Weise einen besonderen Schutzraum. In den Zimmern und in der Lobby aber darf das WLAN weiterhin gern genutzt werden. Einen Schritt weiter geht es bei ASI Reisen, einem Anbieter von Wander- und Trekkingtouren. Bei bestimmten Reisen werden zu Beginn die Handys abgegeben – freiwillig, natürlich.
Digital Detox ohne Selbstdisziplin
Ein Offline-Urlaub lässt sich auch ganz einfach selbst planen. Ferien in den Bergen oder eine Kreuzfahrt auf hoher See setzen der Internetnutzung natürliche Grenzen. Da schaut dann sogar der YouTube-süchtige Nachwuchs mal vom Bildschirm hoch. Eine andere Möglichkeit: Einfach mal den Datenverkehr ausschalten, wenn für den Urlaub nötige Online-Dienste gerade nicht benötigt werden. Karten-Apps bieten zudem eine Offline-Funktion, die nur mithilfe von GPS zum gewünschten Ziel lotst.
Wem das alles zu radikal ist, der kann schon mit kleinen Schritten den ständigen Status-Updates entfernter Bekannter entfliehen. Deaktiviere vor der Ankunft am Ferienort die Benachrichtigungen von Apps. Damit ist die ständige digitale Ablenkung schon stark eingedämmt. Du hast zwar gute Vorsätze, wirst aber am Ende doch wieder schwach? Da kann es eine Überlegung wert sein, ein altes Handy mit in den Urlaub zu nehmen. Wohl jeder hat in der Schublade den Vorgänger des jetzigen Smartphones liegen. Der ist für Anrufe, E-Mails, Fotos und einfaches Navigieren vermutlich bestens geeignet. Aber womöglich ist das Display etwas zu klein, um sich damit längere Zeit beschäftigen zu wollen. Netter Nebeneffekt dieser Digital-Detox-Methode: Das teure Hauptgerät ist daheim sicher vor Meer, Sand oder Langfingern.
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Von Jonathan Berg