Nordkorea ist das vielleicht geheimnisumwittertste Land der Erde. Die Diktatur ist weitgehend vom Rest der Welt abgeschottet und übt gerade deshalb auf einige Touristen einen besonderen Reiz aus. Eine Reise will sehr gut überlegt und geplant sein.
Reiseanbieter bewerben Urlaub in Nordkorea mit der jahrtausendealten Geschichte, bezaubernden Landschaften, freundlichen Menschen und leeren Autobahnen. Demgegenüber stehen eine brutale Unterdrückung durch den Diktator Kim Jong-un, Hungersnöte, eine miserable Gesundheitsversorgung und auch 2016 Atomtests als Drohgebärden in Richtung Südkorea und der USA.
Zwar hat sich Nordkorea – offiziell: Demokratische Volksrepublik Korea – mittlerweile für den Tourismus geöffnet. Von einem freien Reiseverkehr ist das Land aber weit entfernt. Alle Besuche müssen über die staatliche Tourismusorganisation geplant werden, wodurch Besucher indirekt finanziell das Regime unterstützen. Ausländische Reisende werden während ihres Aufenthalts ständig von Dolmetschern oder Kontrollpersonen begleitet. „Individualtourismus europäischen Zuschnitts gibt es nicht“, informiert das Auswärtige Amt.
Urlaub unter Bewachung
In der Realität bedeutet das: Besuche außerhalb der Hauptstadt Pjöngjang sind grundsätzlich genehmigungspflichtig. Unkontrollierte Kontakte mit Einheimischen sind laut Auswärtigem Amt praktisch unmöglich und der Bevölkerung unter Strafandrohung untersagt. Ausländische Einflüsse werden von der Staatspropaganda grundsätzlich als den Sozialismus zersetzend betrachtet. Wegen angeblich „republikfeindlicher“ Akte wurden Ausländer in der Vergangenheit zu langen Haftzeiten in Arbeitslagern verurteilt. Verboten ist zum Beispiel bereits das Mitführen einer Bibel. Es gibt keine Geldautomaten und in der Regel keinen Internetzugang.
Voraussetzung für den Urlaub in Nordkorea ist ein Visum. Es wird meist bei der Botschaft in Berlin beantragt. Die Vertretung verfügt über keine Internetadresse. Sie kann telefonisch und per E-Mail erreicht werden. Die Einreise ist mit Flugzeug oder Bahn möglich. Die staatliche Fluggesellschaft Air Koryo fliegt von Peking, Shenyang und Wladiwostok nach Pjöngjang. Bei Agenturen gebuchte Pauschalreisen beinhalten meist erst den Flug ab diesen Städten, die Anreise dorthin muss selbst organisiert werden. Air Koryo ist übrigens der Betrieb in der Europäischen Union aus Sicherheitsgründen mit Ausnahme von zwei Flugzeugen verboten.
Strikte Einfuhrbestimmungen
Seit Januar 2013 dürfen auch Mobiltelefone eingeführt werden. Sie können aber vom Zoll beschlagnahmt werden, wenn der Reisende keine nordkoreanische SIM-Karte vorweisen kann. Handys, Computer und Kameras werden bei der Einreise nach verbotenen Inhalten durchsucht (darunter fallen auch Darstellungen sexueller Natur), Dateien werden gegebenenfalls gelöscht. Aufgrund der äußerst schlechten medizinischen Versorgung ist eine gut ausgestattete Reiseapotheke Pflicht. Zudem sollte unbedingt eine Auslandskranken- und Reiserückholversicherung abgeschlossen werden.
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Von Hannah Sommer