Museen sind schon lange keine „Gähnfaktoren“ mehr bei der Stadtbesichtigung. Viele Einrichtungen wetteifern hinsichtlich Originalität, Interaktivität und Attraktivität um die Gunst der Besucher. Und die sind anspruchsvoll geworden, bekommen dafür nun auch eine Menge geboten. Wir haben uns unter den witzigsten und exotischsten Museen mal umgesehen.
Bananenmuseum, Sierksdorf
In Sierksdorf an der Ostsee hat der Sammler Bernhard Stellmacher – Künstlername „Stelli Banana“ – Bananen in jeder erdenklichen Ausführung zusammengetragen: als Plattencover, Bananomat oder im Original-Stich von Maria-Sybilla Merian. Mittlerweile finden sich dort tausende Exponate aus aller Welt, die ihm zum Teil auch von anderen bananenbegeisterten Reisenden mitgebracht werden. Die wild zusammengewürfelte Ausstellung ist nicht didaktisch aufbereitet, sondern soll von den Besuchern selbst erforscht werden. Das kann man jedes Wochenende tun; der Eintritt ist frei.
Toilettenmuseum, Prag
Das „Museum historischer Toiletten und Nachttöpfe“ ist in Mitteleuropa einzigartig und existiert erst seit 2014. Zu den interessantesten Exponaten gehört ein Nachttopf, der für den Dampfer Titanic produziert wurde, und einer aus dem Schlafzimmer Abraham Lincolns. Viel interessanter noch als die Nachttöpfe sind die Geschichten dazu, die gleichzeitig die Historie der Hygiene über ein paar Jahrhunderte hinweg erzählen. Denn nicht nur im edlen Pacific Express wurden die vollen Nachttöpfe einfach aus dem Fenster geworfen.
Hundehalsbandmuseum, Kent
Das Dog Collar Museum im Leeds Castle ist ein Beweis für den skurrilen Humor der Briten – oder für ihre Hundeliebe? Mehr als 100 Halsbänder, die zum Teil über 500 Jahre alt sind, werden hier ausgestellt und erklärt – von furchterregenden Stachelhalsbändern, die die Hunde einst vor Angriffen durch Bären und Wölfe schützen sollten, bis hin zu üppig verzierten Lederhalsbändern neueren Datums. Hunde selbst dürfen leider nicht ins Museum.
Deutsches Zusatzstoffmuseum, Hamburg
„Zusatzstoffe gehören ins Museum. Nicht ins Essen.“ Das Statement des Museums klingt lustig, möchte aber auf bitterernste Tatsachen aufmerksam machen. Tausende von Lebensmitteln werden mit Zusatzstoffen aufgemotzt: mit Emulgatoren und Stabilisatoren, Farb- und Konservierungsstoffen, Aromen, Backmitteln und Geschmacksverstärkern. Wer sich genauer darüber informieren möchte und hinter die Geheimnisse der oft mysteriösen Abkürzungen unter den Inhaltsstoffen kommen möchte, kann sich hier über sämtliche Additive, ihre Geschichte sowie ihre Funktion informieren – interaktiv und ansprechend aufbereitet.
Isländisches Phallusmuseum, Reykjavik
Nichts für schwache Gemüter ist das Isländische Phallusmuseum in Reykjavik: Über 280 konservierte Penisse sowie Teile davon sind darin ausgestellt. Allerdings keine menschlichen, sondern die von beinahe allen Land- und Meeressäugern in Island, darunter 56 Exemplare von 17 Wal-Arten, 38 Exemplare von sieben verschiedenen Robben- und Walross-Arten sowie ein Bären-Penis. Über 350 Kunst- und Gebrauchsgegenstände runden die Sammlung rund um den Phallus ab. Und der Souvenir-Shop verkauft Designer-Kondome ...
Schnarchmuseum, Alfeld
Das Schnarchen hat die Menschen schon seit jeher geplagt – bzw. die, die daneben liegen müssen. Man ist deshalb schon auf die verrücktesten Ideen gekommen, dieses zu unterbinden – mit festen Ledermasken, Medikamenten oder elektronischen Apparaturen. Das Schnarchmuseum in Alfeld (Niedersachsen) hat viele Hilfsmittel aus unterschiedlichen Zeiten gesammelt und stellt sie als amüsantes Kuriositätenkabinett aus. Betreiber des Museums ist die Alfelder Schlafapnoe-Gesellschaft, die älteste Selbsthilfegruppe für Schlafapnoeiker in Deutschland.
Deutsches Currywurst Museum, Berlin
So wie die Brezel zu Bayern gehört (oder auch nicht, Näheres siehe nächstes Museum), gehört die Currywurst zu Berlin. Deshalb ist diesem Kultimbiss auch eine umfangreiche Ausstellung gewidmet – zum Anfassen, Ausprobieren und Mitmachen. Da gibt es eine virtuelle Zubereitung von Currywürsten, eine Gewürzkammer mit Riechorgeln, ein Wurstsofa zum Entspannen, Ketchupflaschen-Hörstationen mit kultigen Currywurstsongs und natürlich eine originalgetreue Imbissbude.
Brezelmuseum, Erdmannshausen
Eines gleich vorneweg: Das Brezelmuseum befindet sich – entgegen aller Vermutung – nicht in Bayern, sondern in Baden-Württemberg! Denn auch wenn sich die Münchner die Begriffe „Bayerische Brezn“ und „Bayerische Brezel“ haben schützen lassen, ist sie in ganz Süddeutschland und in Österreich verbreitet. Dies und noch viel mehr erfährt man im erst 2016 eröffneten Brezelmuseum, das allerlei kuriose Brezel-Gegenstände ausstellt. Für Bäckerlehrlinge ist der Eintritt übrigens frei.
Nasothek, Kopenhagen
Wissen Sie, was eine Nasothek ist? Dort werden Nasen von Porträtbüsten und Statuen aufbewahrt. Diese hatte man bis ins 19. Jahrhundert hinein rekonstruieren lassen, wenn einem steinernen Kopf das Riechorgan abgebrochen war. Nachdem man nun aber die Authentizität der Büsten für wertvoller hält als ihre Vollständigkeit, wurden nachträglich angebrachte Nasen wieder abgenommen. Und in Kopenhagen in der „Ny Carlsberg Glyptotek“ ausgestellt. Wem das zu wenig ist, der kann sich auch ganze antike Skulpturen aus Ägypten, Italien und Griechenland in der Glyptothek anschauen.
Museum für Schwangerschaftsabbruch und Verhütung, Wien
Im Wiener „Museum für Schwangerschaftsabbruch und Verhütung“ werden die Geschichte der Verhütung von den alten Ägyptern bis hin zu heutigen Methoden, die Entwicklung des Schwangerschaftstests und Einblicke in die gesetzlichen Debatten rund um den Schwangerschaftsabbruch spannend aufbereitet.
» Mehr spannende MARCO POLO Reise-Reportagen
von Solveig Michelsen