Schon mal was von Guinea-Bissau gehört? Oder von dem Land, das seine Staatskasse aufzubessern versucht, indem es Reisepässe an Ausländer verkauft? Die unbekanntesten Länder der Welt sind in der Regel sehr klein und müssen sich deshalb eine Menge einfallen lassen, um über die Runden zu kommen. Aber auch kulturell bedingt gibt es viele Besonderheiten. Wir sind auf zahlreiche Kuriositäten gestoßen.
Antigua und Barbuda: Zwischen Nordatlantik und der Karibik dämmert ein unbekannter Inselstaat namens Antigua und Barbuda vor sich hin, der aus zwei bewohnten und einer unbewohnten Insel besteht. Bemerkenswert sind zwei Superlative, mit denen es das Land 2006 ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hat: Antigua und Barbuda ist sowohl das heiratsfreudigste Land als auch das mit der geringsten Selbstmordrate.
Guyana: Auf dem südamerikanischen Festland, genauer gesagt zwischen Brasilien und Venezuela, drängen sich drei kleine Staaten aneinander: Guyana, Suriname und Französisch-Guayana. Die offiziell englischsprachige Kooperative Republik von Guayana zählt nur etwas über 700.000 Menschen und sorgt in den Medien eher für traurige Schlagzeilen: Zum einen ist es das einzige südamerikanische Land, in dem die Todesstrafe noch angewandt wird; im Jahr 1978 sorgte der Aufruf eines Sektenführers zum Massensuizid (über 900 Tote) für weltweite Aufschreie.
Suriname: Unmittelbar angrenzend ist der Staat Suriname – der kleinste ganz Südamerikas –, in dem nicht englisch, sondern niederländisch gesprochen wird. 80 Prozent des Gebiets besteht aus Regenwald mit über 1000 verschiedenen Baumarten, weshalb Biologen aus aller Welt hierher kommen.
Swasiland: Das Königreich Swasiland gehört zu den ärmsten Staaten der Welt: Die meisten Bewohner müssen von weniger als einem Euro pro Tag leben. Rund 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden vom Coca-Cola-Konzern erwirtschaftet, der dort seine afrikanische Hauptniederlassung hat.
Äquatorialguinea: Die ehemals spanische Kolonie besteht aus den Bevölkerungsgruppen der Fang und der Bubi und ist neben der Demokratischen Arabischen Republik Sahara das einzige spanischsprachige Land Afrikas. Kritisiert wird es vor allem wegen seiner fragwürdigen Ausübung der Menschenrechte. Die einzige Menschenrechtsorganisation wird von der Regierung kontrolliert; Radio und Fernsehen befinden sich in Regierungsbesitz. Internationale Zeitungen oder Gewerkschaften existieren nicht.
Guinea-Bissau: Die kleine Republik im Süden des Senegal gehört laut Human Development Index zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. 60 Prozent der Bevölkerung können weder lesen noch schreiben. 90 Prozent der Menschen sind in der Landwirtschaft tätig, jedoch reicht das selbst Angebaute gerade mal für den eigenen Bedarf. In den letzten Jahren ist der kleine Staat vor allem als wichtiges Drehkreuz für den Kokainschmuggel bekannt geworden.
Dschibuti: Ebenfalls in Afrika, aber an der Ostküste, liegt die kleine Republik Dschibuti (knapp 800.000 Bewohner). Taucher freuen sich über die intakten Korallenriffe, Sonnenanbeter über die durchgängig hohen Temperaturen: Dschibuti Stadt ist eine der heißesten Städte Afrikas. Eine Schulpflicht gibt es hier nicht; die Arbeitslosenquote liegt offiziell bei 60 Prozent.
Nauru: Die Koralleninsel im Pazifischen Ozean ist die kleinste Republik der Welt und mit ihren 10.000 Einwohnern der zweitkleinste anerkannte Staat der Erde. Zu Zeiten des Phosphatabbaus konnte sie noch das höchste Pro-Kopf-Einkommen weltweit vorweisen; inzwischen sind die Bewohner auf externe Unterstützung angewiesen. Da Nauru ein Atoll auf der Spitze eines erloschenen Meeresvulkans ist, das nur wenige Meter aus dem Wasser ragt, ist die Insel massiv vom durch den Klimawandel verursachten steigenden Meeresspiegel bedroht.
Tonga: Ebenfalls ein Inselstaat im Pazifik ist das Königreich Tonga – der einzige Staat in Ozeanien, der nie von Europäern kolonialisiert wurde. Dick zu sein gilt in Tonga immer noch als Schönheitsideal, auch wenn die Regierung dem inzwischen entgegenzusteuern versucht. Um die Staatskasse aufzubessern, ließ der König von Tonga ab 1983 Reisepässe an interessierte Ausländer verkaufen. Die "Tongan Protected Person's Passports" werden im internationalen Reiseverkehr aber nicht anerkannt.
Tuvalu: Laut UN-Statistiken besuchen jährlich nur rund 1.200 Menschen den abgelegenen Inselstaat im Pazifischen Ozean. Auch er ist Mitglied im Commonwealth; seine lautmalerische Hauptstadt nennt sich Funafuti. Einigen ist der Inselstaat auch wegen der Top-Level- Domain ".tv" bekannt, deren Verkauf und Vermietung eine wesentliche Einnahmequelle darstellt.
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von Solveig Michelsen